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Jörg Haider ist tot

11. Oktober 2008

Der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider ist bei einem Autounfall getötet worden. Die genaue Unfallursache ist noch unklar.

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Jörg Haider, Quelle: AP
Jörg HaiderBild: AP

Der Kärntner Landeshauptmann und Chef des rechtsgerichteten "Bündnis Zukunft Österreich" (BZÖ) Jörg Haider ist am frühen Samstagmorgen (11.08.2008) in Klagenfurt bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der 58-Jährige sei allein mit seinem Dienstwagen auf dem Weg nach Hause gewesen, wie die Polizei im Bundesland Kärnten berichtete. Der genaue Unfallhergang war vorerst ungeklärt. Haider habe kurz vor dem Unfall auf der Loiblpass-Bundesstraße ein anderes Auto überholt, berichtete die Polizei.

Haiders Wagen nach dem Unfall, Quelle: AP
Haiders Wagen nach dem UnfallBild: AP

Fest stand nach Angaben der Polizei, dass Haider mit dem Auto nach rechts von der Fahrbahn abkam. Der VW Phaeton schlitterte eine Böschung entlang über einen Zaun, das Fahrzeug überschlug sich und kam auf den Rädern zum Stillstand. "Der Landeshauptmann erlitt schwerste Verletzungen im Kopf- und Brustbereich", sagte Polizeisprecher Friedrich Hrast der APA. Das Auto wurde bei dem Unfall praktisch völlig zerstört, Haider erlag seinen Verletzungen noch am Unfallort, die Rettungskräfte konnten nichts mehr für ihn tun.

BZÖ unter Schock

Der Rechtspopulist hatte zuletzt bei der österreichischen Parlamentswahl am 28. September mit dem BZÖ Erfolge gefeiert: Als Spitzenkandidat holte Haider für seine von der Freiheitlichen Partei (FPÖ) abgespaltene Partei starke Zuwächse und kam auf rund 11 Prozent. Als Politiker hatte er mit rechten Äußerungen immer wieder provoziert. "Für uns ist das wie ein Weltuntergang", sagte Haiders Sprecher und Stellvertreter im Parteivorsitz, Stefan Petzner, der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Haider sei noch bei einer Veranstaltung gewesen und habe nach Hause in die Gemeinde Freistritz fahren wollen, als sich der Unfall ereignete. Dort habe er am Wochenende den 90. Geburtstag seiner Mutter feiern wollen.

Haider (l.) mit Parteifreunden nach den Wahlen im September, Quelle: AP
Haider (l.) nach den Wahlen im September mit ParteifreundenBild: AP

Wie es mit der Partei weitergehen werde, darüber könne man vorerst noch nichts sagen, so Petzner weiter. Die Amtsgeschäfte in Kärnten übernimmt der erste Landeshauptmannstellvertreter Gerhard Dörfler. Er zeigte sich in einer ersten Reaktion tief bestürzt und betroffen: "Ich habe einen Lebensfreund verloren."

Der starke Mann der Partei

"Mit seinem Ableben verliert die Republik einen großartigen Politiker", sagte der Chef der rechten Partei FPÖ, Heinz- Christian Strache, auf die Nachricht. Strache gilt als politischer Ziehsohn Haiders, seit der Spaltung der Partei war das Verhältnis zwischen beiden jedoch äußerst angespannt. Auch die sozialdemokratische SPÖ und die konservative ÖVP zeigten sich vom Tod Haiders tief betroffen und sprachen der Familie ihr Beileid aus. Der Politiker hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Töchter.

Jörg Haider bei einem lokalen Mittelalter-Markt, Quelle: AP
Jörg Haider bei einem lokalen Mittelalter-MarktBild: AP

Als Sohn eines Schuhmachers und einer Lehrerin wurde Haider in Kärnten geboren, nach dem Abitur studierte er in Wien Jura. 1977 machte er dann als FPÖ-Landesparteisekretär die Politik zu seinem Beruf und begann eine steile Karriere. Lange Jahre war der Rhetorik- und Medienprofi der "starke Mann" der Partei. Nach Konflikten mit seiner Heimatpartei hatte sich Haider 2005 mit dem Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) selbstständig gemacht.

Lob für dass Dritte Reich

Haider hatte 1999, auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere, mit seiner FPÖ erstmals die konservative ÖVP überflügelt. Obwohl Haider damals auf einen Posten in der Regierung unter dem ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel verzichtete und Anfang 2000 auch den Parteivorsitz niederlegte, kam es zu heftigen Protesten. Die EU-Staaten hielten monatelang bilaterale Sanktionen gegen Österreich aufrecht. 2002 rief er mit einem Besuch beim irakischen Machthaber Saddam Hussein erneut internationalen Protest hervor. Nach Konflikten mit seiner Heimatpartei hatte sich Haider 2005 mit dem BZÖ selbstständig gemacht.

Für Empörung sorgte Haider in seiner politischen Laufbahn mehrfach mit Kommentaren über die NS-Zeit. Auf die Frage nach den engen Verbindungen seiner oberösterreichischen Eltern zu den Nazis im Zweiten Weltkrieg sagte er: "Im Nachhinein ist man immer klüger." Nachdem er die "ordentliche Beschäftigungspolitik" im Dritten Reich gelobt hatte, musste er als Landeshauptmann von Kärnten 1991 zurücktreten, da die ÖVP ihm die Zusammenarbeit aufkündigte. (stu)