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Israel bestreitet Spionage-Vorwürfe

24. März 2015

Israel bestreitet, die Atomgespräche mit dem Iran ausspioniert zu haben. Einem Zeitungsbericht zufolge hatten die USA die Spionage entdeckt, als sie selbst Israel ausspionierten. In Washington ist man verärgert.

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Die Atomgespräche in Lausanne (Foto: Isna)
Bild: Isna

Stoff für neue Spannungen zwischen Israel und seinem wichtigsten Bündnispartner USA: Israel soll die Atomverhandlungen mit dem Iran einem Medienbericht zufolge heimlich abgehört haben, um US-Abgeordnete mit Argumenten gegen eine Vereinbarung mit Teheran zu versorgen. Das "Wall Street Journal" beruft sich in seinem Bericht auf frühere und amtierende US-Regierungsmitarbeiter. Israel wies den Vorwurf, die USA auszuspionieren, entschieden zurück.

Dem Bericht zufolge kamen US-Geheimdienste der mutmaßlichen Spionage auf die Spur, als sie selbst Israel ausspionierten. Sie hätten Kommunikationen zwischen israelischen Offiziellen abgefangen, in denen Details aus den vertraulichen Iran-Verhandlungen der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands genannt worden seien, schrieb die US-Zeitung. Die israelischen Spione zapften demnach Telefongespräche an, erhielten Informationen aus vertraulichen Treffen der US-Delegation, aber auch von diplomatischen Kontakten in Europa.

Das Verhältnis von Netanjahu und Obama gilt als angespannt (Archivbild vom Oktober: Reuters)
Das Verhältnis von Netanjahu und Obama gilt als angespannt (Archivbild vom Oktober)Bild: Reuters/Kevin Lamarque

Spionage ist in Ordnung, Weitergeben nicht

Die US-Regierung sei besonders aufgebracht, dass Israel die geheimen Informationen an US-Kongressmitglieder weitergegeben habe, um ihnen Argumente gegen das geplante Atom-Abkommen mit Teheran zu liefern. "Es ist eine Sache, dass sich die USA und Israel gegenseitig ausspionieren", zitierte die Zeitung ein ranghohes US-Regierungsmitglied. "Dass Israel US-Geheimnisse stiehlt und damit US-Abgeordnete versorgt, um die US-Diplomatie zu untergraben, ist eine andere Sache."

Der scheidende israelische Außenminister Avigdor Lieberman bestritt diesen Vorwurf nicht gänzlich - wohl aber, dass seine Geheimdienste die USA ausspionierten. Letzteres werde "seit Jahrzehnten" nicht gemacht, weder direkt noch indirekt. "Wir haben unsere Geheimdienstinformationen von anderen Quellen", sagte Lieberman in Israel. Es gebe genug Teilnehmer an den Atom-Verhandlungen, darunter auch die Iraner selbst.

"Absolut falsch"

Ein ranghoher Mitarbeiter in Netanjahus Büro dementierte den Bericht als "absolut falsch". "Der Staat Israel bespitzelt weder die USA noch Israels andere Verbündete", entgegnete Netanjahus Mitarbeiter. "Diese falschen Beschuldigungen sollen eindeutig dazu dienen, die starken Verbindungen zwischen den USA und Israel - auch im Bereich der Sicherheit und der Geheimdienste - zu untergraben."

Die Atomanlage Isfahan im Iran (Foto: Atomic Energy Organisation, Iran)
Die Atomanlage Isfahan im IranBild: aeoi.org.ir

Netanjahu hatte zu Monatsbeginn in einer umstrittenen Rede vor dem US-Kongress in Washington eindringlich vor einer schlechten Einigung mit Teheran gewarnt. Der jüdische Staat sieht sich durch das iranische Atomprogramm existenziell gefährdet. Gegen den Widerstand Israels sehen die USA und führende europäische Länder Chancen auf eine rasche Einigung mit Teheran.

Die Verhandlungen der UN-Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschlands mit Teheran sollen sicherstellen, dass der Iran keine Kernwaffen entwickelt. Der Iran bestreitet militärische Ziele seines Atomprogrammes und bemüht sich um eine Aufhebung der gegen ihn gerichteten Sanktionen.

stu/kle (dpa, afp)