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Atomstreit hält an

19. April 2007

Entgegen den Forderungen der Vereinten Nationen hat der Iran die nukleare Brennstoffproduktion gestartet. Das geht aus einem vertraulichen IAEA-Bericht hervor. Der Zweck der Uran-Anreicheruung ist weiterhin umstritten.

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Iranischer Präsident Mahmud Ahmadinedschad, Archivbild 9. April 2007, AP
Hält sich nicht an internationale Absprachen: Der iranische Präsident Mahmud AhmadinedschadBild: AP

Der Iran hat mit der Anreicherung von kleinen Mengen Urangases begonnen und damit die nukleare Brennstoffproduktion gestartet. In der unterirdischen Anlage in Natans soll der Iran mehr als 1300 Zentrifugen in Betrieb genommen haben, die für diesen Prozess benötigt werden. Dies geht aus einem Schreiben eines ranghohen Mitarbeiters der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien vom Mittwoch (18.4.) hervor. In dem vertraulichen Brief protestiert die IAEA auch gegen eine iranische Entscheidung, Inspektoren den Zugang zu einer in Bau befindlichen Schwerwasseranlage zu verweigern, in der einmal Plutonium produziert werden könnte.

Im Konflikt mit der internationalen Gemeinschaft über das iranische Atomprogramm hatte Präsident Mahmud Ahmadinedschad schon wiederholt damit gedroht, die nukleare Entwicklung weiter voranzutreiben. Seinen Angaben zufolge hat der Iran die industrielle Produktion von Atombrennstoff gestartet. Teheraner Angaben zufolge sollen schon 3000 Zentrifugen in Betrieb genommen worden sein.

Nutzung: militärisch oder zivil?

Zumindest einige der Zentrifugen werden laut einem IAEA-Diplomaten mit Uran-Hexafluorid gespeist. Dies sei in einem vertraulichen Dokument festgehalten, das am Mittwoch den 35 Mitgliedern des Gouverneursrats der IAEA zugestellt wurde.

Welchen Zweck die Anreicherung des Urangases hat, ist offenbar nicht klar. Ein Diplomat bei der IAEA erklärte, es handele sich vermutlich um einen Belastungstest für die Zentrifugen. Dies könne der letzte Schritt vor der Anreicherung größerer Mengen Uran sein. Der Iran will nach eigenen Angaben die Urananreicherung nur zur Herstellung von Brennstäben benutzen. International wird aber befürchtet, dass der Iran nach der Atombombe strebt. Besonders bedroht fühlt sich dabei Israel, dessen Vernichtung Ahmadinedschad schon wiederholt gefordert hat.

UN pocht auf die Einhaltung der Resolutionen

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die Führung in Teheran auf, sich an die UN-Resolutionen zu halten. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen fordert vom Iran, die Uran-Anreicherung zu stoppen. Erst Ende März hatte das Gremium seine Sanktionen gegen die islamische Republik verschärft, die im Verdacht steht, unter dem Deckmantel eines Kernenergieprogramms an Atomwaffen zu arbeiten. Der Iran hat westliche Vorwürfe indes stets zurückgewiesen, mit seinem Atomprogramm nach Massenvernichtungswaffen zu streben.

Die Uran-Anreicherung ist erforderlich, um Atomkraftwerke zu betreiben oder Atombomben zu bauen. Bei der so genannten Konversion wird zunächst Uranoxid in Uran-Tetrafluorid (UF4) und dann in Uran-Hexafluorid (UF6) umgewandelt. Der entscheidende Schritt läuft dann in den Zentrifugen ab, in denen UF6 angereichert wird. Nach Angaben des US-Instituts für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) reichen 1500 Zentrifugen aus, um binnen eines Jahres mehr angereichertes Uran herzustellen, als für eine Atombombe nötig wäre. (vem)