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Im Osten was Neues

Markus Wendler14. April 2004

Mit dem Internet lässt sich wieder Geld verdienen: Überraschend gute Geschäftszahlen des Internet-Dienstleisters Yahoo haben die Börsianer begeistert. Jetzt ist sogar von einer Ausweitung nach China die Rede.

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Ab ins Netz, auch in ChinaBild: AP

Mit Wehmut werden sich Yahoo-Aktionäre an das Frühjahr 2000 erinnern. Über 200 Euro war die Aktie des Internet-Unternehmens damals wert. Doch von da an ging es nur noch bergab. Zeitweise war das Papier für weniger als zehn Euro zu haben.

In letzter Zeit kommen aus der Internet-Branche aber immer öfter positive Nachrichten. So zum Beispiel die Geschäftszahlen von Yahoo für das erste Quartal 2004, die das Unternehmen vor Ostern bekannt gab. Demnach hat sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Über 700 Millionen Dollar nahm das Unternehmen ein. Und auch der Gewinn ist gestiegen: von 47 Millionen auf 101 Millionen Dollar.

Online-Werbung als Verdienstquelle

Grund für das Wachstum sind vor allem steigende Werbeeinnahmen. Für über 600 Millionen Dollar haben Kunden auf den Seiten von Yahoo Anzeigen geschaltet - drei mal so viel wie vor einem Jahr. Geholfen hat dabei der Kauf der Werbefirma Overture, die von Yahoo für 1,6 Milliarden Dollar übernommen wurde. Die amerikanische Firma ist auf Online-Werbung spezialisiert, die sich der Suchanfrage des Internetnutzers angepasst. Wer zum Beispiel nach "DVD-Player" sucht, erhält zunächst einmal die Angebote kommerzieller Anbieter. Ähnlich finanziert sich Google - und zwar nicht schlecht, wie das Unternehmen behauptet.

Das ist erstaunlich, denn der Online-Werbemarkt ist noch immer recht klein. In Deutschland entfielen 2002 nach Berechnungen des Verbands der Werbewirtschaft lediglich ein Prozent der Werbeausgaben auf Online-Angebote. Für 2003 rechnet der Verband aber mit einer weiteren Steigerung: "Online-Werbung bleibt ein Wachstumsmarkt, dessen Bedeutung zunehmen wird", so Geschäftsführer Volker Nickel.

Erweiterung des Angebots

Allein auf den Werbemarkt will sich Yahoo aber nicht verlassen. Ende März wurde der französische Anbieter Kelkoo übernommen, der Online-Preisvergleiche im Netz anbietet. Das Unternehmen ist in neun europäischen Ländern aktiv und bezeichnet sich selbst als den "führenden europäischen Internet Shopping Service". Wachstumspotenzial sieht Yahoo auch im Geschäft mit Breitband-Internetzugängen (DSL) sowie neuen "Premium-Services", für die Nutzer bezahlen müssen. Im Blickpunkt stehen dabei vor allem die sich sprunghaft vermehrenden "sozialen Netze". Deren Mitglieder "chatten" nicht mehr, sondern verabreden sich über das Netz zu Treffen im realen Leben. Howard Dean, mittlerweile ausgeschiedener Präsidentschaftskandidat in den USA, hatte sich damit eine große Unterstützerbasis aufgebaut.

Expansion nach China

Von noch größerer Wirkung als die neuen Dienste könnte für Yahoo allerdings die angekündigte Expansion nach China sein. Schon heute gibt es dort 80 Millionen Internetnutzer - und das Potenzial ist riesig. Bereits in den "nächsten Monaten" soll ein erweitertes Angebot in China starten, sagte Yahoo-Gründer Jerry Yang am Dienstag (13.4.) in Peking. Zusammen mit chinesischen Partnern will Yahoo ein Internet-Auktionshaus eröffnen und mit einer speziellen, auf China abgestimmten Suchmaschine, ins Netz gehen.

Ein freies Netz wird es aber nicht sein: Yahoo hat - ebenso wie andere Anbieter - eine Selbstverpflichtung abgegeben, nach der "staatsgefährdende" Inhalte oder Material, das die "soziale Stabilität" stören könnte, nicht veröffentlicht wird. Kritik daran lässt Yahoo nicht gelten. Konzernchef Terry Semel sieht es pragmatisch: "Es ist besser, hier zu sein, als nicht hier zu sein".