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Jubel für Merkel in Nürnberg

Gernot Jaeger3. September 2005

Die Union wollte an diesem Wochenende nochmal richtig Schwung holen beim CSU-Parteitag in Nürnberg. Gernot Jaeger findet, das ist geglückt.

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Ein hoffnungsvoller "Handschlag"Bild: AP

Zwischen den beiden Unions-Schwesterparteien herrscht eine solche Harmonie wie noch nie zuvor. Das ist die zentrale Botschaft aus Nürnberg. Die neue Liebe geht sogar so weit, dass die CSU den ersten Tag ihres Parteitags weitgehend für den Auftritt von CDU-Chefin Angela Merkel reservierte. Selbst CSU-Chef Edmund Stoiber hielt sich im Hintergrund.

Ihm gehörte dann aber der Samstag, der zweite Tag. Rot-Grün warf er vor, fehlendes Wachstum und die hohe Arbeitslosenzahlen seien hausgemachte Probleme. Schuld seien weder die Weltwirtschaft noch die hohen Ölpreise: "Schuld ist eine falsche Politik, Schuld ist Gerhard Schröder.
Rot-Grün blockiert Deutschland. Rot-Grün löst keine Probleme, Rot-Grün ist das Problem. Es ist das Problem!"

Nochmal "Nein"

In seiner Grundsatzrede sprach Stoiber dann alle wichtigen Punkte seines Wahlprogramms an. Die Schlagworte waren: Vorfahrt für Arbeit, niedrigere Lohnnebenkosten, ein neues Steuersystem, Integration von Ausländern statt Multi-Kulti und auch ein Nein zu einem EU-Beitritt der Türkei. "Wer den Beitritt der Türkei erzwingt und erzwingen will, überfordert die EU nicht nur politisch, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell."

Es war ein kämpferischer Stoiber. Trotzdem bekam er bei seiner Wiederwahl als CSU-Vorsitzender mit 93 Prozent der Stimmen einen kleinen Dämpfer - beim letzten Mal waren es noch 97 Prozent. Überstrahlt wurde sein Auftritt ohnehin vom eigentlichen Star des Parteitags, von CDU-Chefin Angela Merkel. Die Delegierten begrüßten sie am Freitag mit frenetischem Jubel.

Stoiber reiht sich ein

Merkel nutzte diese Gelegenheit, die Rot-Grüne Regierung und den Kanzler direkt anzugreifen. Gerhard Schröder habe bei der Wirtschaftspolitik und beim Kampf gegen die Arbeitslosigkeit versagt. "Meine Damen und Herren, Sie erinnern sich alle an den damaligen Kanzler-Kandidaten: 'Wenn ich es nicht schaffe, die Zahl der Arbeitslosen signifikant zu senken, dann bin ich es nicht wert, Wiedergewählt zu werden' - hat Schröder gesagt. Wo der Mann Recht hat, der damalige Kanzlerkandidat und Noch-Kanzler, da hat er Recht. Und da soll ihm zu seinem Recht verholfen werden."

CDU und CSU zeigten sich geschlossen, und Edmund Stoiber schien auch seine Rolle als Nummer Zwei hinter Merkel akzeptiert zu haben - zumindest für den Moment. Mit dem Parteitag können beide Schwesterparteien zufrieden sein. Eines weiß Angela Merkel, die Chefin der großen Unions-Schwester, aber auch nach Nürnberg noch immer nicht. Nämlich ob Edmund Stoiber nach einem möglichen Sieg einen Ministerposten in Berlin will oder ob er lieber in Bayern Ministerpräsident bleibt. Kleine Geheimnisse haben Schwestern eben auch dann noch, wenn sich endlich wieder lieb haben.