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IWF mahnt G20-Länder zu Reformen

Rolf Wenkel20. Februar 2014

Der Internationale Währungsfonds hält die globale Erholung immer noch für sehr fragil, unausgeglichen und mit Risiken behaftet. Für die G20-Länder hat er jede Menge Ratschläge, das zu ändern.

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Logo Zentrale IWF in Washington (Foto: Andreas Becker/DW)
Bild: DW/A.Becker

Kurz vor dem Treffen der G20-Finanzminister und Notenbankchefs im australischen Sidney fordert der Internationale Währungsfonds IWF in einem Arbeitspapier von den meisten Ländern tiefgreifende Strukturreformen, um Ungleichgewichte zu beseitigen und mehr Wachstum zu generieren. Sorgen machen dem IWF insbesondere die Inflationstendenzen in vielen Schwellenländern, während in Europa niedrige Inflationsraten die Gefahr einer Deflation heraufbeschwören könnten.

Seit die US-Notenbank Federal Reserve ihre monatlichen Anleihekäufe zurückfährt, ziehen Investoren ihr Geld aus den Schwellenländern massiv ab. Sorgen über das Wachstum in China und verbesserte Aussichten für die Industrieländer haben den Exodus noch verstärkt. Der IWF hält diese finanziellen Turbulenzen zwar für eine kurzlebige "Episode", aber sie decke die "Schwachstellen und Herausforderungen auf, vor denen viele Schwellenländer stehen."

Schwellenländer - die Investoren und die Krise

Exit-Pläne besser diskutieren

Massive Kapitalabflüsse, steigende Zinsen und große Wechselkursverluste blieben die Hauptprobleme in den Schwellenländern, heißt es in dem IWF-Papier. "Volkswirtschaften, deren Inflation noch relativ hoch ist oder in denen die Glaubwürdigkeit der Politik in Zweifel gezogen wird, sollten ihre Geldpolitik straffen", schreiben die IWF-Forscher. Zudem sei die Politik in vielen Ländern aufgefordert, die Arbeitslosigkeit entschlossener zu bekämpfen und mittelfristig für bessere Wachstumsperspektiven zu sorgen. Dazu gehörten Arbeitsmarktreformen, Investitionen in die Infrastruktur und die Öffnung der Produktmärkte für mehr Wettbewerb.

Doch auch für die Industrieländer unter den G20 hat der IWF Ratschläge und Empfehlungen. So sollte die Geldpolitik in Ländern mit Wachstumsschwächen, niedrigen Inflationsraten und weiterhin bestehenden Konsolidierungsbedarf nicht zu früh und nicht zu schnell gestrafft werden. Zudem sind die Zentralbanken der Industrieländer aufgefordert, ihre Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik besser zu koordinieren und Exit-Pläne gründlicher zu diskutieren. In der Eurozone sollte zudem die Haushaltskonsolidierung nicht auf Kosten des Wachstumspotenzials übertrieben werden.

Ungleichgewichte ausbügeln

In den niedrigen Inflationsraten der Eurozone sieht der IWF eine "neue Gefahr" für die globalen Wachstumsaussichten. Zwar wachse der gemeinsame Währungsraum nach einem langen Abschwung wieder, die Erholung verlaufe jedoch nur zaghaft. "Die langfristigen Inflationserwartungen könnten weiter sinken, was die Deflationsgefahren erhöht, sollte es zu externen Schocks kommen."

G20-Ländern mit einem hohen Leistungsbilanzüberschuss - also einem Ungleichgewicht zwischen Exportern und Importen - wie zum Beispiel Deutschland, Japan, Korea oder China rät der IWF zu einer Politik, die besonders die Binnennachfrage stärken sollte. Speziell in China sollten die Schattenbanken besser kontrolliert, die sozialen Sicherungssysteme gestärkt, der Dienstleistungssektor liberalisiert und schließlich der Wechselkurs Stück für Stück frei gegeben werden. In Deutschland sollten besonders die private Konsumnachfrage und die Nachfrage nach Investitionsgütern gestärkt werden.

Umgekehrt mahnt der IWF die G20-Länder mit Defiziten in der Leistungsbilanz zu Strukturreformen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten zu verbessern. Hier nennen die IWF-Autoren ausdrücklich Frankreich, Italien, Südafrika, Spanien und Großbritannien. Für Frankreich, Südafrika und Spanien mahnt der IWF zudem dringende Reformen auf dem Arbeitsmarkt an. Indien und Brasilien sollten stärker als bisher ihre Märkte öffnen, während vor allem Deutschland und die USA nach Ansicht des IWF dringend ihre Infrastruktur modernisieren sollten.