Israels früherer Präsident Weizman gestorben
25. April 2005
Eser Weizman wurde 1924 in Tel Aviv im damaligen Mandatsgebiet Palästina in eine prominente Familie aus Zionisten hineingeboren. Er war der Neffe des ersten israelischen Präsidenten Chaim Weizman.
Luftwaffen-Experte
Als 18-Jähriger hatte sich Weizman 1942 freiwillig zur britischen Luftwaffe gemeldet, um gegen die Nazis zu kämpfen. Nach dem Krieg studierte Weizman Flugingenieurswesen in England. Als Pilot war er am ersten israelisch-arabischen Krieg in den Jahren 1948/49 beteiligt. Nach der Unabhängigkeit Israels 1948 machte er schnell Karriere im Militär: 1958 wurde er Kommandeur der Luftwaffe, 1966 übernahm er den Posten eines stellvertretenden Generalstabschefs. Im Sechstagekrieg 1967 kommandierte Weizman als Oberbefehlshaber der Luftwaffe die Zerstörung der ägyptischen Luftwaffe.
Vielseitiger Politiker
1969 schied Weizman aus der Armee aus, schloss sich dem rechtsnationalistischen Lager an und trat als Mitglied einer kleinen Partei in die Regierung von Golda Meir ein. 1973 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Likud. Vier Jahre später organisierte er den überraschenden Wahlsieg des Likud-Politikers Menachem Begin. Durch gelegentliche Seitenwechsel und eine Neigung zu unverblümten Aussagen machte er sich schnell einen Namen als eigensinniger Denker.
In den 1970er und 1980er Jahren diente Weizman als Minister für Verteidigung und andere Ressorts in mehreren israelischen Regierungen. Er vertrat lange Jahre eine harte Linie gegenüber den Palästinensern, wandelte sich aber in den 1970er Jahren zu einem Fürsprecher von Verhandlungen. Dazu trug nicht zuletzt seine enge Freundschaft mit dem ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat bei, der 1979 einen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnete. Als Verteidigungsminister hatte er wesentlichen Anteil an der Aushandlung der Friedenslösung.
Wechsel ins Gegenlager
Weizman trat der linksgerichteten Arbeitspartei bei und wurde zu einem überzeugten Verfechter eines Friedensschlusses mit den Palästinensern. 1989 setzte er sich über ein Gesetz hinweg, das jeden Kontakt zwischen Israelis und Jassir Arafats Palästinenserorganisation PLO verbat; in Genf traf er als Wissenschaftsminister heimlich mit einem PLO-Vertreter zusammen, um Möglichkeiten einer Friedensvereinbarung auszuloten. Nach Bekanntwerden des Treffens wurde er aus dem Sicherheitskabinett ausgeschlossen. 1990 löste er einen politischen Sturm aus, weil er sich für Begegnungen mit der damals in Israel noch verbotenen PLO aussprach. Nach einer Serie blutiger Anschläge rief er später jedoch mehrmals zu einer Unterbrechung der Verhandlungen mit den Palästinensern auf.
Im Mai 1993 wurde Weizman für die Arbeitspartei ins Präsidentenamt gewählt, dem eher symbolische Bedeutung als reale politische Macht zukommt. Dennoch schaltete er sich regelmäßig mit kritischen Äußerungen ins Tagesgeschäft ein: Während seiner Amtszeit galt er deshalb zunehmend als umstritten. Der ausgesprochen populäre Politiker musste 2000 von dem Posten zurücktreten, als die Polizei Ermittlungen wegen Bestechungsvorwürfen aus seiner Zeit als Regierungsmitglied aufnahm. Wegen Verjährung kam es nie zu einer Anklage. In den letzten Jahren hatte er die Politik des rechtsgerichteten Ministerpräsidenten Ariel Scharon unterstützt.
Von links und rechts verehrt
Weizman starb nach langer Krankheit am 24. April 2005 im Alter von 80 Jahren in seinem Haus in der Küstenstadt Caesarea. Der sozialdemokratische Vizeministerpräsident Schimon Peres sagte, Weizman sei ein "großartiger Kommandeur" der Luftwaffe gewesen. "Es war unmöglich, ihn nicht zu lieben, er war ein wirklicher jüdischer Patriot", sagte der Likud-Politiker und Finanzminister Benjamin Netanjahu. (arn)