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"Irak als zweites Vietnam"

Samir Grees 24. März 2003

Im Mittelpunkt der Kommentare der arabischen Zeitungen am Montag (24.3.2003) steht der Verlauf des Irak-Krieges und der unerwartet starke Widerstand der irakischen Armee.

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Die in London erscheinende liberale Zeitung AL-HAYYAT schreibt:

"In der zweiten Woche des Krieges werden wir einen grundlegenden Wandel der amerikanischen Kriegsführung erleben, um schnellere Erfolge auf den Schlachtfeldern zu erzielen. Dann werden wir feststellen, ob der so genannte 'saubere Krieg' Realität oder Legende ist. Gibt es weiter Widerstand auf irakischer Seite, werden die Amerikaner - ganz nach israelischer Art - noch mehr Gewalt anwenden; sie werden dann also das tun, was sie eigentlich vermeiden wollten. Die irakische Seite aber, die diesen Krieg seit zehn Jahren vorausgeahnt hat, strebt ein 'zweites Vietnam' an. Und genau das wollen die Amerikaner um jeden Preis verhindern."

Die in London herausgegebene Irak-nahe Zeitung AL-QUDS sieht nach den Bildern gefangener und getöteter US-Soldaten, die das irakische Fernsehen ausgestrahlt hat, den US-Präsidenten unter Druck. Das Blatt schreibt:

"Vieles weist darauf hin, dass der Irak für die USA schon zum 'zweiten Vietnam' geworden ist. Dem amerikanischen Präsidenten George W. Bush stehen harte Tage bevor. Denn die meisten der gezeigten gefangenen und getöteten US-Soldaten stammen wie der Präsident aus Texas. Was einen aber wütend macht, ist das Verhalten des amerikanischen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld: Vor der Invasion verhielt er sich wie ein stolzer Pfau. Jetzt aber sieht er in der Vorführung amerikanischer Gefangener und Toter einen Verstoß gegen die Genfer Konvention und fordert die irakische Regierung auf, diese Konvention zu respektieren. Entspricht etwa der Tod von 70 irakischen Zivilisten mitten in der Stadt Basra den Paragraphen dieser Konvention? Und stimmen die Bombenangriffe auf Bagdad mit dem Völkerrecht überein?"

Die regierungsnahe kuwaitische Zeitung AL-WATTAN beschäftigt sich mit dem nur langsamen Vorrücken der Alliierten im Irak. Man verfolge diese Taktik, um die Zivilbevölkerung zu schonen, heißt es. Das Blatt schreibt weiter:

"Einige möchten gerne, dass dieser Krieg schneller vorangeht. Sie vergessen jedoch, dass es ein besonderer Krieg ist: Hier geht es um einen Krieg mit einem noblen Ziel - nämlich mit dem Ziel, die Iraker von der Herrschaft eines hinterhältigen Diktators und seiner Bande von Söldnern und Kriminellen zu befreien. Der Krieg geht nur langsam voran, weil die Alliierten darum bemüht sind, dass der Krieg nicht verheerend wird für das Volk, das man befreien will."