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Journalisten fordern Aufklärung

17. September 2009

Neun Jahre nach dem Mord an dem ukrainischen Journalisten haben internationale Journalisten-Organisationen erneut die Regierung in Kiew aufgefordert, die Auftraggeber des Mordes zu finden und zu verurteilen.

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Georgi Gongadze
Georgi GongadzeBild: AP

In einer öffentlichen Erklärung haben vier Journalisten-Organisationen - die Internationale Journalistenföderation (IFJ), der Nationalverband der britisch-irischen Journalisten, die "Gongadse Stiftung" und die ukrainische Nichtregierungsorganisation "Institut für Masseninformationen" - die ukrainische Regierung aufgefordert, das Ermittlungsverfahren im Mordfall Georgi Gongadse neu aufzurollen und endlich die Fahndung nach den Auftraggebern aufzunehmen. Vertreter der Journalisten-Organisationen machten in Kiew deutlich, es habe nicht den Anschein, als wollten Regierung und Justiz die wahren Auftraggeber des Mordes ermitteln.

Auftraggeber sind unbekannt

Der regierungskritische Journalist Gongadse war im September 2000 entführt und ermordet worden. In einem Wald bei Kiew wurde damals sein Leichnam ohne Kopf gefunden. Drei Polizisten wurden im vergangenen Jahr wegen Beteiligung an dem Mord zu Haftstrafen verurteilt. Die Auftraggeber der Tat wurden bis heute nicht ermittelt. Der damalige ukrainische Präsident Leonid Kutschma steht im Verdacht, mitverantwortlich für den Mord zu sein. Erst vor kurzem wurde der ehemalige ranghohe Polizeioffizier Oleksij Pukatsch verhaftet. Er hat inzwischen seine Beteiligung an dem Verbrechen gestanden. Aufgrund seiner Hinweise fanden Ermittler Fragmente eines im Wald vergrabenen Schädels.

Mutter glaubt den Behörden nicht

Lesja Gongadse, die Mutter des ermordeten Journalisten, bezweifelt die Angaben der Behörden, wonach es sich um den Schädel ihres ermordeten Sohnes handeln soll. Sie fordert eine unabhängige Untersuchung des Schädelteils. Sie glaubt den ukrainischen Ermittlern nicht, weil sie befürchtet, dass auf sie politischer Druck ausgeübt werde. Sie will deshalb ein eigenes Gutachten beauftragen, um festzustellen, ob es sich tatsächlich um den Schädel ihres Sohnes handelt. "Ich habe Milchzähne des kleinen Georgi. Daher wird das Fachgutachten hundertprozentig sicher sein", so die Mutter.

Lesja Gongadse rechnet nicht damit, dass die offiziellen Ermittlungen die Wahrheit ans Licht bringen werden. Sie glaubt nicht, dass die wirklichen Auftraggeber jemals gefunden werden. Auch auf Ankündigungen von Strafverfahren gegen diejenigen, die bislang die Ermittlungen behindern, reagiert sie mit Skepsis. Sie plant aber ein Treffen mit dem Generalstaatsanwalt.

Auch Valentina Telitschenko, die Anwältin der Witwe des Journalisten, äußerte die Vermutung, die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft wolle den Fall so schnell wie möglich zu den Akten legen. "Man versucht, den früheren Generalleutnant Pukatsch als Hauptschuldigen zu verurteilen und damit die Akten so rasch wie möglich zu schließen."

Autorinnen: Lilija Grischko, Galina Stadnik, Marina Baranowska
Redaktion: Bernd Johann