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Japans Furcht vor der Deflation

27. Mai 2016

In Japan droht offenbar eine Rückkehr der Deflation. Den zweiten Monat in Folge fielen die Verbraucherpreise. Das könnte Konsequenzen haben für die von der Regierung Abe geplante Steueranhebung.

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Japan Einkaufen Geschäfte Rezession
Bild: AFP/Getty Images/Y. Tsuno

Im April gingen die Preise in Japan um 0,3 Prozent im Jahresvergleich zurück. Das Minus bei der sogenannten Kernrate für die Inflation fiel zwar etwas geringer aus als von Experten erwartet, schürte aber erneut Sorgen um den Zustand der japanischen Wirtschaft. Die Kernrate misst bei Verbraucherpreisen zwar Kosten wie die für Energie, aber nicht schnell schwankende Preise wie für frische Lebensmittel.

"Der jetzige Rückgang ist nicht nur durch den Ölpreis verursacht, sondern durch Preisrückgänge auch bei anderen Gütern. Das ist ein Zeichen dafür, dass Japan wieder in die Deflation zurückfällt", sagte der Chefökonom von SMBC Nikko Securities, Junichi Makino. Gefährlich wird eine Deflation dadurch, dass anhaltend fallende Preise den Konsum von Verbrauchern und die Investitionen von Unternehmen auf breiter Front ausbremsen.

Japan Nikkei Index
Sorgen um die japanische WirtschaftBild: Reuters/Y. Shino

Inflationsziel zwei Prozent

Die neuen Daten steigern den Druck auf die Zentralbank, weitere Anreize zu schaffen, um das eigene Ziel einer Inflationsrate von zwei Prozent zu erreichen. Im April 2013 hatte die Bank von Japan mit einem Programm extrem lockerer Geldpolitik begonnen, um der Deflation entgegen zu wirken. Die jüngsten Preisdaten zeigen, dass die Erfolge des Programms begrenzt sind.

Die Wirtschaft des Landes kam in den ersten drei Monaten des Jahres nur knapp an der Rezession vorbei. Im letzten Quartal des Vorjahres war die japanische Wirtschaft geschrumpft. Viele Volkswirte prognostizieren auch für das laufende Quartal kaum Wachstumm.

Abe unter Druck

Angesichts der anhaltend schwächelnden Wirtschaft gerät auch die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe unter Druck, während er Gastgeber des laufenden G 7-Gipfels im Land ist. Nach Angaben von Insidern will die Regierung nun die geplante Anhebung der Mehrwertsteuer auf zehn Prozent verschieben. Die Nachrichtenagentur Reuters berief sich am Freitag auf drei direkt mit der Angelegenheit vertraute Personen in Tokio und meldete, Abe wolle die Steuer nun erst ein bis drei Jahren später als gedacht erhöhen. Bislang ist geplant, die Mehrwertsteuer im April des kommenden Jahres anzuheben.

Japan G7-Gipfel Barack Obama und Shinzo Abe in Ise-Shima
G7-Gastgeber Abe, hier mit US-Präsident ObamaBild: picture-alliance/dpa/Jiji Press

Mit der Steuererhöhung wollte die Regierung Abes das Haushaltsdefizit des hoch verschuldeten Landes bis 2020 in einen Überschuss verwandeln. Experten warnten aber, die ohnehin wacklige Konjunkturerholung könnte durch höhere Steuern gestoppt werden. Im April 2014 hatte Abe die Mehrwertsteuer schon einmal von fünf auf acht Prozent angehoben. Danach rutschte die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession, weil viele Waren teurer wurden und Verbraucher größere Käufe vorgezogen hatten. Dadurch brach die Nachfrage zeitweise ein.

ar (rtr, dpa)