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Italiens Regierung ruft den Notstand aus

25. August 2016

Die italienische Regierung will die Not der Menschen im Erdbebengebiet rund um Amatrice lindern - rasch und unbürokratisch. Doch hätte das Beben überhaupt so verheerende Folgen haben müssen?

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Überlebender vor Trümmern in Pescara (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP Photo/C. Chiodi

Nach einem der schwersten Erdbeben in der jüngeren Geschichte Italiens hat die Regierung den Notstand für die betroffene Katastrophenregion ausgerufen. Dazu werden sonst geltende Bestimmungen nun vorübergehend ausgesetzt. Zudem kündigte Ministerpräsident Matteo Renzi die Bereitstellung erster Hilfsgelder in Höhe von 50 Millionen Euro sowie Steuererleichterungen für die Menschen in den teils vollkommen verwüsteten Orten an. Deren Wiederaufbau soll sofort in Angriff genommen werden, wie Renzi versprach. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir eine moralische Verpflichtung gegenüber den Männern und Frauen dort haben", ergänzte er.

Die Zahl der Todesopfer wurde zuletzt mit mindestens 250 angegeben. Die meisten Toten gab es in den Orten Amatrice und Accumoli in der Region Latium und in der Gegend um Pescara del Tronto in den Marken. Tausende Menschen in den betroffenen Orten sind obdachlos.

Wettlauf gegen die Zeit

Weitere Leichen - und vielleicht auch noch Überlebende - werden in zerstörten Häusern vermutet. Wie viele Menschen noch verschüttet sein könnten, ist allerdings vollkommen unklar.

"Es ist unmöglich, eine Zahl der Vermissten zu nennen", sagte Zivilschutzchef Fabrizio Curcio. Viele seien auf der Durchreise oder im Urlaub in den betroffenen Orten gewesen.

Webvideo: Das Wunder von Pescara

Nach dem Beben der Stärke 6,2, das am frühen Mittwochmorgen die meisten Menschen im Schlaf überraschte, wurden insgesamt 215 Menschen aus Trümmern gerettet. Seit Mittwochabend wurde jedoch keine erfolgreiche Rettung mehr gemeldet. Etwa 700 teils starke Nachbeben erschwerten die Bergungsarbeiten.

Erdbebenvorsorge mangelhaft?

Derweil werden in Italien die Rufe nach besseren Vorsorgemaßnahmen lauter. Das Land müsse erdbebensicher werden, forderte etwa der frühere italienische Regierungschef Romano Prodi. Und Gianpaolo Rosati, der Direktor des Mailänder Polytechnikums, sagte: "Es wäre nötig, alle privaten Häuser auf Erdbebensicherheit zu überprüfen. Aber die Aufrüstung kostet oft mehr, als ein komplett neues Haus zu bauen. Deshalb schaffen es viele Privatleute nicht." Italien ist hoch erdbebengefährdet, weil unter dem Apennin-Gebirgszug die afrikanische und die eurasische Kontinentalplatte aufeinanderstoßen.

2009 waren bei dem schweren Beben in dem nur eine Autostunde entfernten L'Aquila mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen. Damals wurden vor allem die laxen Bauvorschriften kritisiert. Nach dieser Katastrophe hatte die Zivilschutzbehörde fast eine Milliarde Euro für die Nachrüstung von Gebäuden in Erdbebengebieten zur Verfügung gestellt. Wegen des mühsamen Antragsverfahrens wurden laut Kritikern aber nur wenige Fördergelder abgerufen.

Dagegen wurde die Schule von Amatrice vor vier Jahren nach den Normen der Erdbebensicherung umgebaut - und stürzte am Mittwoch trotzdem ein. Der Staatsanwalt der nahegelegenen Stadt Rieti will nun prüfen, ob die Behörden von Amatrice oder den anderen betroffenen Dörfern Gelder unterschlagen haben.

wa/rb (dpa, afp)