Irans Kampf gegen TV-Schüsseln
Im Iran sind sie weit verbreitet, den Behörden aber ein Ärgernis: Satellitenschüsseln, mit denen auch ausländische TV-Sender empfangen werden können. Regelmäßig werden sie konfisziert und zerstört - mit mäßigem Erfolg.
Sackgasse für Satellitenschüsseln
Irans Behörden haben in dieser Woche medienwirksam rund 100.000 beschlagnahmte Satellitenschüsseln zerstört. Große Teile der iranischen Bevölkerung missachten das offizielle Verbot, diese für den Empfang ausländischer TV-Sender zu nutzen. Immer wieder finden deshalb Razzien statt, bei denen Satellitenschüsseln von offiziellen Stellen beschlagnahmt werden.
Unter Beobachtung
Vertreter der Staatsmedien begleiten die Zerstörung der Schüsseln, die mit voller Absicht öffentlichkeitswirksam durchgeführt wird. Regelmäßig finden solche Zerstörungsaktionen statt, bei denen die Schüsseln auch schon mal mit einem Panzer plattgewalzt werden.
"Schrott-TV"
General Mohammed Reza Nagdi, Chef der Basidsch-Miliz, warnte bei der Zerstörungsaktion in Teheran vor dem "verderblichen Einfluss" der Satelliten-Sender auf die "Moral und Kultur der Gesellschaft". Die Nutzung der Satelliten-Sender sei mitverantwortlich für "eine Zunahme der Scheidungen, Drogen-Abhängigkeit und Unsicherheit" im Iran.
Schüssel zur Außenwelt
Großen Teilen der iranischen Bevölkerung sind solche Warnungen herzlich egal. Auf beinahe jedem Dach in Teheran sind die Schüsseln zu finden, obwohl man sich besser nicht erwischen lässt: Denn wer die Parabol-Antennen in Umlauf bringt, nutzt oder repariert, muss mit einer Strafe von umgerechnet bis zu 2.500 Euro rechnen.
Sendeschluss
Das Verbot der Satelliten-Schüsseln ist jedoch umstritten. Präsident Hassan Rohani, der noch bis Juni 2017 im Amt ist, bezeichnete das Verbot wiederholt als unnötig und kontraproduktiv. Trotzdem müssen die Iraner jederzeit mit Razzien der Polizei rechnen, die nach Satellitenschüsseln sucht und diese beschlagnahmt.
Abgeseilt!
Dabei kann es teilweise auch richtig akrobatisch zugehen. Ein iranischer Twitter-Nutzer schreibt: "Satellitenschüsseln und ähnliches sind nur Ausreden. Sie suchen nur nach einem Grund, um in unsere Häuser zu stürmen. Es ist deren Lieblingsspiel!"
Promenade der Parabolantennen
Kulturminister Ali Jannati plädierte in der vergangenen Woche für eine Gesetzesänderung, weil "70 Prozent der Iraner" Satellitenschüsseln nutzten. Über die Parabol-Antennen können die Iraner dutzende TV-Programme in ihrer Sprache empfangen, die im Ausland produziert werden.
Ende der Fahnenstange
Oft wird ein Teil der Satellitenschüsseln vor der Zerstörungsaktion mit den Flaggen von Israel, Großbritannien und der USA bemalt. Diese sind laut der iranischen Regierung die Hauptländer, die mit ihren TV-Produktionen die islamischen Werte und die Kultur des Landes zerstören wollen.
Neuanschaffung
Doch was bringt die Aktion, wenn man sich ganz leicht eine neue Schüssel besorgen kann? Viele junge Iraner haben daher ihren Unmut auf sozialen Netzwerken zum Ausdruck gebracht. Einer twitterte: "Wir sprechen über ein Gesetz, das von fast allen missachtet wird. Könnte es nicht sein, dass es das Gesetz ist, das nicht mehr zu Kultur und Gesellschaft passt?"