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Japan fährt wieder Reaktor hoch

1. Juli 2012

15 Monate nach dem Supergau von Fukushima will Japans Regierung in der Atompolitik zur "Normalität" zurückkehren. Die Reaktoren werden wieder aktiviert. Die Bevölkerung protestiert massenhaft und zieht andere Lehren.

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Nachtaufnahme von Atomreaktor Oi/Japan (foto:AP)
Bild: ap

Der Widerstand gegen die Renaissance der Atomkraft in der Industrienation Japan hatte mehr und mehr Zulauf bekommen, doch das half alles nichts: Reaktoreinheit 3 des Atomkraftwerks Oi im Westen des Landes wurde am Sonntag reaktiviert. Begleitet von Kundgebungen und Blockaden der Atomgegner und Umweltschützer nahmen die Ingenieure des Betreibers Kansai Electric (KEPCO) ihre Arbeit mit Sicherheitskontrollen auf. Erstmals seit Beginn des Desasters in Fukushima im März 2011 sollen in Japan wieder Nuklearmeiler mit voller Kraft Energie produzieren.

Am Freitag hatten mehr als 150.000 Menschen in der Hauptstadt Tokio gegen die Entscheidung von Premier Toshihiko Noda zum Wiederanfahren der Reaktorblöcke demonstriert.

Gehen dann die Lichter aus?

Ab Mai waren sämtliche 50 einsatzfähigen Reaktoren zu Überprüfungen abgeschaltet gewesen. Stattdessen erzeugte das Land seinen Strom mit Thermalkraftwerken. Die öffentliche Meinung war tief gespalten. Die umliegenden Gemeinden und Provinzregierungen lehnten aus Sorge um die Sicherheit der Meiler ein Wiederanfahren der Atommeiler bisher ab. Doch angesichts der wiederholten Warnungen der Atomindustrie und der Zentralregierung vor Stromausfällen im Sommer mit Folgen für die Wirtschaft der Industrieregion um die Stadt Osaka gaben sie dort ihren Widerstand auf. Japans Ölverbrauch ist stark gestiegen.

Die Regierung glaubt, ohne Atomkraft gehe es nicht. Lebensstandard und Produktionskapazitäten seien gefährdet. Ministerpräsident Noda hatte entschieden, die Reaktoren 3 und 4 im Kraftwerk Oi nach Sicherheitsüberprüfungen wieder anzufahren. Reaktor 3 ist der erste und soll am 8. Juli voll in Betrieb sein. Er versorgt die westjapanische Industrieregion um die Großstadt Osaka mit Strom.

Bauern auf radioaktiv verseuchten Feldern (foto:AP)
Keine Ernte, kein Einkommen: Japanische Bauern auf radioaktiv verseuchten FeldernBild: AP

Am havarierten AKW Fukushima-Daiichi war am Samstag das Kühlsystem im Reaktor 4 ausgefallen. Der quasi verstaatlichte Energiekonzern Tepco teilte mit, innerhalb von 70 Stunden müsse ein Ersatzsystem installiert werden, sonst steige die Temperatur und Strahlung trete aus...

SC/hp (afpe,APE,dpa)