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Israels Marine stürmt weiteres Hilfsschiff

5. Juni 2010

Die israelische Marine hat ein weiteres Hilfsschiff auf dem Weg zum Gazastreifen gestoppt. Soldaten übernahmen den unter irischer Flagge fahrenden Frachter "Rachel Corrie". Es gab keine Verletzten.

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Heck des irischen Frachters "Rachel Corrie" (Foto: AP)
Bild: AP

Die israelische Marine enterte das mit Hilfsgütern für die Palästinenser im Gazastreifen beladene Schiff am Samstagmittag (05.06.2010). Nach Angaben einer Armeesprecherin in Tel Aviv gab es bei der Übernahme keinerlei Gewalt seitens der 20 pro-palästinensischen Aktivisten an Bord des irischen Frachters "Rachel Corrie". Die Soldaten seien von Booten aus an Bord des Schiffes gegangen. Die Aktivisten wurden an Land gebracht und seien inzwischen zum Flughafen Ben Gurion gebracht worden, von wo aus sie im Laufe des Sonntags in ihre Heimatländer ausgeflogen werden sollen.

Archivbild des Frachters "Rachel Corrie" mit einem Transparent der Gaza-Aktivisten (Foto: dpa)
"Rachel Corrie" mit Transparent der Gaza-Aktivisten (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa

Die "Rachel Corrie" soll nun im israelischen Hafen Aschdod entladen und kontrolliert werden. Unter den rund 1200 Tonnen Fracht sind 560 Tonnen Zement, der nach Angaben von Hilfsorganistaionen dringend gebraucht wird, um im Gaza-Krieg 2008/2009 zerstörte Gebäude wieder aufzubauen. Allerdings weigert sich Israel, Zement in den Gaza-Streifen bringen zu lassen, weil die dort regierende radikalislamische Hamas das Material nutzen könnte, um Bunker zu bauen.

Regierungschef Netanjahu lobte das Vorgehen seiner Armee. Sein Land behalte sich weiterhin das Recht zur Selbstverteidigung vor und werde sich dafür einsetzen, dass die Seeblockade des Gazastreifens respektiert werde.

Mehrstündige Verfolgung

Am Morgen hatte die israelische Marine das Schiff rund 35 Seemeilen vor der Küste abgefangen und anschließend mehr als acht Stunden lang im Mittelmeer verfolgt. Die Besatzung hatte sich insgesamt vier Aufforderungen widersetzt, den Kurs zu ändern und nicht in die Küstengewässer vor dem Gazastreifen einzufahren. An Bord des insgesamt siebten Hilfsschiffes für Gaza war auch die 66-jährige nordirische Nobelpreisträgerin Mairead Maguire.

In Istanbul haben am Samstag Tausende gegen Israel protestiert. Die Demonstranten skandierten "Israel sei verdammt", "Mörder Israel" und "Ein Auge für ein Auge, ein Zahn für ein Zahn. Rache!". Mehrere Demonstranten forderten einen Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen. Türkische und palästinensische Fahnen waren ebenso in der Menge zu sehen wie Fotografien der pro-palästinensischen Aktivisten, die am vergangenen Montag getötet worden waren, als die israelische Marine den internationalen Schiffskonvoi aufbrachte. Auch in London, Paris und Sydney gab es Proteste. In Deutschland kamen allein in Duisburg etwa 5000 Demonstranten zusammen, viele von ihnen türkischer oder palästinensischer Herkunft.


Blutige Militäraktion am Montag

Fischerboote im von Israel blockierten Hafen von Gaza-Stadt (Foto: ap)
Fischerboote im von Israel blockierten Hafen von Gaza-StadtBild: AP

Am Montag hatte Israel die ersten sechs Schiffe der Gaza-Hilfsflottille gewaltsam daran gehindert, die Seeblockade vor dem Gazastreifen zu durchbrechen. Als israelische Soldaten von Hubschraubern aus das türkische Führungsschiff des Konvois enterten, kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Neun Aktivisten wurden getötet und mehr als 40 weitere zum Teil schwer verletzt. Die Militäraktion löste internationale Empörung aus und belastet die türkisch-israelischen Beziehungen.

Autor: Hartmut Lüning (afpd, apn, dpa, rtr)
Redaktion: Martin Schrader/Oliver Samson

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