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In der Türkei löst der Euro die D-Mark als inoffizielle Zweitwährung ab

David Schah17. Dezember 2001

Am Bosporus müssen große D-Mark-Bargeldbestände umgetauscht werden.

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Kann der Euro die Mark in der Türkei als stabile Reservewährung ablösen?Bild: EZB

Der größte Teil des DM-Bargeld in der Türkei ist über die langjährigen Heimtransfers der türkischen Beschäftigten in Deutschland in die Türkei gelangt. Auch der Umtausch deutscher Touristen in der Türkei trägt dazu bei. Nach Angaben der Bundesbank stammen etwa 20 Prozent der Rückflüsse gebrauchter Banknoten aus der Türkei. Die Bundesbank vermutet, dass in Osteuropa und in der Türkei sich bis zu einem Drittel des DM-Bargeld-Bestands befindet. Allein für die Türkei müssten demnach 20-25 Milliarden DM in Euro umgetauscht werden.

Viele Türken, die DM-Bargeld besitzen, sind verunsichert über die Einführung des Euro. Sie wissen nicht, ob ihr Geld wertlos ist und bis wann sie es in Euro tauschen können. Es besteht auch Unklarheit darüber, ob der Umtausch dort zu den gleichen Konditionen wie im Euro-Raum vorgenommen werden kann. Ökonomen vermuten, dass aufgrund dieser Unsicherheit und Skepsis gegenüber dem Euro viele Osteuropäer und Türken ihre DM bereits in US-Dollar getauscht haben. Einige Beobachter sehen darin sogar eine der Ursachen für die Euro-Schwäche seit 1999.

Auch Peter Walter, Leiter der Hauptkasse der Bundesbank, schätzt, das ein großer Teil der DM-Bargeldbestände in der Türkei schon abgebaut worden ist: "Von diesen 20-25 Milliarden D-Mark könnte schon ein großer Teil zurückgekommen sein, sie können eingelöst sein, dort auf Konten eingezahlt werden, oder in Türkische Lire eingetauscht sein, was nicht so wahrscheinlich ist, oder aber in Dollar oder andere starke Währungen. Mit anderen Worten, wir gehen davon aus, dass von diesem Betrag eigentlich nur ein kleiner Teil tatsächlich noch umgetauscht wird, da vorab schon eine Menge zurückläuft."

Devisenkonten in D-Mark, die auf türkischen Banken geführt werden, werden ab dem 1.1.2002 automatisch in Euro umgestellt. Daher ist es für den Euro-Umtausch am einfachsten das D-Mark-Bargeld auf ein solches Konto einzuzahlen. Aber auch Türken, die noch DM-Bargeld besitzen, brauchen laut Bundesbank nicht fürchten, darauf sitzen zu bleiben.

Peter Walter spricht von drei Möglichkeiten, wie die Türkei mit Euro-Bargeld versorgt wird: "Einmal ist es möglich, dass inländische Banken, die in der BRD tätig sind oder außerhalb von Euroland tätig sind, die Möglichkeit haben, ihre Korrespondenzbanken, Tochterbanken und ihre Zweigstellen in der Türkei vorab mit Bargeld auszustatten. Das ist nach dem 1.12. dieses Jahres möglich, das heißt ab dem 1.12. können Euro-Banknoten über diese Korrespondenzbanken in diese Länder gehen, das heißt auch in die Türkei." Die zweite Möglichkeit bestehe darin, dass auch ab dem 1.12. die Notenbanken des Euro-Gebietes die Notenbanken im Euro-Ausland ebenfalls vorab ausstatten, sagt Walter. "Das heißt konkret, die Bundesbank würde ab dem 1.12. Euro-Noten an die Türkische Zentralbank liefern. Und die dritte Möglichkeit besteht darin, und die wird sehr stark genutzt von vielen Ländern, dass bestimmte große Banken, die schon Jahre lang im Sortengeschäft tätig sind, von uns beliefert werden mit Banknoten und Münzen und die dann Banken in der Türkei ausstatten. Diese drei Wege werden sicherlich auch von der Türkei genutzt werden."

Für die Türkei gelten die gleichen Modalitäten beim Umtausch wie für den Euro-Raum, das heißt auf unbegrenzte Zeit können überall auf der Welt weiterhin Mark ohne Wertverlust in Euro getauscht werden. Peter Walter stellt dies noch einmal ausdrücklich klar: "Wenn jemand noch Banknoten oder Münzen in zwei bis drei Jahren oder darüber hinaus umtauschen will, so kann er das immer bei der Deutschen Bundesbank tun, das heißt mit anderen Worten, es besteht eigentlich keine große Eile, das im Januar sofort zu tun, auch später ist das noch möglich, zum festgesetzten Kurs, in unbegrenzter Höhe und zeitlich unbegrenzt."

Um besser über den Euro zu informieren, hat die Deutsche Bundesbank Informationsbroschüren und Plakate unter anderem auf Türkisch erstellt, die sie an Banken in der Türkei und auch an die türkische Zentralbank verteilt.

So soll sichergestellt werden, dass jeder DM-Besitzer in der Türkei sicher ist, dass er für jede harte Mark auch einen harten Euro bekommt, und dass er bei der Deutschen Bundesbank oder der Türkischen Zentralbank unbegrenzt und ohne Wertverlust DM in Euro tauschen kann.

Keinen Einfluss hat die Bundesbank allerdings auf die Höhe der Umtauschgebühren bei Geschäftsbanken in der Türkei. Auch Werner Becker von der Deutschen Bank in Frankfurt macht darauf aufmerksam, dass es den ausländischen Banken selbst überlassen bleibt, ob sie D-Mark in Euro tauschen und wenn ja, welche Gebühren sie dafür verlangen werden. Da es aber bei der Bundesbank und ihren Filialen, den Landeszentralbanken keine Rücknahmefristen gibt, kann auch für türkische Bürger weiterhin gelten: Die D-Mark ist sicher.