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061111 Israel Iran

7. November 2011

Vor der Veröffentlichung eines Berichts über das iranische Nuklearprogramm hat Präsident Ahmadinedschad vor einem Militärangriff auf sein Land gewarnt. In Israel wird darüber bereits seit einigen Tagen diskutiert.

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Iranische Techniker basteln an einer "intelligenten Bombe" (Foto: AP)
In Israel ist die Angst vor der iranischen Atombombe großBild: AP

Einziger Zweck eines möglichen Angriffs auf den Iran sei, den gestiegenen Einfluss Teherans zu bekämpfen, sagte Mahmud Ahmadinedschad am Montag (07.11.2011) in einem Interview mit der ägyptischen Zeitung "Al Akhbar". "Der Iran hat seine Kapazitäten erhöht und entwickelt sich immer weiter", erläuterte er. "Aus diesem Grund ist er in der Welt konkurrenzfähig und Israel und der Westen, besonders die USA, zweifeln diese Kapazitäten und die Rolle des Iran nun an."

In dem Interview zeigte sich Ahmadinedschad überzeugt davon, dass Israel und die USA versuchten, internationale Unterstützung für einen Militäreinsatz im Iran zu erlangen, um den Einfluss Teherans zu "vernichten". Der Iran werde seinen Gegnern allerdings nicht erlauben, gegen das Land vorzugehen, so Ahmadinedschad weiter.

Am Dienstag wird der Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zum iranischen Atomprogramm erwartet. Nach Informationen, die bereits nach außen gedrungen sind, soll er Hinweise und Belege dafür enthalten, dass Teheran nicht, wie behauptet, die Atomenergie nur für friedliche Zwecke einsetzen will, sondern tatsächlich Nuklearwaffen entwickelt. Die iranische Regierung bestreitet dies.

Diskussion um Militärschlag in Israel

Porträt von Schimon Peres (Foto: AP)
Israels Staatspräsident Schimon Peres mischt sich in die Debatte einBild: AP

Am Wochenende hatte sich Israels Staatspräsident Schimon Peres mit mehreren Interviews in die Debatte um einen möglichen Militärschlag gegen den Iran eingeschaltet. Im staatlichen israelischen Radio wiederholte er am Sonntag noch einmal das, was er bereits am Freitag in einem Fernsehinterview gesagt hatte: Der Iran sei ein Problem für die ganze Welt, nicht nur für Israel. Deswegen müsse man nun den Staaten der Welt sagen, dass sie dazu verpflichtet seien, den Iran daran zu hindern, Atomwaffen herzustellen.

"Sie haben eine Fülle von Instrumenten dazu: wirtschaftliche Sanktionen, man kann Druck auf die Ölexporte ausüben, sie haben alle Möglichkeiten in der Hand. Es gibt auch andere Möglichkeiten, die ich nicht ausführen will. Sie müssen jetzt Verantwortung zeigen, denn der Iran ist eine Bedrohung für die ganze Welt, nicht nur für Israel", so Peres. Gleichzeitig warnte er, Israel dürfe keinen Alleingang wagen. Es müsse die Solidarität der Welt einfordern und gemeinsam mit seinen Verbündeten den Iran unter Druck setzen.

Warnung vor Alleingang

Auch fast alle ehemaligen Geheimdienstchefs und ihre Stellvertreter warnen vor einem israelischen Alleingang. Der frühere Mossad-Chef Meir Dagan nannte einen Militärschlag gegen die iranischen Atomanlagen die größte Dummheit, die Israel begehen könne. Im israelischen Rundfunk meldete sich am Sonntag auch Ex-General Amiram Levin zu Wort, der von 1998 bis 2000 stellvertretender Geheimdienstchef war. "Ich denke, dass Israel ganz prinzipiell ein Interesse daran haben muss, dass das Gleichgewicht im Nahen Osten erhalten bleibt", sagte Levin und fügte hinzu: "Wir sind ein kleiner Tropfen in diesem riesigen arabischen, muslimischen Meer und wir haben keinen Grund, das Gleichgewicht zu zerstören, indem wir eine Eskalation in Gang setzen, die viele Jahre andauern wird."

Israel sollte sich nicht als Weltpolizist aufspielen, betont der Ex-General denn "wir sind dafür zu klein und leben in der falschen Region und es wäre einfach ein Fehler."

"Alle Optionen offen halten"

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hüllt sich seit Beginn der Debatte vor einer Woche in Schweigen. Führende Journalisten in Israel sind überzeugt, dass er schon entschlossen ist, den Iran anzugreifen. An seiner Seite wisse er Außenminister Avigdor Lieberman und Verteidigungsminister Ehud Barak, schrieb die Zeitung "Haaretz".

Barak führte in den letzten Tagen Gespräche in London, was in Israel als weiterer Beleg für konkrete Angriffspläne gewertet wurde. Denn nach einem Bericht der britischen Tageszeitung "The Guardian" soll sich auch die britische Armee auf einen möglichen Angriff gegen den Iran vorbereiten.

Im US-Fernsehsender CNN sagte Barak: "Die Iraner sind entschieden, eine Nuklearmacht zu werden. Sie sind bereit, dafür zu täuschen und zu betrügen, um die Welt davon abzuhalten, dem etwas entgegenzusetzen. Und ich denke, es ist extrem wichtig, dass die Welt entschlossen ist, etwas dagegen zu unternehmen, sei es durch Diplomatie, durch Sanktionen oder was immer." Die militärische Option dürfe dabei jedoch nicht ausgeschlossen werden, so Barak.

Fotomontage: Israelische und iranische Flagge. Dazwischen startet eine Rakete (Fotomontage: DW)
Eine iranische Atombombe ist Israels AlptraumBild: Jürgen Sorges / AP / DW

Bundesregierung will mehr Druck ausüben

Die Regierung in Deutschland beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Sollte der erwartete Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde die Zweifel am rein zivilen Charakter des Nuklearprogramms nicht ausräumen, werde sich die Bundesregierung für eine Ausweitung des politischen und diplomatischen Drucks auf Teheran einsetzen, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. An Spekulationen über einen drohenden Militärschlag Israels gegen den Iran beteilige man sich nicht, so das Außenamt.

Autoren: Bettina Marx / Marco Müller
Redaktion: Zoran Arbutina / Eleonore Uhlich