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Iraks Armee entdeckt Massengrab

6. Juni 2016

Irakische Truppen haben die vom IS gehaltene Stadt Falludscha eingekesselt. Zivilisten wollen aus der Stadt fliehen. Bei dem Versuch sterben viele. Bei ihrem Vorstoß machte die Armee einen grausamen Fund.

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Irakische Truppen in einem zerstörten Gebäude mit dem Massengrab (Foto: Reuters)
Irakische Sicherheitskräfte haben begonnen, die Körper aus dem Massengrab zu bergenBild: Reuters/Th. Al-Sudani

Erst einen Tag ist es her, dass irakische Truppen den Ort Saklawija im Nordwesten Falludschas von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zurückerobert hat. Sicherheitskräfte haben nun ein Massengrab mit schätzungsweise 400 Leichen gefunden. Ein hochrangiger Polizist der Provinz Anbar, zu der Falludscha gehört, sagte, die Sicherheitskräfte seien auf das Grab gestoßen, als sie in Saklawija Minen räumten.

Ermordet wegen Spionage oder Widerspruch

Bei den meisten Leichen handele es sich um irakische Soldaten, aber es seien auch "ein paar Zivilisten" dabei. Nach bisherigem Stand wurde den meisten Opfern in den Kopf geschossen. Als mögliche Verantwortliche vermutet der Polizist IS-Dschihadisten: "Der IS hat Ende 2014 und Anfang 2015 viele Mitglieder des Militärs ebenso wie Zivilisten in der Gegend hingerichtet". Radscheh Barakat, Mitglied des Provinzrates von Anbar, bestätigte den Fund. Er sagte, in dem Massengrab seien auch die Leichen von Zivilisten gefunden worden, die der IS "wegen Spionage oder Missachtung der Regeln der Organisation" exekutiert habe.

Falludscha war im Januar 2014 von IS-Kämpfern erobert worden. Irakische Streitkräfte begannen vor zwei Wochen eine Offensive, um die Stadt zu befreien. Unterstützt werden sie von US-Kampfflugzeugen und schiitischen Milizen.

Tödliche Flucht über den Fluss

Rund 50.000 Zivilisten leben noch in Falludscha. Viele haben nach UN-Angaben kaum Zugang zu Trinkwasser, Nahrung und medizinischer Versorgung. Nachdem die Stadt nun eingekesselt wurde, versuchen Zivilisten aus Falludscha zu fliehen. Mindestens vier Menschen sind nach offiziellen Angaben ertrunken, als sie den Fluss Euphrat überqueren wollten. Neun weitere Menschen werden noch vermisst.

Menschen tragen ein paar Habseligkeiten (Foto: Reuters)
Diese Menschen haben es aus Falludscha in das südliche Camp Tariq geschafftBild: Reuters/Th. Al-Sudani

Um über den Euphrat zu fliehen, würden die Menschen alle möglichen schwimmenden Gegenstände nehmen, sagte der Chef des Provinzrates, Schakir al-Essawi, der Nachrichtenagentur Reuters. "Sie nutzen leere Kühlschränke, Holzschränke und leere Benzinfässer, um daraus Flöße zu bauen und den Fluss zu überqueren." Der Fluss ist 250 bis 300 Meter breit, wenn er die Stadt im Süden verlässt. Laut al-Essawi sind mehr als 1000 Familien über den Fluss geflohen.

Der Norwegische Flüchtlingsrat, der in der Nähe von Falludscha mehrere Flüchtlingscamps betreibt, erklärt, der IS würde Zivilisten beschießen, die über den Fluss fliehen wollen. Wie ein Polizist berichtet, sind an Straßen auch Sprengsätze installiert.

Nach Aussage des Sprechers des irakischen Regierungschefs könnte Falludscha binnen Tagen befreit sein. "Die Sicherheit der Zivilisten kommt bei uns aber an erster Stelle."

ust/kle (rtr, dpa, afp)