Johannesburg zwischen Verfall und Wiederauferstehung
Johannesburg kämpft noch immer mit den Auswirkungen der Apartheid. Die Stadt versucht, den Verfall der heruntergekommenen Viertel zu stoppen und die gefährliche Innenstadt wieder zum Leben zu erwecken.
Zwischen Verfall und Wiederauferstehung
Die 1886 nach der Entdeckung gewaltiger Goldvorkommen gegründete Stadt Johannesburg hat schon einige Boom-Phasen hinter sich - und Zeiten tiefer Depression. Davon zeugen auch zahlreiche Gebäude der Stadt, die in den verschiedensten Architekturstilen errichtet wurden.
Neues Leben in Industrieruinen
Das letzte und größte der drei Dampfkraftwerke Johannesburgs im Herzen der Stadt erzeugte von 1934 bis 1942 Strom für die Metropole. Danach verfiel das Industriegebäude, bis es vor zehn Jahren restauriert wurde. Seit 2007 befindet sich hier der Hauptsitz der Bergbaufirma Anglo Gold Ashanti, dem drittgrößten Goldproduzenten der Welt.
Verfallen und verlassen
Die neobarocke Fassade des zwischen 1899 und 1902 gebauten Cosmopolitan Hotels spiegelt den Optimismus des im Goldrausch entstandenen Johannesburg wider. Das im viktorianischen Stil errichtete Haus, das früher auch einen Pub beherbergte, war lange Zeit bei Minenbetreibern beliebt. Seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben, gibt es nun Pläne, das Haus wiederherzurichten und zu nutzen.
Marktflair in der Innenstadt
Nachdem gegen Ende der Apartheid viele südafrikanische Banken und Unternehmen die Johannesburger Innenstadt verließen und sich im Norden der Stadt niederließen, zogen zahlreiche schwarze Südafrikaner aus den Townships und Slums ins Zentrum. Sie beleben heute die Innenstadt mit zahlreichen kleinen Läden.
Frischer Glanz
In den Häusern im Fietas-Stadtteil waren Geschäfte und Werkstätten im Erdgeschoss untergebracht, im ersten Stock Wohnungen. In den 60er und 70er Jahren vertrieb das Apartheid-Regime fast alle Bewohner des Viertels, um für weiße Einwohner Platz zu machen. Ein Großteil der Häuser wurde zerstört. Das Fietas-Museum ist eines der wenigen erhaltenen Bauten im ursprünglichen Stil.
Ein "deutsches" Haus
Der deutsche Architekt Wilhelm Pabst floh 1935 vor den Nazis aus Deutschland und emigrierte nach Johannesburg. Im Gepäck hatte er einen expressionistischen Baustil mitgebracht, den er unter anderem beim 1948 errichteten "Chinese United Club Mansion" im damaligen Chinatown im Zentrum der Stadt einsetzte.
Pistolen vor der Leinwand
Das Avalon-Cinema im Stadtteil Fordburg ist ein Relikt aus einer Zeit, in der Johannesburg noch reich an kleinen Kinosälen war. Mit dem Wegzug vieler weißer Südafrikaner aus dem Stadtzentrum Anfang der 90er Jahre schlossen auch viele der Kinos und wurden abgerissen oder neu genutzt. Das Avalon ist heute ein Waffengeschäft.
Von der Top-Adresse zum Horror-Haus
Kaum ein Gebäude symbolisiert so sehr Aufstieg, Fall und mögliche Wiederbelebung von Johannesburgs Innenstadt wie der Ponte-Turm im Stadtteil Hillbrow. 1975 errichtet, galten die Wohnungen im Turm als Top-Adresse. Nach dem Ende der Apartheid 1994 verkam der Bau und galt als äußerst unsicher. Heute ist das Gebäude mit seinem faszinierenden Ausblick auf die Stadt besonders bei Studenten beliebt.
Auf den Spuren Nelson Mandelas
Auf den ersten Blick unscheinbar, aber historisch bedeutsam ist das Chancellor Haus. 1952 eröffneten hier Nelson Mandela und Oliver Tambo die erste Anwaltskanzlei Südafrikas, die von Schwarzen geführt wurde. In den 1990er Jahren zogen die letzten Mieter aus. Das Haus wurde illegal besetzt und verfiel, bis es ausbrannte. Heute beherbergt das renovierte Haus ein Museum.
Warten auf neue Bewohner
Ein typischer Anblick in Johannesburgs Innenstadt. Gebäude aus der Boomzeit Johannesburgs zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die mit dem Ende der Apartheid verlassen und vernachlässigt wurden. Erst seit kurzem werden alte Häuser von Investoren gekauft und teilweise wieder hergerichtet.
Spuren der Vergangenheit
"Lies Beeld", besagt dieses verrostete Werbeschild in der Johannesburger Innenstadt. Die Zeitung "Beeld" war und ist eine der meistgelesenen Boulevardzeitungen in Südafrika, die in der Sprache Afrikaans erscheint. Die erste Ausgabe des Blattes kam 1974 auf den Markt. Es wird vor allem von weißen Südafrikanern gelesen.
Zeugen des Terrors
Transparentes Gebäude mit grausamer Vergangenheit: zu Zeiten der Apartheid wurden im 10. Stockwerk des Polizeigebäudes im Zentrum Johannesburgs zahlreiche politische Gefangene verhört, missbraucht und gefoltert. Acht von ihnen starben dabei, darunter der Aktivist Steve Biko. Einer wurde von seinen Peinigern aus dem 10. Stockwerk geworfen.