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IG Metall befürchtet massiven Arbeitsplatzabbau

22. Dezember 2009

Das neue Jahr hat noch nicht begonnen, da werden bereits die ersten Schreckensszenarien entwickelt. Die IG Metall rechnet für 2010 mit einem Abbau von 750.000 Jobs in der Metall- und Elektroindustrie.

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Metaller bei der Arbeit (Foto: AP)
Droht auch ihm 2010 die Arbeitslosigkeit?Bild: AP

Trotz der Wirtschaftskrise hielt sich 2009 in Deutschland - im Vergleich mit anderen Industrienationen wie Frankreich oder den USA - der Arbeitsplatzabbau in Grenzen. Das wird sich nach Meinung der IG Metall im kommenden Jahr ändern. Der zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Detlef Wetzel, sagte der "Berliner Zeitung", trotz der leichten Wirtschaftsbelebung dürften immer noch 20 bis 30 Prozent der Kapazitäten nicht ausgelastet sein. Wörtlich sagte er: "Wir sehen rund 750.000 Arbeitsplätze kurzfristig als gefährdet an." Für die Metaller-Gewerkschaft ist klar: in ihrer Branche wird in Zukunft die Arbeit zunehmend verschwinden.

Die Angst der Menschen vor dem Jobverlust beschäftigt auch die Gewerkschaften. Angesichts dieses drohenden Abbaus von Arbeitsplätzen fordert die IG Metall von Arbeitgebern und der Politik, mehr für die Sicherung von Beschäftigung zu tun. Doch was tun? Für die Gewerkschaft ist klar: Die Menschen sollen weniger arbeiten. Wetzel schlug eine weitere Reduzierung der Wochenarbeitszeit vor. Bisher sieht der Tarifvertrag die Möglichkeit vor, zur Sicherung von Beschäftigung die wöchentliche Arbeitszeit von 35 auf 30 Stunden abzusenken, allerdings ohne Lohnausgleich.

Absenkung der Wochenarbeitszeit gefordert

Wetzel vor dem Logo der IG Metall (Foto: AP)
Detlef Wetzel will die Arbeitszeiten der metaller verkürzenBild: AP

Wetzel sprach sich jetzt für eine Absenkung auf "deutlich weniger als 30 Stunden" aus. "Das geht aber nicht mehr ohne Teillohnausgleich", betonte der Gewerkschafter. Sonst könnten die betroffenen Mitarbeiter gleich Unterstützung durch Hartz IV beantragen. Die Politik könnte dieses Modell fördern, indem sie diese Lohnzuschüsse steuerfrei stellt. Die Rechnung konkret: Mehr Leute sollen in den Betrieben bei kürzerer Arbeitszeit die selbe Produktivität liefern. Die Arbeitgeber sollen dafür etwas mehr zahlen, der Staat übernimmt aber die Steuer für die Mehrkosten der Arbeitgeber. Wetzel bot im Gegenzug Zurückhaltung bei den Lohnforderungen für 2010 an: "Je besser und überzeugender die Beschäftigungssicherung ausfällt, umso niedriger wird die reine Lohnforderung ausfallen." Sollten die Arbeitgeber aber nicht zu "vernünftigen Zusagen" bereit sein, "werden wir uns beim Thema Lohn nicht zurückhalten".

Nach Angaben des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall ist die Kapazitätsauslastung in der Branche derzeit mit rund 70 Prozent auf einen historischen Tiefstwert gesunken. