Iranische Revolution im Stadion
24. April 2006Erstmals seit der islamischen Revolution vor 27 Jahren erlaubt die iranische Regierung somit Frauen wieder den Besuch im Stadion. Nach der Islamischen Revolution 1979 war ihnen der Zutritt zunächst mit der Begründung verwehrt worden, Sportlern in kurzen Hosen zuzusehen sei unkeusch. Später wurde das Verbot damit gerechtfertigt, dass Frauen vor der Pöbelsprache der Fans auf den Rängen geschützt werden müssten. Nun zitierte ein Fernsehsprecher Ahmadinedschad am Montag (24.4.2006) mit den Worten, Frauen im Stadion förderten die Sittlichkeit. "Die Anwesenheit von Familien und Frauen wird die Manieren verbessern und zu einer gesunden Atmosphäre in den Stadien führen", so Ahmadinedschad.
Die besten Plätze
In der Vergangenheit hatten immer wieder fußballbegeisterte Frauen gegen das Verbot rebelliert, wobei es ab und an auch zu einem Handgemenge vor den Stadiontoren kam. Nun sollen die Frauen für ihre lange Fußballabstinenz in den Stadien angemessen entschädigt werden: Ahmadinedschad ordnete an, dass Frauen und Familien künftig die besten Plätze in Stadien vorbehalten bleiben sollten. Allerdings sollen Zuschauerinnen getrennt von den männlichen Fans in den Stadien untergebracht werden.
Auch außerhalb von Fußballstadien müssten die Kleidungsvorschriften den Angaben zufolge nicht mehr penibel genau eingehalten werden. Die Polizei solle nicht mehr so barsch gegen Frauen vorgehen, die Haar und Körper nicht vollständig verhüllten, habe Ahmadinedschad gefordert. Bislang drohten Frauen in diesem Fall zehn Tage Haft.
Beobachter werteten den Schritt Ahmadinedschads als Versuch des wegen der Atompolitik international unter Druck geratenen Präsidenten, seinen Rückhalt in der Bevölkerung zu stärken.
Iranerinnen spielen auch selbst Fußball: Im Trikot vor ausschließlich weiblichen Besuchern in heimischen Stadien, mit Trainingsanzug und Schleier bei internationalen Begegnungen. (sams)