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Indien zwischen Wachstum und Inflation

28. Februar 2011

Die indische Regierung hat ihren Haushaltsentwurf für das kommende Jahr vorgelegt und für 2012 ein Wirtschaftswachstum von neun Prozent prognostiziert. Aber das rasante Wachstum hat auch seinen Preis.

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Geschäftsleute verfolgen im Fernsehen, wie Finanzminister Pranab Mukherjee den Haushaltsentwurf vorstellt (Foto: AP)
Finanzminister Pranab Mukherjee stellt den Haushaltsentwurf vor - und das Fernsehen überträgtBild: AP

Indien träumt weiter von zweistelligen Wachstumszahlen. Die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens peilt für dieses Jahr ein Wachstum von 8,5 Prozent an. Im nächsten Haushaltsjahr soll es noch ein bisschen mehr sein: mindestens neun Prozent. "Dieser Haushalt passt sich den Herausforderungen an, denen sich unsere Wirtschaft stellen muss", erklärte Premierminister Manmohan Singh von der regierenden Kongress-Partei. "Es geht um ein nachhaltiges Wachstum, um ein gerechtes und umfassendes Wachstum. Und es geht darum, die Inflation zu zügeln."

Die Kehrseite der Medaille

Menschen blicken nach oben - offenbar auf eine Bildschirm (Foto:AP)
Vor der Börse in Mumbai haben sich die Menschen versammelt, um die Rede des Ministers im Fernsehen zu verfolgenBild: AP

Aber die rasante Entwicklung hat ihren Preis und lässt Millionen Inder in Armut zurück. Das Schwellenland leidet unter einer Inflationsrate von deutlich über acht Prozent, die Preissteigerungs-Rate bei den Lebensmitteln liegt derzeit sogar bei 17 Prozent, was vor allem auf den rasanten Anstieg der Weltmarktpreise zurückzuführen ist. Deswegen hatten die Gewerkschaften in der vergangenen Woche eine Großdemonstration in Neu Delhi organisiert, an der über 100.000 Menschen teilnahmen.

Die Regierung versucht mit ihrem neuen Haushaltsentwurf auf die Nöte der Bevölkerung einzugehen. Die Ausgaben für Soziales werden demnach um 17 Prozent erhöht, und auch in die Bereiche Gesundheit und Bildung wird deutlich mehr Geld investiert. Außerdem hat der Finanzminister angekündigt, dass ein nationales Gesetz zur Nahrungsmittelsicherheit vorbereitet wird. Es soll besonders armen Familien eine staatliche Versorgung mit den wichtigsten Grundnahrungsmitteln garantieren.

Die Suche nach Auswegen

Porträtbild Manmohan Singh (Foto: AP)
Regierungschef Manmohan Singh hat kein Rezept gegen die grassierende KorruptionBild: AP

Doch es ist erwiesen, dass viele staatliche Programme zur Armutsbekämpfung verpuffen, weil nur ein Bruchteil des bereitgestellten Geldes auch tatsächlich bei den Bedürftigen ankommt. Statt dessen fließen üppige Summen in die Taschen korrupter Beamter. "Man muss das Problem frontal angehen", so ein hilflos wirkender Manmohan Singh - ohne konkreter zu werden.

Die Bestechlichkeit in einem aufgeblähten, schwerfälligen Staatsapparat drosselt auch die wirtschaftliche Entwicklung. Jüngstes Beispiel: der Skandal um die Vergabe von Mobilfunklizenzen im Jahr 2008. Der zuständige Minister hat sie wohl weit unter dem Marktpreis verkauft und dafür im großen Stil Schmiergeld kassiert. Dadurch sind dem Staat nach Angaben des Rechnungshofes bis zu 40 Milliarden Dollar durch die Lappen gegangen. Geld, das Indien gut gebrauchen könnte, um sein Haushaltsdefizit im nächsten Jahr wie angestrebt auf 4,6 Prozent zu drücken. Und um mehr Menschen am Wirtschaftswachstum teilhaben zu lassen. Nach Angaben der Vereinten Nationen lebt ein Viertel aller unterernährten Menschen auf dieser Welt in Indien.

Autorin: Sandra Petersmann, z. Zt. Neu Delhi
Redaktion: Esther Felden