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Japaner feiern vorläufiges Atom-Aus

5. Mai 2012

In Tokio waren sich tausende Demonstranten einig: "Das ist ein historischer Tag". Zum ersten Mal seit mehr als vier Jahrzehnten kommt Japan komplett ohne Atomstrom aus. Und bislang sind noch keine Lichter ausgegangen.

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Japaner demonstrieren gegen Atomkraft in Tokio (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die Aktivisten in der japanischen Hauptstadt forderten den endgültigen Ausstieg aus der Atomkraft. "Eine neue Ära ohne Atomkraft hat in Japan begonnen", sagte der 56-jährige Mönch Gyoshu Otsu bei einer Kundgebung vor dem Industrieministerium. Der Organisator Masao Kimura sprach von einem symbolischen Tag: "Nun können wir beweisen, dass wir auch ohne Atomstrom leben können."

Zuvor war in der drittgrößten Industrienation der Welt auch der letzte noch aktive Meiler für planmäßige Wartungsarbeiten vom Netz gegangen. Das sehen die japanischen Vorschriften alle 13 Monate vor. Derzeit stehen jedoch alle Reaktoren des Landes still, weil die jeweiligen Regionen die gewarteten Atomkraftwerke nicht wieder ans Netz lassen. Als Ersatz dafür haben die Energiekonzerne bereits stillgelegte Thermalkraftwerke wieder angefahren.

Die Menschen wenden sich von der Atomkraft ab

Umweltschützer sehen in dem erzwungenen Atom-Stopp eine Chance für eine grundlegende Wende in der Energiepolitik des Landes. Die 54 Kernkraftwerke haben bis zum GAU in Fukushima rund 30 Prozent des Strombedarfs des Landes abgedeckt und die drei großen AKW-Hersteller Hitachi, Mitsubishi und Toshiba verfolgten eine Exportstrategie. Doch nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat sich die Stimmung unter den Japanern komplett gedreht: Nach jüngsten Umfragen sind 80 Prozent der Bevölkerung für einen Ausstieg aus der Atomkraft.

Japan ohne Atomstrom

Stromkonzerne warnen nun vor Engpässen während der schwülheißen Sommermonate. Dafür könnten vor allem die stromfressenden Klimaanlagen sorgen, heißt es bei Kansai Electric Power, das die Großstädte Osaka, Kyoto und Kobe versorgt. Die Firma verzeichnete 2011 einen Verlust von 2,28 Milliarden Euro aufgrund der hohen Kosten für die Wiederinbetriebnahme zuvor abgeschalteter Wärmekraftwerke.

Japan kann seine Klimaziele nicht einhalten

Bisher sind Engpässe ausgeblieben, doch für Regierung, Industrie und Verbraucher ist der derzeitige Zustand unbefriedigend. Der verstärkte Einsatz von Kohle, Gas und Erdöl zur Stromproduktion erhöht den Kohlendioxidausstoß und die Abhängigkeit des ressourcenarmen Landes von der Einfuhr fossiler Energien. Für die Verbraucher steigen die Preise, zudem sind sie angehalten, ihren Verbrauch zu drosseln.

rb/nis (afp, dapd, dpa, rtr)