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„Den eigenen Werten gerecht werden“

Christoph Jumpelt15. Juni 2016

Zum Abschluss der neunten Ausgabe des Global Media Forum in Bonn resümierte DW-Intendant Limbourg die dreitägige Konferenz: „Wir werden den eigenen Werten nicht immer gerecht, die wir predigen“.

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Closing Ceremony: Intendant Peter Limbourg
Bild: DW/K. Danetzki

In seiner Abschlussrede auf dem Global Media Forum betonte DW-Intendant Peter Limbourg am Mittwoch (15.6.) in Bonn: „Wenn wir mit anderen über unsere Werte diskutieren, erhalten wir eine wichtige Spiegelung auf jene Werte, die wir in Deutschland und in Europa für schützenswert halten und teilen möchten. Aber wir werden unseren eigenen Werten nicht immer gerecht.“

Das sei in vielen Diskussionen und Gesprächen auf der internationalen Konferenz der DW deutlich geworden. „Waffenverkäufe, Umweltverschmutzung und Fälle von Zusammenarbeit mit korrupten Regimen sind eine starke Erinnerung daran, dass wir unseren eigenen Werten erst gerecht werden müssen, bevor wir sie anderen predigen“, so Limbourg.

Mehr als 2.000 Teilnehmer aus 110 Nationen kamen zur neunten Ausgabe des Global Media Forum der Deutschen Welle nach Bonn. „Medien. Freiheit. Werte“ – das waren 2016 die zentralen Begriffe. Anspruchsvolle Themen wurden diskutiert. Viele Journalisten in aller Welt befinden sich in einer schwierigen Situation. Die Rolle der Medien, Meinungsfreiheit und Werte, die hochgehalten werden müssen, wurden auf der Konferenz erörtert.

Gauck: „Markenzeichen eines verlässlichen Journalismus“

Bundespräsident Joachim Gauck hatte eine inspirierende Botschaft für die Teilnehmer der Konferenz – und er erinnerte die Journalisten aus aller Welt an ihre gemeinsame Verpflichtung. „Nie gab es so viele Möglichkeiten zur Information wie heute. Wir sehen aber auch, dass damit zugleich die Möglichkeiten zur Manipulation und zur Desinformation wachsen. Umso mehr kommt es darauf an, dass man bewährten Medien, die zu Markenzeichen eines verlässlichen Journalismus geworden sind, auch weiterhin vertrauen kann.“

Einer der bewegendsten Momente der diesjährigen Konferenz war die Verleihung des Freedom of Speech Award der DW an Sedat Ergin, den Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Hürriyet. Bei der Preisverleihung sagte Ergin, Vorfälle in Bezug auf die Meinungsfreiheit gebe es „auch in Ländern, die vorgeben, Demokratien zu sein. Der europäische Kontinent ist nicht länger immun gegen diese autoritäre Tendenz.“

In seiner Laudatio für Preisträger Ergin sagte der Journalist und Herausgeber der Bild-Zeitung Kai Diekmann: „Die Pressefreiheit ist ein wertvolles und edles Gut. Wir dürfen nicht nachlassen, die furchtbare Situation der Pressefreiheit in der Türkei anzusprechen.“

The Bobs: Bassem Yussef ehrt Preisträger

Auch die bedeutende Rolle, die Blogger und Aktivisten in Gesellschaften ohne Meinungsfreiheit haben, wurde auf dem Forum erneut thematisiert. Der ägyptische Satiriker Bassem Youssef nahm an der Preisverleihung von „The Bobs – Best of Online Activism“ teil. Die Deutsche Welle verleiht seit 14 Jahren diesen international einmaligen Preis für couragierte Aktivisten.

Zudem stellten Blogger aus Bangladesch, die wegen der akuten Bedrohung ihres Lebens durch islamistische Extremisten ihr Heimatland verlassen mussten und in Europa Asyl gefunden haben, vor Journalisten eine internationale Initiative vor, die mehr Aufmerksamkeit für die Notwendigkeit von Asyl schaffen soll. An dem Gespräch nahm die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Bärbel Kofler, teil.

Live verfolgen konnten Teilnehmer des Global Media Forum einige TV-Produktionen der DW, etwa die Aufzeichnung von Shababtalk mit Moderator Jaafar Abdul Karim. Er diskutierte unter anderem mit dem irakischen Satiriker Ahmed Al-Basheer über Homosexualität in arabischen Gesellschaften – im Lichte des Attentats von Orlando. Und die kubanische Journalistin Yoani Sánchez hatte für ihre Gesprächsrunde, in der sie jede Woche Menschenrechtsthemen mit lateinamerikanischen Gästen diskutiert, Zeitzeugen und eine Historikerin zum Thema Colonia Dignidad eingeladen.

Teilnehmer aus vielen Ländern erörterten in den Paneldiskussionen des Global Media Forum, dass die Medien an einem Wendepunkt angelangt sind. Die wachsende Bedeutung des direkten Dialogs mit Menschen rund um den Erdball über Soziale Medien eröffnet neue Möglichkeiten für Journalismus.

DW-Intendant Limbourg betonte, dies sei „eine Möglichkeit, die von den Medien genutzt werden muss, damit sie nachhaltig etwas bewirken können“.