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Im Reich der guten Geschäfte

Sabine Kinkartz1. April 2003

Gleich zwei Großereignisse - die Olympischen Spiele 2008 und die Weltausstellung 2010 - locken Investoren aus aller Welt nach China. Vor allem deutsche Unternehmen versprechen sich lukrative Geschäfte.

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Auch die MAN-Nutzfahrzeuge AG will künftig Lastwagen in China bauenBild: AP Photo/MAN Nutzfahrzeuge AG

Die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele 2008 laufen bereits auf Hochtouren. Von dem Großereignis verspricht sich China viel Prestige. Es sollen so genannte grüne Spiele werden, und das hat für die umweltbelastende chinesische Industrie zum Teil gravierende Konsequenzen, wie Christian Sommer, der Vize-Vorsitzende der deutschen Handelskammer in China, berichtet. So seien einige Betriebe schon geschlossen worden, auch die Umweltbestimmungen würden mehr beachtet. "Da ist jetzt deutsche Technologie gefragt", sagt Sommer.

Doch nicht nur Unternehmen aus dem Umweltsektor machen angesichts der Olympischen Spiele gute Geschäfte. Auch die Weltausstellung Expo, die 2010 in Shanghai stattfinden soll, schafft neue Aufträge für deutsche Firmen. "Wir merken das im Baugewerbe, wir merken das im Planungsbereich für Sportstätten und für die Infrastruktur, wo Deutschland sehr gut ist", so Sommer.

Gute Stimmung unter Unternehmern

1800 deutsche Unternehmen engagieren sich bereits in China, das im vergangenen Jahr mit knapp 53 Milliarden US-Dollar ausländischer Direktinvestitionen einen neuen Rekord verzeichnen konnte. Die meisten deutschen Unternehmen kommen aus dem Mittelstand. "Das sind ganz konkret: Werkzeug- und Maschinenbau, Anlagenbau, Medizintechnik, Bauindustrie und Baunebengewerbe. Insbesondere also bessere Fenster, bessere Isolierung, bessere Heizungssysteme", sagt Sommer. Alle namhaften Firmen im Baugewerbe seien bereits in China präsent, einige seien gerade dabei, ihre Produktion auszuweiten.

Dabei sei die Stimmung bei den Unternehmern sehr gut, meint Jörg Wuttke, Vorsitzender der deutschen Handelskammer in China. "50 Prozent aller Mittelständler sagen, daß sie im Plan Gewinne machen, ein Viertel sagt, daß sie vorzeitig, also vor dem Plan Gewinne machen und nur 25 Prozent haben sich nicht dazu geäußert oder sie sagten, sie seien hinter dem Plan", sagt Wuttek. Auch die große Mehrheit von Großunternehmen wie Volkswagen bewegten sich in der Gewinnzone. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand seinem Vorstand zu Hause erklärt, dass er Verluste in China macht", so Wuttke weiter.

Schattenseiten bleiben

Doch natürlich müssen ausländische Unternehmen in China auch mit zahlreichen Problemen fertig werden. An erster Stelle werden die zähe Bürokratie genannt, und die oft mühsame Suche nach qualifizierten Arbeitskräften. Der positiven wirtschaftlichen Entwicklung zum Trotz hat das Land mit gravierenden Strukturproblemen, mit einer steigenden Arbeitslosigkeit und wachsender Inlandsverschuldung zu kämpfen. Mit der verbreiteten Korruption hätten deutsche Unternehmen kaum Probleme, sagt Wuttke. Ärgerlicher sei der von Provinz zu Provinz unterschiedlich starke Protektionismus - der Schutz einheimischer Produktion gegen ausländische Konkurrenz.

Seit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation WTO im Dezember 2001 hat sich das Geschäftsumfeld nach Ansicht von Wuttke bereits positiv verändert. Zu nennen seien hier die Absenkung von Zolltarifen und der Abbau von regionalen Beschränkungen für ausländische Direktinvestitionen. Einige Regelungen und Entscheidungsprozesse seien zudem deutlich transparenter geworden. Die vollen Auswirkungen des WTO-Beitritts werden sich nach Einschätzung der Handelskammer aber wohl erst in den nächsten vier Jahren zeigen.