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Jobs für über 40-Jährige

5. April 2010

Ältere Arbeitssuchende bekommen nur schwer einen neuen Job in Deutschland. Gerade auf diese Klientel hat sich die Kölner Agentur Zeit-Sprung spezialisiert. Hier kümmert man sich ausschließlich um Menschen über 40.

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Ein großes A (Arbeitsamt) auf einem Foto mit vielen Menschen (Foto: dpa)
Ältere Arbeitnehmer haben es schwer auf dem ArbeitsmarktBild: picture-alliance/ ZB

In der Personalagentur Zeit-Sprung geht es hektisch zu: Telefonate, Besprechungen, Termine. Das helle Zweizimmerbüro des Leiters Dirk Uwe Krüger ist überfüllt mit Aktenordnern und Zeitungen mit Stellenanzeigen. Der Terminplaner an der Wand ist bunt von den vielen Notizen und Eintragungen. Der Arbeitsalltag des Personalvermittlers ist auf die Minute genau verplant. Täglich landet eine Fülle von Bewerbungen auf seinem Schreibtisch. Er muss sie sich anschauen und auswerten.

Häufiger Grund - "viel zu alt"

Meistens wenden sich Fach- und Führungskräfte an die Kölner Arbeitsvermittlung, angefangen vom Ingenieur und Betriebsleiter über Techniker und Einkäufer bis hin zu Sachbearbeitern und Handwerkern.

Glasscheibe mit dem Aufdruck 'Jobs' (Foto: AP)
Jobs nur für Jüngere?Bild: AP

Einer der neueren Klienten ist der Maurermeister Stefan Fett. Der 46-Jährige ist ein groß gewachsener Mann. Mit seinen kurzgeschnittenen Haaren und seiner kräftigen Statur sieht er aus, als lasse er sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Dem Aachener wurde nach 22 Jahren Festanstellung in einer Baufirma gekündigt. Der Grund sei der Stellenabbau als Folge der Wirtschaftskrise, so Fett. "Das war für mich erstmal eine ganz traurige Erfahrung, weil ich meinen guten Job verloren habe." Auch finanzielle Einbußen beklagt Fett, der nach seiner Kündigung dutzendweise Bewerbungen schrieb. Was Fett besonders frustriert: Oft bekam er noch nicht einmal eine Antwort. Und wenn etwas kam, waren es Absagen. Der häufigste Grund war: zu alt.

Die Headhunter klopfen nicht mehr

Nach sechs Monaten verzweifelten Suchens wandte sich Stefan Fett an die Kölner Arbeitsvermittlungsagentur Zeit-Spung. Ihr Gründer Dirk Uwe Krüger vermittelt ausschließlich Menschen ab 40 Jahren aufwärts. Es ist das einzige Unternehmen dieser Art in Deutschland. Die Firma existiert seit 2003 und hat sich in der Branche mittlerweile etabliert.

Krüger war früher bundesweit für Personaldienstleistungsunternehmen tätig. "Und irgendwann kommt man in das Alter, dann wird man 40, dann merkt man, dass die Headhunter einen nicht mehr anrufen, und das liegt wahrscheinlich am Alter." Krüger gesteht, früher selbst oft Jüngere den Älteren vorgezogen zu haben. Dann aber habe er nachgedacht und sich gefragt, was er selbst in Zukunft machen wolle. So wurde die Idee geboren, sich genau um die Über-40-Jährigen zu kümmern.

Schlimmster Gegner: Vorurteile

Krüger und seine neun Kollegen suchen Personal im Auftrag großer Firmen wie etwa Call-Center, Softwareunternehmen oder Maschinenbaufirmen. Dafür geben sie Stellenausschreibungen auf und wählen sorgfältig die Bewerber aus, die sie anschließend dem Arbeitgeber vorschlagen.

Der Chef der Kölner Agentur "Zeit-Sprung" Dirk Uwe Krüger (Foto: Krüger)
Dirk Uwe Krüger, Chef der Kölner Agentur Zeit-SprungBild: Dirk Uwe Krüger

Fast immer muss der 49-jährige private Personalvermittler mit Vorurteilen der Entscheider kämpfen und sie von den Vorteilen eines neuen Mitarbeiters über 40 überzeugen. "Ein ganz wichtiges Argument ist die Lebenserfahrung, die Sicherheit, die Souveränität, das Fachwissen, die soziale Kompetenz, die die Menschen haben, häufig im Gegensatz zu vielen Jüngeren." Außerdem hilft Krügers Ruf. Wenn Krüger den Firmen einen Bewerber ausgesucht hat, bekommt der eher die Chance auf ein Bewerbungsgespräch. Der Arbeitsvermittler freut sich: "Und dann sagen sie häufig: 'Ja, nehmen wir doch!'."

Fettnäpfchen aus dem Weg räumen

Über 4000 Arbeitslose ab 40 Jahren aufwärts hat Dirk Uwe Krüger in seiner Kartei. Nicht für jeden Arbeitssuchenden findet er eine Stelle, doch einige Hunderte habe er bereits in den Arbeitsmarkt integriert. Von den Bewerbern selbst nimmt die Firma Zeit-Spung keine Provision. Das Honorar erhält sie von den Arbeitgebern nach der erfolgreichen Einstellung eines Arbeitssuchenden.

Jeder Vermittlungserfolg ist die Frucht harter Arbeit, betont Krüger. "Wir wollen gerne, dass A und B zusammenkommen. Deswegen wollen wir alle Fettnäpfchen, die es auf dem Weg zum Ziel gibt, ausräumen." Krüger gibt dem Bewerber Tipps und klärt den Arbeitgeber über alle Stärken und Schwächen des Kandidaten auf.

Die Geschäftsidee von Dirk Uwe Krüger ist aufgegangen, das Unternehmen expandiert. Die Mitarbeiter der Arbeitsvermittlungsagentur Zeit-Spung sind mittlerweile in insgesamt acht Bundesländern tätig.

Autorin: Nadja Baeva

Redaktion: Monika Lohmüller