Jil Sander, Königin des Weglassens
Seit Jahrzehnten designt Jil Sander Mode mit lässigem Chic und minimalistischer Eleganz. Nun widmet ihr das Frankfurter Museum für Angewandte Kunst (MAK) die weltweit erste Einzelausstellung.
Klassisch, klar
Wenige deutsche Modeschöpfer haben sich international so einen Namen gemacht wie Jil Sander, die seit 1968 im Geschäft ist. Bereits ihre erste Damenkollektion 1973 bescherte ihr den Ruf einer Luxus-Designerin mit klassischem Stil.
Avantgarde und doch lässig
Sie mache lässige Avantgarde-Mode für Frauen, so beschrieb Jil Sander (hier selbst im Bild) zu Beginn ihren Stil. Sander kreierte aus hochwertigen Stoffen klassische, zeitlose Mode, die büro- und freizeittauglich war. Die Ausstellung "Jil Sander. Präsens" im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst (MAK) ist ganz dem Erfindungsreichtum und der kreativen Kraft der norddeutschen Designerin gewidmet.
Ganz in der Gegenwart
Der Titel der Ausstellung ist mit Bedacht gewählt, denn die weltweit erste Einzel-Schau ihrer Werke ist eine multimediale Präsentation. Beleuchtet werden die "Auswirkungen ihrer Gestaltungshaltung auf Ästhetik, Material und Form von Mode- und Produktdesign" - und sogar von Architektur und Gartenkunst.
Bauhaustradition
Inspiriert wurde die Modedesignerin von der puristisch-funktionellen Ästhetik des Bauhausstils. Keine Schnörkel, keine Effekthascherei, dafür hochwertige Stoffe, makellos geschneidert: Nicht von ungefähr bekam die heute 73-Jährige den Spitznamen "Königin des Weglassens".
Typisch Jil Sander
Sanders Mode war puristisch, schnörkellos, klassisch - ganz anders als die blumigen Pariser Exzesse. 1979 kam eine Duftlinie der "Queen of less" hinzu, die auch binnen kürzester Zeit zum Klassiker wurde. Seitdem sind noch viele neue Duft-Kreationen dazu gekommen.
Neue Sachlichkeit
Die Jil Sander-Kollektionen waren besonders in der Ära der Supermodels begehrt, als Fotografen wie Peter Lindbergh Weiblichkeit neu definierten, Frauen als robust und nicht zerbrechlich darstellten. Sanders smarte Hosenanzüge wurden für Kampagnen fotografisch perfekt in Szene gesetzt, ganz im Sinne der Neuen Sachlichkeit, einer Stilrichtung der Fotografie.
Schlichter Schnitt
In den 80er und 90er Jahren eroberte der klare, puristische Jil Sander-Look mit den neutralen – aber niemals langweiligen – Farben London und New York. Sanders Damenmode war bemerkenswert ohne auffällig zu sein, ungewöhnlich in einer Ära, in der die Damenwelt den gängigen Begriff "dress for success" durchaus ernst nahm.
Qualität im Design
"Jil Sander. Präsens" wurde in enger Zusammenarbeit mit der Mode-Ikone erarbeitet und von MAK-Direktor Matthias Wagner K kuratiert. Unterteilt ist die Ausstellung nach unterschiedlichen Themenbereichen - von Catwalk über Kollektionen, Accessoires, Kosmetik, Fotografie und Kunst bis hin zu Architektur und Gartenentwürfen. Die Ausstellung im MAK läuft vom 4. November 2017 bis 6. Mai 2018.