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Jan Rosenthal

8. März 2007

Jan Rosenthal, Mittelfeldspieler bei Hannover 96 und deutscher U 21 Nationalspieler. Letzte Saison ein Kreuzbandriss. Jetzt das Juwel seines Vereins. Im Moment: Platz 8 und die Chance auf einen UEFA-Cup Platz.

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Jan Rosenthal, 20 Jahre jung.Bild: DW-TV

“Hannover 96 stand ja Anfang der Saison auf einem Abstiegsplatz und hat dann Fahrt aufgenommen. Man könnte sagen: Vom Absteiger zum Aufsteiger. Was hat sich denn seitdem in der Mannschaft verändert?”

Jan Rosenthal:

“Verändert hat sich nicht viel. Die Stimmung wird mit jedem Tabellenplatz, den man aufsteigt besser. An sich ist die Mannschaft eine ziemlich geschlossene Mannschaft. Ich denke nicht, dass es bei vielen anderen Bundesligisten so eine geschlossene Mannschaft gibt. Also, dass es keine Gruppenbildung gibt, die jungen Spieler können mit den alten, die Alten scherzen mit den Jungen, also das ist einfach schon ne super Truppe.”

“Die Mannschaften ab dem neunten Platz, eins unter euch, kämpfen eigentlich schon fast alle um den Klassenerhalt. Was glaubst du, warum ist das so eng diese Saison, alles in der Bundesliga?”

Jan Rosenthal:

“Ja, dieses Jahr spielt es ein bisschen verrückt. Es gibt nicht wirklich eine Mannschaft, die deutlich abfällt und umso mehr freut es uns, dass wir uns da absetzten konnten und uns einen kleinen Puffer gebastelt haben, vor den letzten 10 Mannschaften, die ja alle mit drin hängen im Abstiegskampf.”

“Ist das für dich ein Kompliment, dass du oft mit Per Mertesacker verglichen wirst?”

Jan Rosenthal:

“Ja, klar ist das ein Kompliment, weil er ist einer gewesen, der der aus der eigenen Jugend geschafft hat, immerhin jetzt Champions-League spielt, WM-Dritter geworden ist.”

“Das ist ja dann immer gleich die nächste Frage, ob es bei dir auch so schnell geht, ob du auch schon Pläne, Ziele, Träume hast, mal bei einem großen Verein zu spielen…”

Jan Rosenthal:

“Ja, jeder kleine Fußballer guckt Champions-League, guckt sich die großen Vereine an, denkt wenn es irgendwann mal dazu reicht, dass man da spielt, bin ist man froh. Dazu habe ich auch noch ein paar Jahre Zeit.”

“Du hast ja gerade auch erst einen neuen Vertrag unterschrieben…”

Jan Rosenthal:

“Ja.”

“Du willst ein bisschen langsamer machen?”

Jan Rosenthal:

“Ja, wollen…wenn es langsam dahin kommt, dann bin ich voll zufrieden, ja.”

“Du hast früher immer klassisch auf der Position des 6ers gespielt , aber könntest dir dich auch als 10er vorstellen. Was ist dir denn da lieber oder wo siehst du deine Qualitäten?”

Jan Rosenthal:

“Wenn ich mir überlege, in der Bundesliga auf der 6 zu spielen, dann müsste ich meine Fehlerquote doch deutlich senken, das ist schon ein bisschen schwieriger und eine entscheidendere Position. Wenn man da einen Fehler macht kriegt man ruck-zuck Gegentore.”

“Und du bist sehr selbstkritisch.”

Jan Rosenthal:

“Wird mir nachgesagt, ja.”

“Stimmt das denn?”

Jan Rosenthal:

“Ich denke schon. Das kann aber manchmal auch ins Negative ausarten. Dass man sich zu sehr einen Kopf macht. Robert Enke zum Beispiel hat mir auf den Weg gegeben, dass man sich dadurch auch kaputtmachen kann und dass es durchaus wichtigere Sachen gibt, als sich über ne schlechte Halbzeit nen Kopf zu machen. Aber das ist, denke ich, auch ein Teil von mir, der mich auch hierhergebracht hat und ich hoffe auch noch weiterbringt. Sonst steht man auf der Stelle, wenn man mit irgendwelchen Sachen zufrieden ist.”

“Du hast ja mal eine Geschichte erzählt, dass du mit deiner Mutter im Auto gefahren bist und fast die Autoscheibe eingeschlagen hast vor Ärger…”

Jan Rosenthal:

“Ja, das war so eine typische Szene eigentlich, um das zu verdeutlichen. Nach einem Jugendspiel, das hat man 5:0 gewonnen und dann sagt die Mutter, ach, komm, das war doch gut. Nee, dass war doch Scheiße! Hast du nicht gesehen? Ich hab da einen Fehlpass, und da nen Fehlpass gespielt. Ich war voll verärgert über das Spiel, weil ich wusste, dass ich mehr kann.”

“Du bist in einem Dorf aufgewachsen mit 590 Einwohnern. Das hört sich so nach idyllischer Kindheit, Bauernhof und Schützenfest an. War das so?”

Jan Rosenthal:

“Das Schützenfest war wirklich so, 500 Meter von uns entfernt. Ich komme immer wieder gerne dahin zurück. Ich bin eher so ein Landmensch.”

“Deine Eltern, die unterstützen dich ja auch sehr…”

Jan Rosenthal:

“Das war schon unnormal, das muss man sagen. Jeden Tag haben sie mich zum Zug gebracht, das waren 20 Kilometer ein Weg, dann abends wieder abgeholt. Ich hab mich selber manchmal gewundert, wie sie das machen konnten.”

“Du hast ja letzte Saison einen Kreuzbandriss gehabt. Was spielt das für einen jungen Spieler wie für dich für eine Rolle, wenn man so eine Verletzung hinter sich hat?”

Jan Rosenthal:

“Meine erste Saison bei den Profis war ich komplett verletzt eigentlich und hab dann die Rückrunde in der zweiten Mannschaft gespielt, um wieder reinzukommen. Aber in der Phase, diese 8 Monate oder 10 Monate waren es eigentlich, da überlegt man: alles was ist jetzt noch will ist ein bisschen Fußball spielen.”

“Und du hast ja die gleiche Zivildienststelle gehabt, wie Per Mertesacker…”

Jan Rosenthal:

“Ja.”

“Wie kann man das denn vorstellen, wenn man Fußballprofi ist und dann Zivildienst macht in einer psychiatrischen Klinik?”

Jan Rosenthal:

“Das ist schon ein starker Kontrast zu der Welt hier im Stadion. Die Bewohner sind teilweise auch sehr begeistert von Hannover 96. Die Einrichtung hat auch einen eigenen Fanclub. Das war immer schön zu sehen, dass sich Leute so freuen, auch wenn man gar nicht damit gerechnet hat. Das war beeindruckend, ja.”