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Johannes Rau: "Die Deutsche Welle ist eine notwendige und wichtige Investition"

2. Juli 2003

Bundespräsident Ehrengast beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des deutschen Auslandsrundfunks - Neues Funkhaus in Bonn offiziell eingeweiht

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Bundespräsident Johannes Rau am 27. Juni 2003 beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Deutschen Welle im Plenarsaal des Bundeshaus BonnBild: DW

"Wir brauchen die Deutsche Welle. Sie ist eine notwendige und wichtige Investition, eine Investition, auf die wir keinesfalls verzichten sollten." Dies sagte Bundespräsident Johannes Rau am 27. Juni 2003 beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des deutschen Auslandsrundfunks in Bonn. "Das Bild von Deutschland im Ausland wird oft von wenigen festen Vorstellungen beherrscht. In drei Stichworten: Nazizeit, Fußballnationalmannschaft, Wirtschaftsmacht. Als viertes spielt vielleicht noch die klassische Kultur eine Rolle." Hier liege eine große Aufgabe für die Deutsche Welle. Sie erreiche "die Interessierten, die Meinungsträger und -macher, die Multiplikatoren".

Der Bundespräsident sagte weiter: "Wir können guten Gewissens für unser Land so werben, wie es ist. Wir stellen seine Kultur vor, die von Goethe bis Grönemeyer reicht, wir stehen zu seiner Geschichte, die neben der unauslöschlichen Schuld auch Zeiten kennt, auf die wir mit einem gewissen Stolz zurückblicken können, wir vertuschen die gegenwärtigen Probleme nicht, aber wir zeigen auch, was uns gelingt."

Die Deutsche Welle leiste einen "wesentlichen Beitrag zu Aufklärung, zu politischer Information, zur Erweiterung des kulturellen Horizontes. Vor allem da, wo Krieg und Bürgerkrieg herrschen, ist das objektive Informationsangebot der Deutschen Welle gefragt." Es sei gut, dass die Verantwortlichen flexibel reagierten und dort ihre Präsenz besonders verstärkten, wo die Probleme am brennendsten seien. "So war es im Balkan, so ist es heute in Afghanistan."

Nicht zuletzt in diesen Krisenregionen habe sich der deutsche Auslandsrundfunk in langen Jahren "einen exzellenten Ruf an Seriosität und Glaubwürdigkeit erarbeitet", hob Bundespräsident Rau hierbei hervor. "Das ist wohl das kostbarste Pfund, mit dem ein Medium wuchern kann." Wenn Deutschlands Name in der Welt einen guten Klang habe, "dann hat die Deutsche Welle daran gewiss ihren Anteil".

Staatsministerin Christina Weiss, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, sagte, wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg habe es die Deutsche Welle vermocht, tiefes Misstrauen im Ausland gegenüber Deutschland zu beseitigen. "Sie hat gesendet, um Vorurteile zu entkräften, sie hat Deutschlands Weg in die Weltgemeinschaft geebnet und die Welt nach Deutschland geholt."

Der Deutsche Bundestag habe "mit großer Mehrheit Einvernehmen über die Zukunft des Senders erreicht. Die Grundzüge der Novelle des Deutsche Welle-Gesetzes sind nicht länger strittig. Wir wollen einen unabhängigen und modernen Sender. Seine Hauptaufgabe sollte darin begründet sein, ein Bild Deutschlands als weltoffene, unverkrampfte, europäische Kulturnation und als demokratischer Verfassungsstaat zu zeichnen. Wir wollen von unserer Tradition künden, mehr Kultur wagen und den Wert der Kommunikationskultur hervorheben. Die Deutsche Welle ist ein fester Pfeiler der auswärtigen Kulturpolitik, längst eine Mittlerin zwischen den Kulturen."

Für eine "so wichtige und international anerkannte Sendeanstalt" sei es "unverzichtbar", so die Staatsministerin, "Klarheit in der finanziellen Entwicklung" zu haben. Weiss wörtlich: "Ich kann Ihnen zusichern, dass die Bundesregierung weiterhin dafür sorgen und auch im Zuge der Erörterung der Gesetzesnovelle dazu beitragen wird, dass Ihr Sender die Finanzausstattung bekommt, die den hohen Anforderungen entspricht."

