Barrierefreier Tourismus
Wenn Kapitän Michail Freitag von seinem Steuerruder aus auf das Deck sieht, fahren dort jetzt Rollstuhlfahrer über die Planken. Er steuert Deutschlands einziges Segelschiff, das auch für Behinderte geeignet ist. Mit dem Anfang Mai 2007 getauften Zweimaster wird eine der Angebotslücken geschlossen, auf die urlaubswillige Behinderte in Deutschland noch immer treffen.
Behindertengerechte Kojen, Duschen, Toiletten
Die Törns der "Wappen von Ueckermünde" führen über die Ostsee nach Schweden, Dänemark oder Polen. Damit Rollifahrer mitsegeln können, waren mehrere Umbauten auf dem gut 22 Meter langen Schiff nötig. Behindertengerecht konstruiert wurden Kojen, Dusche, Toilette und Kombüse. Um unter Deck zu gelangen, gibt es selbstbedienbare Rollstuhllifte. Ein unterfahrbarer Kartentisch ermöglicht den behinderten Matrosen die klassische Navigation mit der Seekarte, und der Kompass hat eine Sprachausgabe für Blinde, der ihnen das Steuern des Bootes ermöglicht.
Zu wenig Angebote
Solche barrierefreien Angebote sind rar gesät. "Noch immer ist es so, dass man als Behinderter zwar alles vom Tauchen bis zum Ballonfliegen machen kann", bedauert Hartmut Smikac vom 'Netzwerk barrierefrei reisen', "aber nicht unbedingt in Deutschland." Und Arno Frank, Geschäftsführer der Nationalen Koordinationsstelle Tourismus für Alle, erkennt zwar an, dass sich in den letzten Jahren einiges getan habe, bedauert aber, dass behinderte Einzelreisende in Deutschland zu kurz kämen.
Die "Wappen von Ueckermünde", das erste behinderten- und rollstuhlfahrergerechte Großsegelschiff in Deutschland, ist mit ihrem Angebot somit in eine Marktnische gedrungen. Und langweilen werden sich die Gäste an Bord bestimmt nicht: Alle müssen mitmachen, Segel setzen, in der Kombüse arbeiten oder beim Anlanden helfen. (epd)