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IWF warnt vor Protektionismus

5. Oktober 2016

Der IWF traut der globalen Konjunktur weiter keine großen Sprünge zu. Laut der neuen Prognose des IWF wird die Weltwirtschaft in diesem Jahr an Fahrt verlieren.

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USA IWF Haupteingang
Bild: picture-alliance/dpa/J. Lo Scalzo

Für das laufende Jahr erwartet der Internationale Währungsfond (IWF) ein globales Wachstum von 3,1 Prozent, im nächsten Jahr werde es mit 3,4 Prozent etwas stärker bergauf gehen.

Damit bleiben die globalen Prognosen des aktuellen "World Economic Outlook" unverändert gegenüber den Schätzungen vom Juli. Für einige Länder haben sich die Aussichten seit dem Juli jedoch verschlechtert. So erwartet der IWF für die USA in diesem Jahr nur noch 1,6 Prozent Wachstum, das sind 0,6 Prozentpunkt weniger als noch im Juli. Auch für Frankreich, Italien, Kanada, Mexiko und die afrikanischen Länder südlich der Sahara hat sich der Aussicht gegenüber Juli leicht eingetrübt.

Zur deutschen Wirtschaft hingegen äußerten sich die IWF-Experten optimistischer. Sie erhöhten ihre Wachstumsprognose für 2016 von 1,6 auf 1,7 Prozent und für das nächste Jahr von 1,2 auf 1,4 Prozent.

Positiver als noch vor kurzem erwartet verläuft auch die Entwicklung in Spanien. Hier sieht der IWF in diesem Jahr ein Wachstum von 2,2 Prozent, einen halben Prozentpunkt höher als im Juli. Die japanische Wirtschaft wächst mit 0,5 Prozent in diesem Jahr zwar nicht stark, aber zumindest etwas stärker als zuletzt angenommen.

Globalisierung in Gefahr

Kleine Aufwärtsbewegungen hier, kleine Abwärtsbewegungen dort - unter dem Strich, fasst IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld die Ergebnisse zusammen, bewege sich die Weltwirtschaft seitwärts.

IWF Wachstumsprognose Maurice Obstfeld
Maurice Obstfeld, Chef-Ökonom des IWFBild: Getty Images/AFP/M. Riley

"Das Wachstum ist schon eine zu lange Zeit zu schwach", so Obstfeld bei der Vorstellung des Berichts in Washington. "Und in vielen Ländern haben zu wenige Leute davon profitieren können. Das hat politische Auswirkungen, die das Wachstum wahrscheinlich noch weiter belasten."

Dazu gehört eine Tendenz, die der IWF vor allem in den USA und Europa beobachtet. "In einigen reicheren Ländern gibt es politische Strömungen, die der Globalisierung die Hauptschuld an allen Problemen geben und die Wirtschaft von globalen Entwicklungen abschotten wollen, anstatt sich produktiv mit anderen Ländern auszutauschen", so Obstfeld. 

So hat etwa der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump angekündigt, sämtliche von den USA abgeschlossene Handelsabkommen neu verhandeln zu wollen. Die demokratische Kandidatin Hillary Clinton hat sich gegen das bereits ausgehandelte Freihandelsabkommen zwischen den USA und mehreren Staaten aus dem pazifischen Raum (TPP) gestellt.

Auch das britische Votum für einen EU-Austritt sei ein Beispiel für diesen Trend, so Obstfeld. Zwar sei die Reaktion der Märkte bisher "auf beruhigende Weise in geordneten Bahnen" verlaufen. Doch die langfristigen ökonomischen Auswirkungen der Brexit-Entscheidung seien noch immer "sehr unklar".

Risiken und Empfehlungen

Für die Weltwirtschaft insgesamt sieht der IWF zahlreiche Risiken, die eine Erholung ab dem kommenden Jahr in Frage stellen. Dazu gehören laut Obstfeld "eine holprige Entwicklung in China, ein weiterer Einbruch der Rohstoffpreise, zunehmend angespannte Finanzmärkte, Störungen durch den Klimawandel, ein Anstieg der Handelshemmnisse und geoplitische Spannungen".

Obstfeld forderte daher mehr Impulse der Politik, um Wachstum zu fördern. Wichtig seien hier vor allem der Abbau von Handelsbarrieren sowie Reformen am Arbeitsmarkt. Die Notenbanken in den Industriestaaten sollten zudem ihre lockere Geldpolitik fortsetzen und die Konjunktur weiter stützen. Dies müsse notfalls wie bisher mit sogenannten unkonventionellen Maßnahmen abseits des Leitzinses geschehen.

Die US-Notenbank Fed sucht derzeit nach einem geeigneten Zeitpunkt für die nächste Zinserhöhung. Die meisten Ökonomen erwarten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) jedoch ihre Politik des billiges Geldes eher noch einmal verlängert oder ausweitet.  

bea/dk (IWF, Reuters, afp)