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In der indischen VW-Affäre wird breit ermittelt

Christoph Heinzle, Neu Delhi16. August 2005

Die Ermittlungen des indischen Bundeskriminalamts in der VW-Korruptionsaffäre laufen auf Hochtouren. Dessen Erkenntnisse werden auch die Staatsanwaltschaft in Braunschweig beschäftigen.

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Bild: BilderBox/DW
VW-Korruptionsaffäre - Helmuth Schuster
Der frühere Personalchef der tschechischen VW-Tochter Skoda, Helmuth Schuster, bei einer Pressekonferenz am 15.03.2001 in Mlada Boleslav (Archivfoto). Schuster gilt als die Schlüsselfigur der VW-Korruptionsaffäre.Bild: dpa

Einen Monat nach den ersten detaillierten Enthüllungen über den indischen Teil der VW-Affäre haben die Strafverfolger viel zu tun. Gleich zwei Ermittlungsverfahren beschäftigen sich jetzt - Mitte August - in Indien mit dem Skandal. Im Kern geht es um bis zu drei Millionen Euro, die durch die Aktionen des geschassten VW/Skoda-Topmanagers Helmuth Schuster (Foto) verschwunden sind - zwei Millionen davon stammen von der Landesregierung des südindischen Bundesstaates Andhra Pradesh, wo man unter Schusters Verhandlungsführung eine VW-Fabrik errichten wollte.

Als indische Partnerfirma für das Projekt war "Vashishta Wahan" vorgesehen. Doch von deren Konto waren im Februar die zwei Millionen Euro indischer Steuergelder verschwunden. Hinter "Vashishta Wahan" steht Jagadeesh Raja - ein indischer Investment-Spezialist mit Firmensitz im Steuerparadies auf den britischen Jungferninseln. Raja gibt jetzt zu, ein Drittel der zwei Millionen Euro an eine Schweizer Handelsfirma überwiesen zu haben - nach Druck und massiven Drohungen Schusters, so Raja. Erst viel später habe er erkannt, dass das Geld nicht ins VW-Indien-Projekt floss, sondern, so Raja weiter, von Schuster veruntreut und in die eigene Tasche gesteckt worden sei.

Ohne Vollmacht

In einer Anzeige an die Kriminalpolizei Neu Delhi beschuldigt Geschäftsführer Raja nun Schuster, einige seiner Geschäftspartner und VW-Funktionsträger, "Vashishta Wahan" um insgesamt nahezu 800.000 Euro betrogen zu haben. Die Polizei in Neu Delhi prüft die Vorwürfe jetzt. Parallel dazu ermittelt die indische Bundespolizei CBI offiziell, wie und wo die zwei Millionen Euro der Landesregierung von Andhra Pradesh verschwunden sind. Schuster hatte die Summe im Januar 2005 als vermeintliche Anschubfinanzierung für die Fabrik verlangt, aber das Geld verschwand vom Konto der Firma "Vashishta Wahan", an der VW nicht beteiligt ist.

Der Volkswagen-Konzern erklärte pauschal, Schuster habe in Indien ohne Vollmacht gehandelt. VW sagte Anfang August zu, der Landesregierung Andhra Pradeshs ihre verschwundenen zwei Millionen Euro zu ersetzen. Das hat die verantwortlichen Politiker in Südindien beruhigt, die wie auch Volkswagen weiter massiv an der VW-Fabrik interessiert sind.

Rätsel

Doch viele Fragen sind von den Ermittlern noch zu klären: warum überwies die Landesregierung zwei Millionen Euro an "Vashishta Wahan" ohne gültige Verträge, ohne dass diese Firma mit VW rechtlich irgendwie verbunden ist? Warum verhinderte die VW-Rechtsabteilung nicht das Verschwinden des Geldes, obwohl sie über das Eintreffen der zwei Millionen Euro genauestens informiert war und monatelang mit und über "Vashishta Wahan" verhandelt hat?

Galerie Bernd Pischetsrieder
Bernd Pischetsrieder, Vorstandsvorsitzender von des VW-Konzerns (Foto: Archiv)Bild: AP

Nur ein Teil der Vorgänge wird wohl von den indischen Ermittlern geklärt werden können. Doch die in Indien verschwundenen Millionen gelten auch als Kern der strafrechtlichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig in der VW-Affäre. Dort hat Jagadeesh Raja bereits im Juli ausführlich seine Sicht der Dinge zu Protokoll gegeben. Mit der indischen Bundespolizei hätten die deutschen Ermittler nun einen Kooperationspartner auf höchster Ebene. Die Inder sind im Gegenzug auch an Details aus Deutschland interessiert. Noch hat aber keine der beiden Seiten Rechtshilfe beantragt.