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ISAF schlägt Angriff auf Luxushotel nieder

29. Juni 2011

Afghanische Sicherheitskräfte haben mit Hilfe der NATO den Angriff auf ein Kabuler Luxushotel niedergeschlagen. Ein Terrorkommando der Taliban hatte im stark bewachten Intercontinental zahlreiche Zivilisten getötet.

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Militärfahrzeuge vor dem brennenden Hotel Intercontinental in Kabul (Foto: AP)
Das Hotel stand nach dem Angriff in FlammenBild: AP

Mit Kampfhubschraubern und Raketen ging die Internationale Schutztruppe ISAF in der Nacht zum Mittwoch (29.06.2011) gegen Taliban-Kämpfer vor, die das Hotel in der afghanischen Hauptstadt Kabul gestürmt hatten. Die NATO-Helikopter schlugen zu, nachdem das 200-Zimmer-Haus von vier schweren Explosionen erschüttert worden war. Nach Angaben des Innenministeriums wurden bei den schweren Gefechte alle acht Angreifer sowie acht Zivilisten und zwei Polizisten getötet. Mehr als zehn Menschen wurden verletzt.

"Komplexer Angriff" auf schwer bewachtes Hotel

Intercontinental-Hotel in Kabul (Foto: dpa)
Schauplatz des Terrorangriffs: das Intercontinetal in KabulBild: picture-alliance/dpa

Der Kampf gegen das Terrorkommando habe mehr als vier Stunden gedauert, sagte der Chefermittler der Kriminalpolizei in der afghanischen Hauptstadt, Mohammad Sahir.

Bislang ist unklar, wie viele ausländische Gäste in dem staatlichen Hotel wohnten, das nicht zur weltweiten Intercontinental-Kette gehört. Trotz strenger Kontrollen war es den schwer bewaffneten Angreifern gelungen, in das Gebäude einzudringen. Dort sollte an diesem Mittwoch eine Sicherheitskonferenz beginnen. Nach Angaben afghanischer Behörden hatten die Selbstmordattentäter und Kämpfer unter anderem Maschinengewehre, Granatwerfer und Handgranaten mit sich geführt. Nachdem sie in das Hotel eingedrungen waren, habe sich mindestens einer von ihnen in die Luft gesprengt.

Feuerwehrfahrzeuge vor dem Intercontinental-Hotel in Kabul (Foto: AP)
Der Kampf gegen das Terrorkommando dauerte StundenBild: dapd

Die Polizei lieferte sich stundenlange Feuergefechte mit den Terroristen, die sich bis auf das Dach des Gebäudes vorkämpfen konnten. Dort wurden sie dann von Hubschraubern der NATO-geführten Schutztruppe ISAF beschossen, die den Sicherheitskräften zu Hilfe eilten. Die Angreifer seien getötet worden, sagte ISAF-Sprecher Tim James. ISAF-Soldaten seien nicht zu Schaden gekommen. "Das war ein komplexer Angriff von Selbstmordattentätern und bewaffneten Aufständischen", sagte James. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, die Aufständischen hätten sich auf der Suche nach Ausländern von Zimmer zu Zimmer vorgearbeitet.

Konferenz lotete Friedenschancen aus

Ein Kampfhunschrauber im Gegenlicht (Foto: Fotolia)
Mit schwersten Waffen gegen die Taliban-KämpferBild: Fotolia/Silverpics

Vor dem Anschlag hatte in Kabul eine internationale Konferenz stattgefunden, auf der Vertreter Afghanistans, Pakistans und der USA über die Aussichten auf einen Frieden mit den Taliban berieten. Daran hatte auch der deutsche Sonderbeauftragte für Afghanistan und Pakistan, Botschafter Michael Steiner, teilgenommen. Er war zum Zeitpunkt des Angriffs aber nicht mehr in Kabul. Auch der US-Sondergesandte für die Region, Marc Grossman, und seine Delegation hätten Kabul bereits am Dienstagmorgen verlassen, teilte das US-Außenministerium mit. Für diesen Mittwoch war im Hotel Intercontinental eine weitere Konferenz geplant, bei der es um den Einsatz einheimischer Sicherheitskräfte bis zum Jahr 2014 gehen soll.

Afghanische Sicherheitskräfte kontrollieren die Zufahrt zum Hotel (Foto: dapd)
Afghanische Sicherheitskräfte kontrollieren die HotelzufahrtBild: dapd

Die USA verurteilten den Terrorangriff auf das Hotel umgehend. Die Tat demonstriere erneut, dass die Terroristen Menschleben vollkommen missachteten, heißt es in einer Erklärung des Außenministeriums. Der Angriff erfolgte wenige Wochen vor dem geplanten Beginn des Abzugs der internationalen Truppen. US-Präsident Barack Obama hatte vergangene Woche angekündigt, von Juli an bis Ende des Jahres 10.000 der derzeit rund 99.000 US-Soldaten vom Hindukusch abzuziehen. Bis 2014 sollen alle ausländischen Soldaten das Land verlassen und die afghanischen Sicherheitskräfte vollständig die Kontrolle übernommen haben - so wie sie es in Kabul bereits praktizieren. Experten fürchten jedoch, dass die einheimischen Kräfte nicht in der Lage sein werden, die Taliban in Schach zu halten.

Autor: Rolf Breuch (afp, dapd, dpa)
Redaktion: Thomas Grimmer