Die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann sagte auf dem Festakt, für die Bundesstadt beginne eine neue Ära. "Die DW ist der Botschafter für das internationale Bonn und ein unbezahlbarer Werbeträger für unsere Stadt. Der hervorragende Ruf und die hohe Anerkennung der Deutschen Welle in der Welt wirken sich positiv auf das Image unseres Landes, aber auch unserer Stadt im Ausland aus." Der Sender passe hervorragend in das internationale Profil Bonns. Die Deutsche Welle und ihre neuen Nachbarn - wie der künftige UN-Campus oder die Zentrale der Deutschen Post AG - trügen dazu bei, "dass das einst totgesagte ehemalige Regierungsviertel wieder zum pulsierenden Herzen unserer Stadt wird", sagte die Oberbürgermeisterin.

"Fit, firm and fifty - so präsentiert sich die Deutsche Welle heute", sagte WDR-Intendant Fritz Pleitgen, der als Vertreter der ARD auf die gemeinsamen Anfänge von WDR und DW verwies. "Als ihr kleiner Bruder erinnern wir uns voller Sympathie, dass die Deutsche Welle aus dem selben Nest am Wallrafplatz kommt wie wir, aus dem legendären NWDR, dem Nordwestdeutschen Rundfunk."

Pleitgen erinnerte an seine Korrespondententätigkeit in Moskau vor mehr als 30 Jahren. Gerade für die Andersdenkenden sei die Deutsche Welle "eine unverzichtbare Nachrichten-Ressource und zugleich auch Mutmacherin" gewesen.

Heute sei die DW die reichweitenstärkste Institution auswärtiger Medien- und Kulturarbeit und eine weltweit hochgeschätzte Institution, die auch den Vergleich mit anderen Auslandssendern nicht zu scheuen brauche. Pleitgen: "Es ist im Interesse unseres Landes und vieler Menschen in der Welt, dass die Deutsche Welle ihre Arbeit mit Elan, Können und Kreativität fortsetzt."

Der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann, hob hervor, die Deutsche Welle habe sich "aus bescheidensten Anfängen zu einem modernen Medienunternehmen entwickelt. Heute verfügen wir über eine Vielfalt, die in der deutschen Medienlandschaft einzigartig ist."

Bettermann richtete seinen Dank insbesondere an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "die mit ihrer Arbeit, ihrem Engagement und ihrer hohen Professionalität den Sender zu dem gemacht haben, was er heute ist: Ein vitales Medienunternehmen, das in Programm, Technik und Verwaltung für Innovation, Flexibilität und Qualität steht."

Die mediale Entwicklung - vorangetrieben durch die Digitalisierung - mache die Welt zum Dorf, in dem jeder mit jedem multimedial kommunizieren könne. Diese Technologie brauche jedoch Menschen, die diesen Dialog der Kulturen moderieren könnten, "Fachleute für die Kommunikation zwischen den Kulturen, Sprachen, Ethnien, Menschen in anderen kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Lebensumständen."

Bettermann: "Und dieses Know-how ist genau das, was die Deutsche Welle bietet." Der Sender wolle Mittler im Dialog der Kulturen sein, er stehe für Verständigung und sei für viele Menschen auf der Welt die Stimme der Freiheit. "Dies sind die programmlichen Botschaften von DW-RADIO, DW-TV und DW-WORLD.DE."

Im Anschluss an den Festakt im früheren Plenarsaal wurde das neue Funkhaus der Deutschen Welle in der Kurt-Schumacher-Straße offiziell eingeweiht. Bundespräsident Johannes Rau öffnete mit einem symbolischen Knopfdruck die Türen des Haupteingangs, gemeinsam mit den Vorsitzenden des Rundfunk- und Verwaltungsrats der Deutschen Welle, Valentin Schmidt und Dr. Franz Schoser.

Unter den rund 1.200 Gästen der Jubiläumsfeier waren hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: zahlreiche Abgeordnete des Deutschen Bundestages, unter anderen die Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien, Monika Griefahn, EU-Kommissar Günter Verheugen, NRW-Medienstaatssekretärin Miriam Meckel, die Intendanten von Voice of America, BBC-World und Radio France Internationale sowie der Voice of Nigeria, und die früheren DW-Intendanten Professor Dieter Weirich und Dr. Heinz Fellhauer.

27. Juni 2003
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Fotos von Festakt und Einweihung auf Anfrage digital:
Tel. 0228/429-2022 (-2911) - E-Mail an: fotos@dw-world.de