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Im Gespräch: Prof. Bert Sakmann, Nobelpreis Medizin

30. September 2011

Bert Sakmann erhielt zusammen mit dem Biophysiker Erwin Neher 1991 den Preis für seine Forschungsarbeiten zu der Frage, wie Nervenzellen elektrische Signale transportieren.

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DW-TV: Herr Sakman, Sie sind ja hier in Lindau aufgewachsen. Haben Sie Heimatgefühle?

Bert Sakman: Ja, ganz sicher. Ich bin hier zur Schule gegangen. Mein Großvater hatte ein sehr schönes Haus am See. Und in dem haben wir sozusagen den Krieg überlebt.

Zur Hirnforschung: Glauben Sie, dass wir Menschen genug Hirn besitzen, um selbiges zu verstehen?

Das ist zu einfach. Man muss fragen, ob man bestimmte Gehirnfunktionen verstehen kann. Und da ist die Antwort: Es gibt einfache Gehirnfunktionen, wie z.B. Reflexe oder Lernen von einfachen motorischen Fähigkeiten, und es ist sicher im Bereich des Möglichen, dass man diese mal mechanistisch verstehen kann.

Auch wenn man heute noch nicht alles versteht, dann versuchen trotzdem schon viele einzugreifen und dem Gehirn auf die Sprünge zu helfen, es noch zu verbessern. Es gibt „Neuroenhancement“, chemische Stoffe, die genommen werden. Was glauben Sie, wenn Sie in die Ferne gucken, wo geht die Reise hin?

Verbesserung des Gehirns oder Veränderung des Gehirns - das wird möglich sein an experimentellen Tieren, denke ich, weil man da in die Entwicklung eingreifen kann. Man kann sogar in die genetische Ausstattung eingreifen. Aber das sind natürlich Methoden, die sich absolut verbieten für die Anwendung am Menschen.

Aber eines Tages wird es doch kommen. Wenn der Mensch eine Chance sieht, beispielsweise sein Gedächtnis zu verbessern durch einen elektronischen Chip, den er einbaut, dann wird er es doch machen. Glauben Sie das nicht?

Der elektronische Chip, das ist ein Schlagwort, das in sehr weiter Ferne liegt. Sie müssen einen Chip verbinden mit den bestehenden Strukturen, sowohl den Input als auch den Output, und da gibt es momentan nicht die geringste Chance das zu machen.

Sie bauen momentan ein Max-Planck-Institut in den USA auf. Brauchen die Amerikaner eigentlich schon Nachhilfe in Sachen Forschung von den Deutschen?

Nein, dem möchte ich strikt widersprechen. Die Max-Planck-Gesellschaft ist von der Regierung von Florida gebeten worden beim Aufbau eines Biotech Hub zu helfen. Die Max-Planck-Gesellschaft hat dem, so weit ich das verstehe, zugestimmt. Die Idee dahinter ist, dass wir ein Institut in den USA aufbauen, wo die amerikanischen Forscher sehen, wie in der Max-Planck-Gesellschaft geforscht wird, und diese auch für amerikanische Wissenschaftler noch attraktiver wird.

Also nicht ganz uneigennützig.

Nicht ganz uneigennützig. Wir sehen das als Chance, um, wie man in den USA sagt, ein „Showcase“ der Max-Planck-Gesellschaft in den USA zu zeigen. Das ist die Idee, den Erfolg werden wir erst in zehn Jahren sehen.

Haben Sie vielen Dank für das Gespräch.

(Interview: Ingolf Baur)