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Jeanne d'Arc der Menschenrechte

Petra Tabeling 12. September 2002

Mary Robinson tritt von ihrem Amt als Kommissarin für Menschenrechte zurück. Die ehemalige irische Präsidentin gilt seit langem als Kämpferin für die Menschenrechte. Ein Porträt einer ungewöhnlichen Frau.

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Mary Robinson: Kämpferin für MenschenrechteBild: AP

Ihre Freunde sagen sie sei kämpferisch, ihre Feinde bezeichnen sie als streitbar. Eines ist Mary Robinson auf jeden Fall: ungewöhnlich. Die jüngste Rechtsanwältin Irlands, die erste Frau im irischen Präsidenten-Amt, die erste Frau in der Mission des UN-Menschenrechtskommissariats in Genf.

Steile Karriere mit Steinen

Mary Robinson hat viel erreicht im Laufe ihrer beruflichen und politischen Karriere. Und die begann früh, sehr früh für ein Land, dass noch in den 70er und 80er Jahren weder Frauenrechte und schon gar keine Frauenkarrieren förderte: Als Tochter eines Arztehepaares, zusammen mit vier Brüdern 1944 im Westen Irlands geboren, studierte die Irin Jura und Romanistik in Dublin und Harvard. 1969, mit 25 Jahren als jüngste irische Professorin überhaupt, wurde sie Professorin für Verfassungs- und Strafrecht am renommierten Trinity College in Dublin und Abgeordnete im irischen Senat, dem Dail (oberste Kammer des irischen Parlaments),

Umstrittene Wegbereiterin in Irland

Und kämpfte in dieser Position engagiert für die Rechte der benachteiligten Minderheiten in Irland: Für die Gleichberechtigung der Frauen in der männlich dominierten irischen Gesellschaft erreichte sie soviel wie niemand zuvor. Kaum als Abgeordnete in den Senat berufen, sorgte sie bereits für Aufsehen: Sie wollte ein Gesetz einbringen, um das staatliche Verbot von Verhütungsmitteln aufzuheben. Und dieses Anliegen kam ausgerechnet von einer seinerzeit ledigen jungen Frau!

Ihre politischen Ziele und somit dem Einsatz für Minderheiten verschrieb sich die exzellente Anwältin auch mit internationalen juristischen Mitteln: Sie zögerte nicht, mehr als einmal vor dem Europäischen Gerichtshof zu ziehen, um ihre Forderungen durchzusetzen. Sie erwirkte unter anderem die Gleichstellung unehelicher Kinder und freie Information über Verhütung und Abtreibung. Auch wandte sie sich vehement gegen die Diskriminierung von Homosexuellen in Irland.

Alleingänge einer mutigen Frau

Eine unglaublich starke und mutige Persönlichkeit sei diese Frau, so Ruari Quinn, Vorsitzender der Labour Party in Irland, der Mary Robinson bis 1985 angehörte, gegenüber DW-WORLD. So verwunderte es nicht, dass Mary Robinson 1990 Präsidentin der irischen Republik wurde. Als erste Frau überhaupt.

Auch privat überschritt die katholische Irin Grenzen: 1970 heiratete sie einen Protestanten, Nicholas Robinson, mit dem sie drei erwachsene Kinder hat. Ein seinerzeit religiöser-konfessioneller Skandal: Ihre Eltern blieben prompt der Hochzeit fern. Und als sie sich im Juni 1993 mit dem Sinn-Fein Präsidenten Gerry Adams in Belfast traf, ging sie mit dem mutigen diplomatischen Versuch für London, Belfast und Dublin gleichermaßen einen Schritt zu weit.

Internationale Wirkungskreise

Mary Robinson machte sich auch früh einen Namen im europäischen Recht und wurde 1987 in die Internationale Juristenkommission in Genf berufen. Dass sie die weltpolitische Bühne einmal als UN-Menschenrechtskommissarin betreten würde, überrascht ihre damaligen politischen irischen Weggefährten überhaupt nicht.

"Kriegsveteranin der Menschenrechte"

Bereits jetzt schon hat sich Mary Robinson als Gesellschaftsreformerin und Menschenrechtlerin einen einmaligen Platz in der Geschichte erworben: Sie hat Irland in die Moderne geführt und sich weltweit für Menschenrechtsverletzungen eingesetzt, Finger in offene Wunden gelegt, Großmächte wie China und die USA gleichermaßen ermahnt. Die "Kriegsveteranin" der Menschenrechte wird weiter kämpfen, ab dem 1. Oktober diesen Jahres für ethische Fragen der Globalisierung. Neuer Schauplatz: New York.