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Juergen Teller: Modefotograf und Fußballfan

Sabine Oelze10. Juni 2016

Seine Karriere startete mit Aufnahmen der Band Nirvana. Seitdem ist Juergen Teller als Fotograf weltberühmt. Nun widmet ihm die Bundeskunsthalle in Bonn eine Werkschau, in der auch Fußballfans nicht zu kurz kommen.

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Ausstellung Jürgen Teller Enjoy your Life Bundeskunsthalle
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Juergen Teller (Artikelbild) wurde 1964 in einem süddeutschen Dorf geboren. Seit er Anfang 20 ist, lebt er als Fotograf in London. Seine Aufnahmen - meist umfangreiche Serien für Modelabel wie Vivienne Westwood oder Marc Jacobs - sind weltweit gefragt. Wer die Bundeskunsthalle in Bonn betritt, steht vor einer gigantischen Fototapete: Zu sehen ist Juergen Teller selbst, der mit Familie und Freunden die WM 2014 schaut. Auf die EM 2016 freut er sich auch schon. Schließlich hat er ein besonderes Projekt vor. Hier erzählt er, wie der Fußball sein Leben prägt.

"Fußballer spielen ja nicht nur Fußball, sondern zur Entspannung auch sehr gerne Golf. Und Pep Guardiola hat sich von mir beim Golfen fotografieren lassen. Der war sogar ziemlich gut, der Guardiola. Neben Müller war er der Beste, aber Müller und Guardiola waren wirklich super.

Fußball hängt stark mit meiner Kindheit zusammen. Das war mein einziges Ventil, wo ich Freiheit hatte, wo ich weg war von meinem Vater. Es war natürlich auch eine ganz andere Zeit, in der er groß wurde. Er war der jüngste Sohn der Familie. Er musste sehr hart arbeiten. So wollte ich nicht leben, denn Schule war auch total bescheuert und Fußball spielen konnte ich gut. In meinem Dorf war ich im Vergleich zu den anderen auch so 'Champions –Leaguemäßig' drauf. Und das hat einfach irrsinnig Spaß gemacht, wenn man da zusammenspielt mit seinen Freunden. Wenn man abgibt, rüber spielt und dann ein paar Leute austrickst. Und dann schießt man drauf und das Ding fliegt so ins Netz rein.

Man muss etwas für den Geist tun, man muss aber auch körperlich etwas machen. Also beides zusammen. Man fühlt sich auch geistig gut, wenn man Sport macht. Genauso gut wie bei einer interessanten, intellektuellen Konversation. Da kommt erst mal mein Interesse für den Fußball her.

Fußballspielen ist genauso wie eine intellektuelle Konversation

Dann macht es einfach unheimlich Spaß, diesen Künstlern, diesen Gladiatoren zuzuschauen, wie toll die Fußball spielen können. Und dann kommt ja noch dazu, dass man vor dem Fernseher hockt. Vier Wochen lang, das ist ja eigentlich total bescheuert. Aber das Leben ist so schwierig. Man hat so viel Verantwortung im Beruf, in meinem Fotostudio. Für die Leute, die ich beschäftige, für meine Familie, meine Kinder, meine Mutter. Da will man doch auch mal vor dem Fernseher hocken und so einen Scheiß anschauen und da so ganz blöd 'die Sau rauslassen'.

Im Moment fasziniert mich der Fußballer Paul Pogba sehr stark. Der spielt bei Juventus Turin und er spielt auch für Frankreich. Er ist ein Franzose. Er ist exzellent. Er läuft wie kein anderer. Er läuft wie eine Gazelle, andere Leute laufen nicht so. Pogba ist ein großartiger Mittelfeld-Dirigent und er hat einen unheimlichen Drang zum Tor. Es ist unheimlich schön, ihm zuzuschauen.

Aus dem Nichts hat plötzlich Adidas angerufen und gefragt, ob ich nicht Paul Pogba fotografieren will. Da habe ich geantwortet: 'Logisch'. Ich habe mit ihm drei Tage verbracht. Zwei Tage waren wir in Turin und danach habe ich gedacht : 'Genug mit dem Fußball, jetzt gehen wir einfach mal nach Paris vor den Eiffel-Turm.' Meinen Sohn habe ich mitgenommen. Das hilft mir natürlich auch. Ich kann meinen Sohn so toll manipulieren. Ich kann ihn mit reinziehen in dieses Fußballfieber. Wir sind halt die "Männer-Deppen", die da so herumeiern. Das bringt eine unheimliche Kraft, und eine ganz tiefe Freundschaft. Das ist sowohl bescheuert als auch gut. Mein Sohn ist mit nach Paris gefahren und durfte auf Pogbas Schultern sitzen. Er hat im Anschluss von Pogba Boxhandschuhe als Geschenk bekommen. Ich werde Pogba jetzt auch während der EM verfolgen. Hoffentlich kommt Frankreich ins Endspiel der EM, weil ich Paul Pogba fotografieren will bis zum Ende. Vier Wochen lang. Dann spielt er hoffentlich gegen Deutschland. Dann wäre Pogba bis zum Ende mit drin und dann gewinnen wir trotzdem."