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Mehr als "nur" Südafrika

27. Juni 2010

Südafrika und was gibt’s da noch? Um das zu beantworten, haben rund 400 Jugendliche ein dreitägiges Camp zum Thema "Afrika – Entwicklungspolitik mal anders" besucht. Ganz ohne Fußball ging das natürlich nicht…

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Die ghanaische Musikgruppe ADESA feiert ihre Nationalelf (Foto: DW)
Die ghanaische Musikgruppe ADESA feiert ihre NationalelfBild: DW

1:0 für Deutschland. Beim Public Viewing im Kultur- und Politikcamp "Afrika" hält es keinen mehr auf den Bänken. Deutschland hat das Achtelfinale erreicht. Und sogar die anwesenden ghanaischen Fans, die Mitglieder der Musikgruppe ADESA, können sich freuen, denn auch Ghana ist im Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft.

Im Afrika-Camp im Schloss Eichholz, dem Bildungszentrum der Konrad-Adenauer-Stiftung, geht kein Weg an Fußball vorbei. Doch unter dem Motto "Afrika – Entwicklungspolitik mal anders…" soll innerhalb von drei Tagen im Schloss und dessen Garten deutlich werden, was die verschiedenen Länder darüber hinaus noch zu bieten haben. Dabei stehen die WM-Teilnehmer Ghana, Nigeria, Kamerun, Algerien, die Elfenbeinküste und Südafrika im Mittelpunkt. "Wir wollen mit der Fokussierung auf diese sechs Länder den Horizont etwas erweitern. Die Konzentration nur auf ein Land ein bisschen aufbrechen", berichtet Ludger Gruber, stellvertretender Hauptabteilungsleiter für politische Bildung bei der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Vorurteile abbauen

Die ghanaischen Fans zeigten vollen Einsatz (Foto: DW)
Die ghanaischen Fans zeigten vollen EinsatzBild: DW

Während einige Jugendliche aus allgemeinem Interesse an dem Camp teilnahmen, erhofften sich andere, wie der 19-jährige Jan Schnorrenberg aus Solingen, hier konkrete Antworten: "Ich versuche ein paar Vorurteile, die ich gegenüber Afrika hab, abzubauen." Dieses Ziel verfolgten auch einige der Afrika-Experten, die den Jugendlichen Rede und Antwort standen. So hat Bruno Munoz-Perez, Geschäftsführer einer Nichtregierungsorganisation in Ghana, in seinem Workshop bemerkt, dass im Bezug auf Ghana oft Angst vorherrscht.

Afrika ist nicht gleich Afrika – das zeigt sich ganz deutlich in den einzelnen Länder-Workshops. Doch nicht nur zwischen den Ländern, sondern auch innerhalb dieser gebe es große Unterschiede, betonte Professor Andreas Dittmann mit Blick auf Südafrika: "Ein wichtiges Anliegen ist mir dabei, die in Statistiken bis heute leider immer noch fortlebende Aufteilung der Südafrikaner in Schwarze, Weiße, Farbige und Asiaten etwas differenzierter zu betrachten."

Entwicklungspolitik hautnah

Neben Afrika konnten die Jugendlichen sich auch über Entwicklungspolitik informieren. Dazu gab es Antworten von Menschen, die in Afrika entwicklungspolitisch arbeiten. Im Workshop über die Elfenbeinküste versuchen sich die Jugendlichen sogar selber als Entwicklungshelfer im Kampf gegen Kinderarbeit bei der Kakaobohnen-Ernte. Sie dachten sich Strategien aus, um auf das Problem aufmerksam zu machen. "Das ist natürlich erst mal sehr schwierig", stellt der 20-jährige Falk Larser dabei fest.

Kunst, Kultur, Sitten und Bräuche

Mädchen im Deutschland-Trikot (Foto: DW)
Vorbereitungen auf das WM-Spiel gegen GhanaBild: DW

Es waren vor allem die praktischen Aktionen, die die Jugendlichen anlockten – zum Beispiel der Afro-Hip Hop. "Das hat sehr viel Spaß gemacht bei dem Tanzen mitzumachen, weil man gemerkt hat, mit wie viel Blut die dabei sind, wenn die Tanzen", so die 19-jährige Melanie Geucking. Zur Erholung konnte man dem Märchenerzähler Martin Moffor aus Kamerun lauschen oder bei André Ekama viel über verschiedene Sitten des Landes informieren. An den Abenden gab es Zeit sich bei afrikanischer Musik besser kennenzulernen und am Kicker zu messen.

Politik, Wirtschaft, Kunst, Kultur, Bräuche und Sitten – eine große Bandbreite an Informationen konnten die Jugendlichen mitnehmen. Nach den drei Tagen hat Jan Schnorrenberg das Gefühl, dass sich bei ihm einige Vorstellungen von Afrika verändert haben: "Jetzt habe ich auf jeden Fall ein differenzierteres Bild."

Autorin: Sonja Gillert

Redaktion: Stephanie Gebert