I.M. Pei: Der Architekt des Lichts
Seine Architektur bringt Orient und Okzident zusammen, vereint Tradition und Fortschritt. So manchem klassischen Gebäude hat er ein neues, modernes Gesicht gegeben - und damit Meisterwerke geschaffen.
Geometrie und Leichtigkeit
I. M. Peis Leben umspannte mehr als ein Jahrhundert und damit fast die gesamte Moderne. Er studierte antike Bauten und orientierte sich an Le Corbusier, Mies van der Rohe und anderen Bauhaus-Architekten. Seine Gebäude sind singulär, ästhetisch atemberaubend, technisch nah an der Grenze des Machbaren.
Louvre-Pyramide in Paris
Seine gläserne Pyramide im Hof des Pariser Louvre hat einem der wichtigsten Museen der Welt die Moderne eingehaucht. Als die riesige Struktur aus Glas und Stahl 1989 eröffnet wurde, hatte der chinesisch-amerikanische Architekt sein schwierigstes Projekt vollendet. Heute gilt der Erweiterungsbau mitsamt den lichtdurchfluteten unterirdischen Räumen als sein Meisterwerk.
John F. Kennedy Presidential Library in Boston
Eigentlich hätte die Pyramide schon ein Jahrzehnt zuvor in den USA gebaut werden sollen. Peis erster Entwurf für die Kennedy-Bibliothek in Boston schloss eine große Glaspyramide ein. Doch er konnte ihn nicht durchsetzen. Als die Bibliothek samt Museum im Oktober 1979 eingeweiht wurde, war ihr Architekt nicht zufrieden. Trotzdem sprach er später vom wichtigsten Auftrag seiner Laufbahn.
National Gallery of Art, East Building in Washington
Anderthalb Jahre zuvor war der östliche Erweiterungsbau des Nationalen Kunstmuseums in Washington fertiggestellt worden. Der Neubau mit seinen schiefen Ebenen und Keilen über einer weiten Lobby stand in perfektem Kontrast zu dem mit ihm verbundenen neoklassizistischen Bauwerk von 1941. Die Ost-Galerie gilt als Peis erster Geniestreich.
Bank of China Tower in Hongkong
Auch der Turm der Bank of China in Hongkong gehört zu Peis wichtigsten Bauten. Doch das 1989 vollendete Hochhaus war umstritten: Seine einem Bambusspross nachempfundene Struktur und die vom Dach weiter aufragenden Masten störten das Fengshui der Stadt, nörgelten die Kritiker. Dabei sollte der Wolkenkratzer doch das schnelle Aufstreben Hongkongs nach der zukünftigen Rückgabe an China symbolisieren.
MUDAM in Luxemburg
Das Musée d'art moderne Grand-Duc Jean in Luxemburg, das allgemein nur als "MUDAM" bekannt ist, gehört zu den vielen kleineren Museums-Projekten, die I. M. Pei noch nach dem 1990 verkündeten Ende seiner beruflichen Laufbahn realisiert hat. Das vom Architekten ursprünglich viel größer geplante Gebäude musste sich in die Mauern der Festungsruine Thüngen einpassen.
Ausbau des Deutschen Historischen Museums in Berlin
Auch mit seinem Erweiterungsbau zum DHM in Berlin gelang dem Architekten eine perfekt durchdachte Verbindung eines älteren Baus mit seiner modernen Baukunst. Pei stellte einen gläsernen Trichter und eine mit hellem Sandstein verkleidete, keilförmige Ausstellungshalle neben den barocken Kasten. Als der Neubau im Mai 2003 eröffnet wurde, lobten die Kritiker die Licht-Schatten-Wirkung.
Kunstmuseum in Suzhou
Für die Stadt Suzhou, in der er 1917 geboren wurde, entwarf Pei ein Museum für traditionelle Kunst der Region der ehemaligen Kaiserstadt. Der 2006 eingeweihte Bau im modernisierten Stil der klassischen Architektur Chinas fügt sich ästhetisch in die Umgebung des "Venedig des Ostens" ein - Suzhou ist berühmt für seine Gärten und Kanäle.
Museum für Islamische Kunst in Doha
Peis Bauten sind sehr individuelle Einzelstücke, und vielleicht hat er auch deshalb keine Schule begründet. Aber es gehört es zu den Merkmalen seines Stils, stets neue Designelemente mit einer der Umgebung seiner Gebäude angemessenen klassischen Ästhetik zu verbinden. So reflektiert auch das im November 2008 eröffnete Museum für Islamische Kunst in Doha die Essenz islamischer Architektur.