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Iran kritisiert Berlinale-Chef

8. Februar 2015

Aus Teheran kommt wieder Kritik an der Teilnahme des neuen Films "Taxi" des iranischen Filmemachers Jafar Panahi bei der Berlinale. Der Regisseur hat in seiner Heimat Berufsverbot.

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Jafar Panahi in seinem neuen Film "Taxi" (Bild: Auschnitt aus dem Film)
Jafar Panahi in seinem neuen Film "Taxi"Bild: Jafar Panahi

"Die Berlinale stand mal für Kultur und Kunst, jetzt aber hören wir immer wieder die lauten Schritte der Politik", sagte der Kinobeauftragte des iranischen Kultusministeriums, Hodschatollah Ajubi. Berlinale-Leiter Dieter Kosslick bestehe darauf, den Iran nur über Panahis Filme darzustellen. Dies führe aber zur "Verbreitung von Missverständnissen" über das iranische Volk, erklärte Ajubi laut iranischen Mendienberichten am Sonntag (08.02.2015), berichtet die Nachrichtenagentur dpa. "Als Kinobeauftragter bin ich auch nicht glücklich, dass ein Filmemacher nicht arbeiten darf, aber ich beuge mich nun mal den hiesigen Gesetzen", schrieb Ajubi demnach in einem Brief an Kosslick. Das sollte auch der Berlinale-Leiter respektieren.

Dieter Kosslick (Foto: Clemens Bilan/Getty Images)
Dieter KosslickBild: C. Bilan/Getty Images

Jafar Panahi, der seit Mitte der 1990er Jahre Filme inszeniert, fiel bei den iranischen Revolutionswächtern in Ungnade, weil er in seinen Werken wie "The Circle" und "Offside" auf die Nöte und Sorgen der Menschen im Iran hinwies. In seinem neuen Film "Taxi" begleitet der Zuschauer den Regisseur und vermeintlichen Taxi-Chauffeur in dessen Auto durch die Stadt. Am Armaturenbrett des Taxis ist eine Kamera befestigt, die den Regisseur und seine Fahrgäste ununterbrochen zeigt. Die Gespräche zwischen Chauffeur und Beifahrern drehen sich um Politik und Religion, streifen aber auch Banales und Alltägliches. Ob die Fahrgäste tatsächlich tatsächliche Kunden sind oder Schauspieler, dass lässt Panahi offen.

Unbeugsamer Regime-Kritiker

Wie es Jafar Panahi trotz Berufsverbot gelang, seinen neuen Film "Taxi" zu drehen und in den Berlinale-Wettberwerb zu schicken, bleibt unklar. Der regimekritische Panahi war wegen seiner Kritik an der iranischen Regierung im Dezember 2010 zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufs- und Ausreiseverbot verurteilt worden - das Urteil wurde jedoch nicht vollständig vollstreckt. Auch dieses Jahr darf er an der Berlinale nicht persönlich teilnehmen. Für den heimlich gedrehten Film "Geschlossener Vorhang" hatte er 2013 den Silbernen Bären für das beste Drehbuch erhalten.

Bereits im Vorfeld der Berlinale, die seit dem 5. Februar in Berlin stattfindet, äußerte sich das konservative iranische Kulturinstitut Aviny auf seinem Webportal in dem Leitartikel mit dem Titel: "Illegales Taxi fährt nach Berlin". Die Aufmerksamkeit für Panahi sei "übertrieben". Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) reagierte energisch und wies jede "politische Einmischung" in die Berlinale zurück. Festivalchef Dieter Kosslick erklärte daraufhin im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, er kämpfe für die Freiheit der Kunst. Es sei ein "stiller filmischer Protest". "Die ständige Einladung an Panahi, der vor vier Jahren Jurymitglied war und nicht ausreisen durfte, steht. Ich lade Panahi solange ein, bis er kommen kann. Die Berlinale kämpft seit ihrer Gründung im Jahr 1951 um die Freiheit von Kunst und Meinungsfreiheit und setzt sich für Völkerverständigung ein."

ld/wl (dpa)