1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wer impft wen?

16. Oktober 2009

Andere Länder, andere Sitten - das gilt auch für den Kampf gegen Krankheiten und Epidemien. Besonders deutlich zeigt dies der von Land zu Land unterschiedliche Umgang mit der Schweinegrippe.

https://p.dw.com/p/K84G
Injektion in einen Oberarm (Foto: Bilderbox)
Der Impfstoff steht in den meisten Ländern bereit

USA und Australien

Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte im September grünes Licht für die Produktion eines Impfstoffs gegen Schweinegrippe gegeben. Einige Wochen später begannen die Behörden mit der Auslieferung. Vier Firmen wurden mit der Herstellung beauftragt: CSL Limited, MedImmune LLC, Novartis Vaccines and Diagnostics Limited sowie Sanofi Pasteur Inc. Alle wendeten das gleiche Herstellungsverfahren an.

Impfung durch Nase (Foto: dpa)
In den USA kann auch durch die Nase gegen die Neue Grippe geimpft werdenBild: picture-alliance/ dpa

Den Impfstoff soll es als Injektion und - das ist der Unterschied zu Deutschland - als Nasenspray geben. Im September waren erste Test-Ergebnisse aus den USA und Australien veröffentlicht worden. Bei diesen Studien kamen die Forscher zu dem Schluss, dass eine niedrig dosierte einmalige Impfung bei den meisten Menschen ausreichend Schutz bietet.

Nur bei Älteren über 65 Jahren sei die Immunantwort nicht stark genug, berichtete das Nationale Gesundheitsinstitut NIH über eine US-Untersuchung mit mehr als 2800 Teilnehmern. Dass ältere Menschen eine weniger starke Immunantwort entwickeln, ist nicht ungewöhnlich. Dies sei auch bei der Impfung gegen saisonale Grippen so, erklärten die US-Forscher.

In Australien war der Impfstoff an 240 Menschen getestet worden. Die Immunantwort sei auch bei einer niedrigen Dosierung von 15 Mikrogramm ausreichend gewesen, berichteten die Wissenschaftler im Fachmagazin "New England Journal of Medicine". Schwere Nebenwirkungen traten nach Angaben der Studie - auch bei der höheren Dosis von 30 Mikrogramm - nicht auf. Etwa die Hälfte der Geimpften klagte allerdings über Schmerzen an der Einstichstelle oder Kopfschmerzen.

In den USA soll gut die Hälfte der Bevölkerung - bis zu 160 Millionen Menschen - rasch geimpft werden. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen neben schwangeren Frauen alle Betreuungspersonen von Babys im Alter von bis zu sechs Monaten, Beschäftigte in Gesundheitseinrichtungen und Notaufnahmen, Kinder und junge Leute im Alter von sechs Monaten bis 24 Jahren und besonders gefährdete Erwachsene bis zu 64 Jahren. Ist dem Bedarf in dieser Gruppe entsprochen, soll der Impfstoff in einem zweiten Schub gesunden Erwachsenen zwischen 25 und 64 Jahren angeboten werden, danach dann auch älteren Menschen ab 65 Jahren.

Volksrepublik China

Junge Chinesin erhält Spritze in Oberarm (Foto: dpa)
Zur ersten Impfgruppe in China gehören StudentinnenBild: picture-alliance/ dpa

Besonders scharf reagiert China auf die neue Grippe. In Hongkong wurde ein Hotel mit 200 Gästen und 100 Bediensteten unter Quarantäne gestellt, nachdem dort bei einem mexikanischen Gast das Virus bestätigt worden war. Auch in anderen chinesischen Städten wurden Mexikaner unter Quarantäne gestellt, Flüge von und nach Mexiko wurden verboten. Die mexikanische Außenministerin Patricia Espinosa protestierte gegen das Vorgehen und erklärte, ihre Landsleute würden in China unter inakzeptablen Bedingungen isoliert. Nach Angaben der Botschaft wurde dem mexikanischen Botschafter der Zugang zu festgesetzten Landsleuten in einem Pekinger Hotel verwehrt.

Die Furcht vor einer Epidemie ist in Asien und besonders in China wegen der Erfahrungen mit der Atemwegserkrankung SARS und der Vogelgrippe besonders groß. An den Folgen von SARS, das sich 2003 von China aus verbreitete, starben mehrere hundert Menschen.

Frankreich

Bei einer Schweinegrippe-Epidemie hatte Frankreich noch im Sommer mit der Schließung der Schulen gerechnet und wollte die Schüler und Schülerinnen per Fernunterricht unterrichten. Die Lehrprogramme würden über das Internet und Radio-Sender verbreitet, sagte Bildungsminister Luc Chatel der Zeitung "Le Figaro". "Das Nationale Bildungszentrum hat im Sommer bereits Lehrprogramme vorbereitet. Sie würden über France 5, Radio France und das Internet verbreitet", sagte Chatel. Dabei war den Frazosen aber noch nicht klar, ab welcher Verbreitungsstufe einzelne Schulen geschlossen würden. Diese Vorgänge sollten die Schulleiter mit den Präfekten, den Staatsvertretern in den Départements, gemeinsam entscheiden.

Vor den Sommerferien waren bereits einzelne Schulen geschlossen worden, weil Schüler sich mit den neuartigen H1N1-Viren infiziert hatten. Eine Impfung aller Schüler steht laut Chatel derzeit nicht zur Debatte. Die Sommerferien endeten in ganz Frankreich am 1. September. Der Generaldirektor der französischen Gesundheitsbehörde, Didier Houssein, werde am 25. August alle Rektoren des Landes über die Situation und die Planung informieren, sagte Chatel. Zudem hatten die Behörden zum Schulanfang Broschüren über Schweinegrippe an den Schulen verteilt.

Autor: Carol Lupu

Redaktion: Martin Schrader