Janis Joplin: Eine kurze Karriere im Dauerrausch
Janis Joplin war eine Hippie-Ikone und lebte "Sex & Drugs & Rock'n'Roll" noch konsequenter als ihre männlichen Kollegen. Und bekam dafür früh die Quittung.
Live fast, love hard, die young
Lebe schnell, liebe heftig, stirb früh - Janis Joplin hat diesen Lebensstil nach dem Motto "Sex & Drugs & Rock'n'Roll" als einzige Frau so exzessiv gelebt wie ihre männlichen Kollegen Jimi Hendrix und Jim Morrison. Alle drei feierten ihr Leben kurz und intensiv, legten eine ungestüme Karriere hin und starben im Alter von 27 Jahren - und das auch noch fast zeitgleich.
Das behütete Wohlstandskind aus Texas
Janis Joplin kam am 19. Januar 1943 in der texanischen Kleinstadt Port Arthur zur Welt. Hier drehte sich alles um Öl, die Menschen waren erzkonservativ und kleinbürgerlich. Wohlbehütet wuchs sie mit ihren zwei Geschwistern auf - sie mochte Gedichte, malte gerne und sang im Kirchenchor. Und dann kam die Pubertät, die alles schwieriger machte.
Unglücklicher Teenie
Janis nahm zu, bekam Akne und wurde eigenbrötlerisch. Sie vernachlässigte die Schule, versank in der Kunst und der Musik und entdeckte den Blues für sich. Nach außen hin zeigte sie mehr und mehr: Ich bin keine von euch. Sie trug Männerklamotten und fing an, sich mit wenigen Gleichgesinnten zum Musikmachen zu treffen. Die Highschool schaffte sie noch, zum Studiumsabschluss reichte es nicht mehr.
Das Mädchen mit der Gitarre
Kurz bevor sie nach Los Angeles ging, um Sängerin zu werden, entstand dieses Foto fürs Familienalbum, wo Janis brav ein paar Folksongs zur Gitarre vorträgt. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte Janis Joplin noch in ihrer Heimat Texas - ausgerechnet in einer Anstalt zur Reintegration von Alkohol- und Drogensüchtigen.
Projekt L.A. gescheitert
Ihre ersten Erfahrungen als Sängerin verschwammen in Alkohol und Drogenexzessen. Sie sang in Clubs und machte Aufnahmen mit Jorma Kaukonen, dem Gitarristen von Jefferson Airplane. Doch richtig Fuß fassen konnte sie noch nicht. Dadurch, dass sie entweder betrunken oder stoned oder beides war, hatte sie bald den Spitznamen "Speed Freak". Sie kehrte nach ein paar Jahren zurück nach Texas.
Blues, Party und erste Platte
Nach einer kurzen Auszeit in Texas ging's nach San Francisco. Im Hippieviertel Haight Ashbury ließ sie sich nieder und lernte die Bluesband Big Brother and the Holding Company kennen. Die Zusammenarbeit sah so aus: Die Band soff und schrammelte, Janis soff und sang sich die Seele aus dem Leib. 1967 kam das Debütalbum. Live brillierte sie neben Jimi Hendrix und den Stones beim Monterey-Popfestival.
Das Mädchen wird zum Star
Die nächste Platte "Cheap Thrills" war Joplins erstes richtig großes Album. Sie knallte ihre Songs ins Mikrofon, dass es beim Zuhören fast weh tat. Die Holding Company wurde zahmer und begann, Janis wirklich zu begleiten. Mit "Piece Of My Heart" und "Ball And Chain" kamen 1968 die ersten Charts-Hits, die LP wurde vergoldet. Janis Joplin war ein Star geworden. Und zu einer der großen Hippie-Ikonen.
Die nächste Band
Janis hatte die Company längst hinter sich gelassen. Eine neue Band musste her, mit Musikern, die es schafften, Janis' Stimme ebenbürtig zu sein. Die Kozmic Blues Band entstand, ein Haufen exzellenter Musiker, der allerdings viel zu groß war. Die Platte "I Got Dem Ol' Kozmic Blues Again Mama" kam - danach wurde die Band ausgedünnt und hieß dann The Full Tilt Boogie Band.
Polizistenbeleidigung und obszöne Sprüche
Zu Janis' kurzem turbulenten Leben gehörte auch ein kurzer Aufenthalt in Polizeigewahrsam. Sie hatte einem Polizisten gedroht, sie werde ihm ins Gesicht treten. Die Folge: eine Nacht in Haft. Ihr Anwalt holte sie raus und erwirkte beim Richter einen Freispruch wegen des Rechts auf Meinungsfreiheit. Eine Geldstrafe bekam sie aber später für Fluchen und obszönes Verhalten auf der Bühne aufgebrummt.
Partypeitsche, Freak und Feministin
Janis' schillernde Persönlichkeit, das laute dreckige Lachen, ihre Geselligkeit und jede Menge Schnaps zog die Leute an wie das Licht die Motten. Sie war unkonventionell und stieg mit jedem ins Bett, Geschlecht egal. Ihr freies Leben elektrisierte auch die Feministinnen. Partyszenen wie oben zeigt die Filmdoku "Janis: A Little Girl Blue" der Regisseurin Amy Berg von 2015.
Der beste Freund heißt "Southern Comfort"
Wenn die Party vorbei war und kein Partner für die Nacht zur Verfügung stand, dann blieb der Southern Comfort. Der Hersteller der Whiskymarke soll ihr 15.000 Dollar dafür gegeben haben, dass sie die Flasche oft in die Kamera hält. Auf diesem Bild nach einem Konzert ist sie keine Werbefigur, sondern der einsamste Mensch der Welt.
Überdosis Janis
Janis Joplin starb am 4. Oktober 1970 an einer Überdosis Heroin. Absicht oder nicht - das ist nicht geklärt. Eine Theorie sagt, es sei aus Versehen geschehen, Janis habe nicht gemerkt, dass die Konzentration des Heroins sehr hoch war. Blues-Ikone Eric Burdon sagte über ihren Tod: "Die Königin des Blues starb nicht an einer Überdosis Heroin, sondern an einer Überdosis Janis".