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Jonathan Meese schlägt zurück

16. November 2014

Skandalkünstler Jonathan Meese wird doch nicht bei den Bayreuther Festspielen inszenieren. Grund dafür sei jedoch nicht die Kostenfrage, so Meese. Er spricht von Einschüchterungsversuchen und einer "verlogenen" Leitung.

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Jonathan Meese im Juni 2013 im Nationaltheater Mannheim beim Stück "Generaltanz den Erzschiller" (Foto: Uli Deck/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/U. Deck

Am Freitag (14.11.2014) hatten die Verantwortlichen der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth die Trennung verkündet: Das Enfant terrible der deutschen Kunst, Jonathan Meese, wird nicht wie geplant im Sommer 2016 die Oper "Parsifal" inszenieren. Der offizielle Grund: Sein Konzept sei nicht finanzierbar, daran hätte auch eine dreimonatige Nachbesserungsfrist nichts geändert - so steht es in einer Pressemitteilung der Festspiele.

Meese und sein Büro halten das für vorgeschoben: "Die aktuellen Kostengründe sind konstruiert und lediglich ein Vorwand für eine Trennung von Jonathan Meese", teilte das Büro am Sonntag (16.11.2014) mit. Meeses eigene Kalkulation habe das Budget sogar unterschritten. Als er die Verantwortlichen in Bayreuth gebeten habe, ihm ihre Berechnungen zu zeigen, "hat man ihm keine Zahlen vorlegen können, sondern lediglich pauschal und ad hoc behauptet, das Ganze werde zu teuer". Zudem habe Meese selbst Vorschläge zur Finanzierung des Projekts gemacht. Beispielsweise wollte er Sponsoren anwerben. "Dieser Vorschlag wurde ohne eine Begründung von Katharina Wagner abgelehnt", teilte sein Büro mit. Auch Meeses Angebot, mit einer persönlichen Bürgschaft für eine mögliche Kostenüberschreitung bei Bühnenbild und Kostümen zu haften, sei abgelehnt worden.

Festspielleitung sei "verlogen und zynisch"

Jonathan Meese im Juni 2014 im Museum Marta in Herford in seiner Ausstellung "Freundliche Übernahme" (Foto: Beate Depping/dpa)
Vor die Tür gesetzt: Jonathan MeeseBild: picture-alliance/dpa/B. Depping

Im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" kritisiert Meese die Festspielleitung heftig: "Es geht in Bayreuth schon lange nicht mehr um Kunst. Es geht um Selbsterhalt, Macht und den Kampf gegen die sinkende Relevanz". In Bayreuth herrsche eine "Kultur von Befehl und Gehorsam"; Meese sprach auch von Einschüchterungsversuchen. Die Leitung der Festspiele sei "verlogen und zynisch".

Nach den Prozessen um seine skandalträchtigen Auftritte war es in der letzten Zeit ruhig um ihn geworden. Der Künstler war in die Schlagzeilen geraten, weil er in Kunstaktionen NS-Symbole verwendete und den in Deutschland verbotenen Hitlergruß gezeigt hatte. Im vergangenen Jahr musste er sich dafür vor Gericht verantworten. Er berief sich aber auf die Freiheit der Kunst und wurde vom Gericht freigesprochen.

Die braune Vergangenheit der Bayreuther Festspiele

Als die Festspielcheffinnen Katharina Wagner und Eva-Wagner-Pasquier, die Urenkelinnen des Festivalgründers, Meese 2012 verpflichteten, schienen die skandalumwitterten Performances Meeses keine Rolle zu spielen. Bayreuth hielt an Meese fest - auch im Hinblick auf die braune Vergangenheit der Festspiele: Adolf Hitler ging früher in Bayreuth bei Wagners ein und aus, Richard Wagner (1813-1883) äußerte sich wiederholt deutlich antisemitisch. Mehrfach versicherte Katharina Wagner, Meese wisse um die spezielle Konstellation bei den Festspielen. Diese widmen sich seit 1951 alljährlich der Aufführung der zehn letzten Opern des Komponisten Richard Wagner. Wer die Nachfolge von Meese antreten wird, ist noch nicht entschieden.

ld/gmf (Bayreuther Festspiele, dpa, Spiegel)