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Imagewandel für die Spree

Tamsin Walker29. Juli 2004

Ein dunkler, dreckiger Abwasserfluss - so sahen die Berliner lange Zeit ihre Spree. Jetzt wird der stumpfe Edelstein von Investoren und Architekten poliert. Und der Fluss funkelt mit einem modernen neuen Antlitz.

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Hier spielt die Musik: MTV an der SpreeBild: AP

Die Themse und die Seine schlagen ihre Schneise kompromisslos durch das Herz von London beziehungsweise Paris. Sie trennen die Städte in arm und reich, "in" und "out". Die Spree dagegen ist ein ruhiger Fluss, der auf seinem Weg nach Norden eher vor sich hin sickert, als dass er fließt. Aber wenn Architekten und Investoren ihre Pläne verwirklichen können, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis glitzernde Bauten und geschäftiges Leben die Gelassenheit komplett ersetzen.

Mit dem Rücken zum Fluss

Die Berliner hatten lange Zeit Schwierigkeiten, sich für ihren Fluss zu begeistern. Die Spree spielte im Stadtbild Berlins nie eine große Rolle. "Berlin hat der Spree den Rücken gekehrt", sagt Rainer Milzkott von der PR-Agentur urbanPR. So stehe zum Beispiel der Berliner Dom mit der Rückseite zum Wasser. Und das ist nicht das einzige Beispiel: Bei vielen anderen alten Gebäuden in Flussnähe zeigen die Eingänge vom Wasser weg.

Das Spree-Ufer als Medienstadt

MTV geht nach Berlin
Spree-Ufer: Genug Platz für Kunst und BürosBild: AP

Jetzt aber blickt alles Richtung Fluss. Noch gibt es an der Spree genug Platz, um komplette kleine Welten zu kreieren. Vor drei Jahren tat sich eine Gruppe von privaten Investoren zusammen. Ihr Plan: Sie wollten ein drei Kilometer langes Stück des Spree-Ufers in eine Medien-Landschaft verwandeln. Die Gegend trägt den treffenden Namen "Media Spree". Sie besteht aus einer bunten Mischung von sanierten und neuen Gebäuden, in die nach und nach die wachsende Medien-Szene einzieht.

Kaum hatten sich MTV und Universal in ihren Ufer-Domizilen niedergelassen, folgten andere wie die Multimediafirma Meidalynx und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Aber wenn es nach den Media-Spree-Investoren geht, ist das erst der Anfang. Sie haben große Pläne: Die Investoren wollen kleine Kanäle bauen, die von der Spree landeinwärts führen. "Das soll mehr Ufer-Grundstücke und Raum für Bürogebäude schaffen. Das könnte dann an Amsterdam oder die Londoner Docklands erinnern", sagt Meyer.

Besonderes Flair

Visualisierung 2 BA. Spreeport
Computergrafik von geplanter Spree-BebauungBild: www.mediaspree.de

Allerdings hatten weder Amsterdam noch London Probleme, ihre Ufer-Bürogebäude los zu werden. Eine Schwierigkeit, mit der Berlin seit der Wiedervereinigung vor 15 Jahren zu kämpfen hatte. Trotzdem: Meyer macht sich keine Sorgen um die Mieter. Er ist sich sicher, dass der Medien-Aspekt an der Spree ausreicht, um Firmen aus der Branche anzuziehen. "Wir haben viele Wohnungsanfragen von Leuten aus der Musik-, Mode-, Fernseh- und Filmbranche. Die Kombination aus Wasser und industrieller Kulisse bietet ihnen ein ganz besonderes Flair", sagt Meyer.

In anderen europäischen Großstädten ist dieses besondere Uferflair ein Luxus, den sich nur die Reichen leisten können. Meyer sieht diese Gefahr in Berlin nicht. "Die Leute haben Angst, dass hier alles zu teuer werden könnte, aber es gibt für jeden genug Platz und Nischen zu erschwinglichen Preisen."