Indien will durchstarten
15. August 2012Indiens Wirtschaft verzeichnete 2012 bislang das geringste Wachstum seit zehn Jahren. Ministerpräsident Manmohan Singh glaubt dennoch an ein Wachstum von 6,5 Prozent. Das gab er in seiner Rede zum 65. indischen Unabhängigkeitstag bekannt. Damit ist er zuversichtlicher, als ein Großteil der Ratingagenturen, die die Wachstumsprognosen für 2012/2013 auf 5,5 Prozent gesenkt haben. Singh räumte allerdings ein, dass die Wirtschaft derzeit eine schwierige Phase durchlaufe.
Eine Sache von nationaler Sicherheit
Für den Rückgang des Booms machte der Ministerpräsident sowohl innere als auch äußere Faktoren verantwortlich. Indiens Exporte litten unter der Finanz- und Eurokrise. Zudem würden Streitigkeiten in der nationalen Politik wichtige wirtschaftliche Reformen blockieren und ausländische Investitionen abschrecken.
Man müsse das Tempo des Wachstums anziehen, und das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen. Es sei an der Zeit, die Entwicklung als eine Sache nationaler Sicherheit zu sehen, so Singh. Analytiker warnten vor sozialen Unruhen, sollte Indien die gesteckten Ziele nicht erreichen können.
Ohne Infrastruktur geht es nicht
Nachdem Ende Juli gigantische Stromausfälle das öffentliche Leben in Indien lahmlegten und rund 600 Millionen Menschen zwei Tage ohne Strom auskommen mussten will die Politik vor allem die Infrastruktur auf- und auszubauen.
"Ehrgeizige Ziele wurden gesteckt für den Straßenbau, Flughäfen, Eisenbahn, Stromversorgung und Kohleförderung“, sagte Indiens Regierungschef während der Feierlichkeiten. Die Regierung habe bereits wichtige Maßnahmen dazu ergriffen, so Singh weiter. Details nannte er jedoch nicht.
Griff nach den Sternen
Als aufstrebende Wirtschaftsmacht will Indien im kommenden Jahr sogar eine eigene Marsmission starten. Singh verkündete offiziell den Start des Vorhabens. Das Kabinett habe kürzlich beschlossen, für wissenschaftliche Zwecke eine Raumsonde zum Mars zu schicken. Der Start werde für Indien "ein großer Schritt" im Bereich Wissenschaft und Technik werden. Die Kosten sollen bei umgerechnet gerade einmal 66 Millionen Euro liegen.
Indien hatte 2008 eine Mondmission gestartet. Die Mondsonde "Chandrayaan-1" hatte unter anderem Wassermoleküle auf dem Erdtrabanten nachgewiesen. Die Mission musste Mitte 2009 jedoch mehrere Monate früher als geplant beendet werden, weil die Verbindung zur Sonde abgerissen war.
lg/nis (rtr, dpa, afp)