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Junge Kunst auf der Art Cologne 2001

11. November 2001

Die Sorge der Veranstalter hat sich nicht bewahrheitet: Weder Galeristen noch Sammler sind wegen der Terroranschläge und ihrer krisenhaften Folgen der Art Cologne ferngeblieben.

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270 Kunsthändler aus 20 Ländern boten ihre Werke auf der ArtCologne an. Das Angebot auf dem Kölner Messegelände reichte von Werken der Klassischen Moderne und abstrakter Stilrichtungen seit den 50er Jahren bis zur Gegenwartskunst mit den neuesten Tendenzen in den Bereichen Fotografie oder Neuer Medien. In den Bereichen Fotografie oder Neue Medien gab es außer Neuem auch Kontroverses zu entdecken.

25 internationale Künstler unter 40 Jahren sind "Förderkünstler der Art Cologne". Ihre maximal 7.000 Mark (3.580 Euro) teuren Werke standem dieses Jahr für den aktuellen Trend. Und der heißt nach wie vor "Multimedia" und "Fotografie", aber vor allem: Individualismus - alles ist möglich.

So entdeckte der Besucher im Inneren einer Riesen-Schokoladenkugel - außen braun, innen weiß - der Nachwuchskünstlerin Sonja Alhäuser eine Orgie "en miniature": Männer- und Frauenfiguren aus Marzipan, die allein, zu zweit, zu mehreren oder vielen lustvoll oder wollüstig mit ihren Körpern beschäftigt sind.

"Rechts sein heißt für mich: Spaß an der Freude haben. Saufen, Ficken, Schlafen", meint der 18-jährige Arbeitslose Stalin. Er ist einer der 15 "stolzen Rechten", die die "Förderkünstlerin" Bettina Flitner zu einer beängstigenden Rauminstallation aus Fotografie und Text zusammengefügt hat.

Trends gebe es nicht mehr, meint dagegen Ernst Hilger aus Wien, dessen Galerie keine "Förderkünstler" stellt. Dafür aber junge Künstler wie Andreas Leikauf, der mit seinen Acrylbildern vertreten ist aber auch "Gartenzwerge für Arme" macht. Das seien ausrangierte Dosen mit aufgemaltem Gesicht für rund 30 Mark (15 Euro) - im Messeangebot seien sie allerdings nicht vorgesehen.

Jung, individuell und "günstig" ist auch die "Hausfrauenkunst" der Karlsruherin Patricia Waller. Ihr gehäkeltes Büffet aus Würstchen mit Spiegelei, Hummer und Hähnchenkeulen samt Salatblättchen sei auch ironischer Kommentar des Vernissagenbetriebs "und allem, was so dazu gehört".

Den Trend zu Multimedia belegen beispielsweise Video-"Förderkünstler" wie Bettina Pousttchi. In ihrem Video "Reset" gehe es um die "Relativität der Dinge", erklärte die Künstlerin. Ihr Film zeigt sechs der Satzsequenzen, die zum Jahreswechsel 1999/2000 an der New Yorker Wall Street auf dem Leuchtband-Ticker des Dow Jones als Chronologie des vergangenen Jahrtausends gelaufen waren: Fünf davon weisen auf die Apartheidsgeschichte Südafrikas - einer auf den Übergriff auf den Schwarzen Rodney King durch die Polizei von Los Angeles 1991.

Dass auch "konventionelle" Gattungen wie Malerei oder Installation ihren Platz am Kunstmarkt behaupten, zeigen "Förderkünstler" wie Robert Klümpen mit seinen belebten Darstellungen von Trinkhallen oder Bob Gramsma, in dessen sperrige Installation aus übereinander getürmten Secondhand-Schrankwänden der Besucher eintreten kann, um durch das Mittelteil eines Busses zu gelangen und als "Schau-Objekt" in einem Kranführerhäuschen zu enden.