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IWF-Chefin warnt vor Abschottung

28. September 2016

Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), hat vor einem Zurückdrehen der Globalisierung gewarnt. Das würde Wachstum hemmen und Armut fördern.

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Christine Lagarde
Bild: Reuters/J. Naegelen

Vor der Herbsttagung des Weltwährungsfonds hat IWF-Chefin Christine Lagarde vor einem zunehmenden Trend der wirtschaftlichen Isolierung gewarnt.

"Zuallererst: Richtet keinen Schaden an", rief sie am Mittwoch bei einer Grundsatzrede in Chicago den politisch Verantwortlichen in aller Welt zu. "Einschränkungen beim Handel und das Herunterfahren wirtschaftlicher Offenheit wird mit Sicherheit die Wachstumsaussichten in aller Welt und vor allem bei den Schwächsten senken", sagte Lagarde.

Sie spielte damit auch auf zunehmende Skepsis gegenüber internationalen Handelsabkommen an - etwa in den USA, aber auch in Deutschland und Frankreich wie bei der Debatte um die geplanten Abkommen der Europäischen Union mit den USA (TTIP) und Kanada (CETA). In den USA hält sich im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf auch eine Debatte über das bereits zu Ende verhandelte Transpazifische Handelsabkommen TPP.

Weltwirtschaft in schlechter Verfassung

Die 189 Mitgliedsstaaten des Internationalen Währungsfonds treffen sich von 5. bis 9. Oktober in Washington zu ihrer Jahrestagung, die gemeinsam mit der Weltbank ausgerichtet wird. Aus Deutschland werden unter anderem Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Bundesbank-Präsident Jens Weidemann erwartet.

Dort soll über die Leitlinien der künftigen Wirtschaftspolitik und über den Zustand der Weltwirtschaft beraten werden. Diese sei nicht in guter Verfassung, sagte Lagarde am Mittwoch. "Die Erholung der Weltwirtschaft ist seit Jahren schwach und zerbrechlich, und das ist auch heute noch der Fall", sagte Lagarde. Wirtschaftliche Risiken würden von politischen Problemen wie Terrorismus und Flüchtlingswellen begleitet.

Weniger Wachstum in den USA

Lagarde rief die IWF-Mitglieder dazu auf, wirtschaftliches Wachstum nach Kräften zu unterstützen. Beispielsweise müssten mehr staatliche Programme zur Schaffung neuer Jobs für entlassene Arbeitskräfte aufgesetzt und die staatliche Förderung beruflicher Bildung forciert werden.

Lagarde kündigte zudem an, der IWF werde seine Prognose für die Wirtschaftsentwicklung der USA erneut senken. Grund für die negativere Einschätzung seien Rückschläge bei der Konjunkturentwicklung in der ersten Jahreshälfte. Welches Wachstum der IWF der weltgrößten Volkswirtschaft im Gesamtjahr noch zutraut, will er kommende Woche mitteilen.

Bereits im Juli hatte der Fonds seine Wachstumsprognose für die US-Wirtschaft nach einem schwachen ersten Quartal auf plus 2,2 von bisher 2,4 Prozent gesenkt.

Notenbank-Chefin optimistisch

Unterdessen zeichnete Janet Yellen, die Chefin der US-Notenbank (Fed), ein überwiegend positives Bild der amerikanischen Wirtschaft. Auf dem Arbeitsmarkt würden derzeit ungewöhnlich viele Stellen geschaffen, sagte Janet Yellen am Mittwoch in einer Anhörung vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses. Sollte dies so weitergehen, müsse sogar mit einer Überhitzung gerechnet werden.

Yellens Äußerungen stützen die Erwartung einer weiteren Erhöhung der Leitzinsen in diesem Jahr. Allerdings ist innerhalb der Fed umstritten, ob und wann die Zinsen das nächste Mal erhöht werden sollen.

Erst am Dienstag sprach sich Fed-Vize Stanley Fischer gegen zu starke Schritte aus. Die Federal Reserve hatte im Dezember 2015 erstmals seit fast zehn Jahren die Zinsen wieder leicht angehoben. Seitdem liegt der Schlüsselsatz für die Versorgung der Banken mit Geld in einer Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent.

bea/hg (dpa, reuters)