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Integrationsgesetz: Shababtalk auf Deutsch

Vera Tellmann27. Mai 2016

Die aktuelle Ausgabe der DW-Produktion Shababtalk wurde in der Flüchtlingsunterkunft am Berliner Flughafen Tempelhof aufgezeichnet. Deutsche Politiker und Flüchtlinge diskutierten über das neue Integrationsgesetz.

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DW-Jugendsendung Shababtalk Flüchtlingsunterkunft Tempelhof
Shababtalk: Politiker und Flüchtlinge diskutieren über IntegrationBild: DW

Die Sendung läuft seit Sonntag, 29. Mai, erstmals im deutschen Fernsehprogramm der Deutschen Welle.

Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner sagte: „Im Integrationsgetz geht es darum, dass man sich als Migrant darauf berufen kann, dass man Rechte hat. Aber auch darum, dass wir uns darauf berufen, dass Integrationskurse, Sprachkurse und andere Angebote wahrgenommen werden.“

Klöckner weiter: „Das Integrationsgesetz ist zunächst eine Verpflichtung für den Staat Deutschland, aber auch eine Verpflichtung für diejenigen, die zu uns kommen. Das Zusammenleben kann nur gelingen, wenn das deutsche Grundgesetz gilt. Religiöse Vorstellungen oder Familienehre können nicht über dem Grundgesetz stehen.“

Moritz Heuberger, Bundessprecher der Grünen Jugend, der Jugendorganisation von Bündnis 90/Die Grünen, sagte: „Der Punkt, warum Flüchtlinge nicht zum Integrationsgesetz befragt wurden, ist, dass es nie darum geht, ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Die Koalition will einfach nur ein Signal senden – Integrationsverweigerer, die müssen raus. Statt „Ausländer raus“ zu sagen, sagt man jetzt „Integrationsverweigerer raus“.“

Annika Klose, Berliner Landesvorsitzende der SPD-Jugendorganisation Jusos, forderte Nachbesserungen am Integrationsgesetz. Sie halte vor allem die neuen Sanktionsmechanismen für falsch, sagte sie.

Ein syrischer Flüchtling, Mutter von fünf Kindern, sagte: „Wir respektieren die deutschen Sitten und Bräuche. Sie sollten aber auch unsere berücksichtigen und verstehen, dass wir ein Kopftuch tragen. Wir schütteln auch nicht die Hand eines Mannes, auch nicht die eines arabischen Mannes.“

Ihr Leben in Deutschland habe sie sich anders vorgestellt: „Wir dachten nicht, dass wir als Familie mit fünf Kindern vier Monate in einem Zimmer mit 20 Quadratmetern ohne Dach und ohne Tür leben würden.“

Ein männlicher Flüchtling aus Syrien, der seit vier Monaten in Tempelhof lebt, sagte: „Niemand hat mich seit meiner Ankunft gefragt, welchen Beruf ich früher ausgeübt habe. Ich kenne viele Leute in der Unterkunft, die als Mediziner und Ingenieure gearbeitet haben. Stattdessen bekommen wir ein Integrationsgesetz, welches die Sprache von Bedrohung und Einschüchterung benutzt.“

Ein anderer syrischer Flüchtling sagte: „Integration heißt nicht, sich abends zu betrinken. Es bedeutet, dass man die Sprache erlernen muss. Andere zu akzeptieren. Deren Kultur zu verstehen. Ehrlich zu sein. Und sich nicht immer nur zu beschweren. Wir müssen Deutschland auch dankbar sein.“

Moderator Jaafar Abdul Karim und sein Team verbrachten vor der Aufzeichnung der Sendung einen Tag in der Tempelhofer Flüchtlingsunterkunft, um den Alltag und die Probleme der Bewohner kennenzulernen.

Shababtalk setzt auf gesellschaftliche Themen, die im arabischen Sprachraum sensibel oder tabu sind. Das Format für junge Erwachsene, moderiert von Jaafar Abdul Karim, sorgt im Sendegebiet häufig für Diskussionsstoff. 2016 wurde es als beste Jugend-Talkshow mit dem Al Haitham Arab Media Award in Amman, Jordanien, ausgezeichnet. 2015 erhielt die DW-Produktion beim Festival des arabischen Radios und Fernsehens der Arab State Broadcasting Union in Tunesien den Preis der besten Talkshow. Seitdem die Sendung auf dem arabischsprachigen TV-Kanal DW (Arabia 2) auch in Deutschland zu empfangen ist, erzeugt sie unter Flüchtlingen im Inland hohe Aufmerksamkeit.