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"In Your Face"

10. Juni 2002

Die großformatigen, in kräftigen Farben gemalten Bilder des amerikanischen Künstlers Alex Katz springen den Betrachter förmlich an. Rund 50 Werke aus fünf Jahrzehnten sind jetzt in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen.

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"Ada mit Bademütze"Bild: Alex Katz

Der 1927 in New York geborene Katz gehört zur Generation der Pop-Art-Pioniere Andy Warhol, Robert Rauschenberg und Jasper Johns. Hierzulande hat er den Bekanntheitsgrad seiner Zeitgenossen allerdings nie erreicht.

Katz ist sich treu geblieben

Seit 50 Jahren hat der Maler seinen Stil kaum verändert, wechselnden Trends passte sich der hagere Künstler, der im Sommer 75 Jahre alt wird, nicht an. Die großen Bilder von Vertretern des Abstrakten Expressionismus wie Jackson Pollock und Barnett Newman gaben für Katz den Ausschlag, ähnliche Formate mit gegenständlichen Motiven zu füllen. Meist malte er - abweichend von der Pop-Art-Vorliebe für banale Alltagssujets - Landschaften, Menschengruppen und Porträts.

The Black Dress
Ada im schwarzen KleidBild: Alex Katz

Seine Frau Ada gehört zu seinen liebsten Modellen. Zeitlos, schön und elegant stellt er sie immer wieder dar. Mal mit Badekappe, mal in einem schwarzen Kleid und mal mit Regenschirm. Seine Figurenauffassung ist eigenwillig schnell und flach. Stil ist ihm wichtiger als Psychologie oder literarische Erzählung.

Plakative Gesichter

Poul Taylor Dance Company
Poul Taylor Dance CompanyBild: Alex Katz

Katz schildert die kleinen Gesten menschlicher Beziehungen. In Gruppenbildern macht der Maler Bewegung lebendig, fixiert flüchtige Augenblicke: Menschen auf Partys, am Strand oder einfach unterwegs. Sie stehen nebeneinander, umarmen sich, blicken den Betrachter an oder an ihm vorbei. Die Bilder wirken einfach, klar und schlicht. Mit seinen zeitentrückten Szenen ist Katz ein Verwandter der eleganten Künstler des Alten Ägypten. Oft nutzt er Fotografien als Vorlagen. Und letztlich beeinflusst auch die Werbung mit ihren großen Formaten seine Bildsprache.

Die Ausstellung "In Your Face" ist die bisher umfangreichste Präsentation von Katz in Europa und ist noch bis zum 18. August 2002 zu sehen. Die Auswahl der dort gezeigten Arbeiten ist mit dem Künstler abgesprochen und auf die Architektur der Bundeskunsthalle abgestimmt worden. Etliche der bis zu neun Meter langen Gemälde mussten für den Flugtransport abgespannt und gerollt werden.

Coole Typen

Paul Taylor
Paul TaylorBild: Alex Katz

Zwar herrschen in der Präsentation insgesamt Menschendarstellungen mit zumeist "coolem" Gestus vor, vor allem im chronologischen Vergleich der Landschaftsgemälde fällt jedoch in den jüngeren Arbeiten die Hinwendung zu einer abstrahierenden Malweise auf. Da sich Katz rund 50 Jahre lang dem vorherrschenden Trend zur Abstraktion widersetzt hat, stellt sich zwangsläufig die Frage, ob er ihr am Ende doch noch erliegt. Die Wiederentdeckung seines Werkes in den vergangenen fünf Jahren gerade auch durch junge Künstler wie Elizabeth Peyton oder Martin Malony belegt die anhaltende Aktualität seiner Kunst.

Der Direktor der Kunsthalle, Wenzel Jakob, würdigte in seiner Eröffnungsrede vor allem als großen Stilisten. Während die Befürworter der Abstraktion diese Malweise in den 50er Jahren zur Weltsprache der Kunst erhoben hätten, habe Katz seinen figurativen Stil "konstant und stringent beibehalten", so Jakob, "selbst als ihn die Pop Art-Künstler quasi rechts überholten." (fro)