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Irans ungehobeltes 'Nein'

Peter Philipp30. August 2006

Irans Präsident Ahmadinedschad hat eine unmissverständliche Antwort auf die Forderungen der Staatengemeinschaft gegeben: Peter Philipp kommentiert dieses "Nein!".

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Überraschen konnte nicht, was der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad am Dienstag (29.8.) auf einer mehrstündigen Pressekonferenz zum Besten gab. Zwei Tage vor Ablauf des Ultimatums des UN-Sicherheitsrates bekräftigte er die Entschlossenheit Teherans, sich nicht dem internationalen Druck zu beugen und die Anreicherung von Uran einzustellen. Was nun in Washington und anderen westlichen Hauptstädten als neuer Affront Teherans betrachtet wird, ist er die konsequente Fortsetzung der bisherigen iranischen Linie.

Gutes Recht

Der Iran - nicht nur Ahmadinedschad - hält es für sein gutes Recht, Atomforschung zu friedlichen Zwecken zu betreiben und Atomkraft zu friedlichen Zwecken zu nutzen. Ein solches Recht - die Anreicherung von Uran eingeschlossen - wird den Unterzeichnern des Atomwaffen-Sperrvertrages (NPT) zugestanden. Und man empfindet es im Iran als unzulässige Gängelung durch die USA, dass man als einziger in der Region verboten bekommen sollte, was andere auch dann tun, wenn sie - wie Israel, Indien und Pakistan - den Sperrvertrag nicht unterzeichnet haben.

Fernschreiber Autorenfoto, Peter Philipp

Ahmadinedschad entwickelt hieraus ein ganz besonderes Weltbild, das es zu verändern gelte: Die USA und Großbritannien nützten ihre Privilegien, um der Welt ihren Willen aufzuzwingen, und auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen werde von ihnen bestimmt. Der iranische Präsident fordert eine radikale Veränderung dieser Zustände. Und er macht sich damit zielstrebig zum Fürsprecher all jener auf der Welt, die sich ähnlich hilflos amerikanischer Willkür ausgesetzt fühlen - besonders in der islamischen Welt.

Ahmadinedschad gaukelt ihnen vor, dass Hilfe aus Teheran kommen wird. Denn der Iran sei nicht bereit, sich dem Druck zu beugen. Und Ahmadinedschad fordert theatralisch US-Präsident George W. Bush zu einer Fernsehdiskussion über die Weltpolitik auf, in der er diesem und besonders der amerikanischen Bevölkerung erklären will, wo die Fehler liegen.

Wahlversprechen unerfüllt

Hiermit will der iranische Präsident nicht nur sein Ansehen in der islamischen Welt steigern. Er will auch zu Hause darüber hinwegtäuschen, dass viele seiner Wahlversprechen vom vergangenen Jahr noch unerfüllt sind. So sehr er auch Recht haben mag in seiner Beurteilung des internationalen Verhaltens in der Atomfrage, so wenig wird Ahmadinedschad doch auch erreichen, wenn er nun fordert, das ganze System der internationalen Beziehungen auf den Kopf zu stellen.

Der iranische Präsident sehnt sich offenbar in die Tage der Revolution zurück, als der Iran glaubte, ohne den Rest der Welt auskommen zu können. In Teheran hat man längst eingesehen, dass das so nicht geht. Das bedeutet nicht, dass man auf sein Recht verzichten soll. Es bedeutet aber doch, dass man etwas mehr Geschick, Diplomatie und Umgangsformen an den Tag legen sollte. Dinge, die Ahmadinedschad immer wieder vermissen lässt.