Islamisten verwüsten Weltkulturerbe
1. Juli 2012Die UN-Kulturorganisation UNESCO unterbrach ihre Sitzung in St. Petersburg, bei der sie neue Welterbestätten auswählte, und sprach von einer "tragischen Nachricht". UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova bestätigte, drei der insgesamt 16 Grabstätten von Schutzpatronen der alten Metropole Timbuktu mit Welterbestatus seien zerstört worden. Es handele sich um die jahrhundertealten muslimischen Mausoleen von Sidi Mahmud, Sidi Moctar und Alpha Moya. Die UN-Organisation rief zum sofortigen Stopp der Verwüstungen auf. Auch Frankreich verurteilte die "vorsätzliche Zerstörung".
Wie ein Journalist aus Timbuktu berichtete, haben die Kämpfer der Al-Kaida-nahen Islamistengruppe Ansar Dine auch die Zerstörung der übrigen Mausoleen angekündigt. Die Kämpfer seien bei der Verwüstung der ersten Gräber mit Schnellfeuergewehren und mit Spitzacken bewaffnet gewesen. "Die Bevölkerung schaut dem Treiben hilflos zu."
Reaktion auf Welterbestatus
Die Attacke der Islamisten sei eine Reaktion darauf, dass die Weltkulturorganisation am Donnerstag die Gräber auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt habe, hieß es aus Timbuktu. Den Islamisten sei die Verehrung der heiligen Stätten ein Dorn im Auge. In Timbuktu gibt es mehr als 300 Heiligengräber, doch nur 16 werden von der UNESCO als Weltkulturerbe geführt. Timbuktu liegt etwa tausend Kilometer nördlich der Hauptstadt Bamako. Die Stadt war lange ein Zentrum der islamischen Lehre und Forschung
Die Islamisten in Mali haben zusammen mit Kämpfern des Tuareg-Volkes seit April große Teile im Norden des westafrikanischen Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Sie kämpfen gegen die Regierungstruppen und wollen die Herrschaft in dem Wüstenstaat übernehmen.
kis/uh (rtr, dpa, afp, dapd)