Ingvar Kamprad: Gefeiert und umstritten
Genialer Unternehmer, Produzent des Billy-Regals und NS-Sympathisant - Ingvar Kamprad hat mit dem Möbelkonzern Ikea ein Imperium aufgebaut. Der mit 91 Jahren verstorbene Eigenbrödler hatte viele Seiten.
Weltweit die Nr. 1
Ingvard Kamprad hat den größten Möbelkonzern der Welt geschaffen. Mit mehr als 400 Filialen in 27 Ländern erwirtschaftete Ikea im vergangenen Jahr mehr als 35 Milliarden Euro. Für seinen Erfolg hatte der umtriebige Gründer schon früh den Grundstein gelegt.
Sparsam und fleißig
Schon mit fünf Jahren soll Kamprad Streichhölzer verkauft haben. Später kommen weitere Produkte hinzu: zuerst Fisch, dann Weihnachtsdekoration und Stifte. Eine seiner ersten Spardosen findet sich im Ikea-Museum in Älmhult - in der Nähe der Kleinstadt in Schweden wurde Kamprad 1927 geboren.
Kamprad startet durch
Das erste Ikea-Einrichtungshaus weiht er 1958 ein. Den ersten Laden hatte Kamprad aber schon lange zuvor eröffnet, im Alter von 17 Jahren. Auch der hieß Ikea. Der Name ist ein Akronym aus den Initialen seines Namens, dem Namen des Bauernhofes seiner Eltern und dem Anfangsbuchstaben seines Heimatdorfes. 1947 nimmt Kamprad Möbel ins Angebot - damit beginnt die Erfolgsgeschichte.
Geschäftsmodell: Selbstmontage
Sein wohl erfolgreichster Schachzug: Bei Ikea baut jeder sich die Möbel selbst zusammen. Die Idee sei ihm gekommen, so Kamprad, als er einen Mitarbeiter dabei beobachtet habe, wie er die Beine von einem Tisch abschraubte, damit er ins Auto der Kunden passte. Er begriff: Platz sparte auch Geld.
Fragwürdige Produktion
So beschaulich diese Kulisse aus den 1970er Jahren auch sein mag: Für den Ikea-Gründer zählte bei der Produktion nur der Preis. Eine Studie im Auftrag des Konzerns belegt, dass in der Ikea-Produktion in der DDR auch politische Häftlinge und Strafgefangene arbeiten mussten. Konzern-Manager sollen von dem Einsatz gewusst haben.
Verkaufsschlager seit vier Jahrzehnten
Das Billy-Regal vom schwedischen Designer Gillis Lundgren wurde seit 1978 zum Bestseller. In der DDR hergestellt, war es nach der Wende nicht mehr konkurrenzfähig und wurde vom Markt genommen - bis so viele Kunden protestierten, dass Ikea es wieder ins Sortiment nahm.
Bodenständiges Image
Während seine Ikea-Möbel zuerst die schwedischen, dann die europäischen Wohnzimmer eroberten, übte Ingvar Kamgrad sich - zumindest nach außen - in schwedischer Bescheidenheit. Der Konzerngründer litt unter einer Lese- und Schreibschwäche und gestand Alkoholprobleme. Auch deshalb war es sicher vernünftig, dass er am liebsten den Bus nahm, um Benzin zu sparen.
Gefeierter Unternehmer
In der Wirtschaft gelten Kamprads Ideen als genial. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Um Steuern zu sparen, wandelte Kamprad die Firma 1982 in eine Stiftung mit Sitz in den Niederlanden um. Wegen solcher Steuervorteile ermittelt seit vergangenem Jahr die EU-Kommission gegen den schwedischen Weltkonzern.
Alles für den Profit
2017 beschäftigte Ikea fast 200.00 Menschen - und von denen üben viele Kritik an der Bezahlung. So wie hier in Italien forderten Mitarbeiter immer wieder, die Konzerngewinne auch an die Beschäftigten weiterzugeben. Auch die Ikea-Produzenten stehen unter starkem Preisdruck. So gab es Gerüchte, dass Ikea wegen der niedrigen Preise in Weißrussland produzieren lässt - in Europas letzter Diktatur.
Dunkle Vergangenheit
Das Bild des Vorzeigeunternehmers hatte schon 1994 Risse bekommen, als Kamprad erklärte, Sympathie für die Nationalsozialisten gehabt zu haben. In einem offenen Brief gab er zu: "Ich war Nazi" und beteuerte zugleich, dass dies der größte Fehler seines Lebens gewesen sei. Kamprad war - so die Recherchen einer Journalistin - aktives Mitglied der schwedischen Nazi-Partei SSS.
Das Vermächtnis
Anlässlich seines Todes werden die guten Seiten betont: Ingvar Kamprads Vision sei es gewesen, den Alltag für viele Menschen zu verbessern, so Ikea-Chef Jesper Brodin. Er hinterlässt drei Söhne und ein Vermögen von geschätzt 37 Milliarden Euro.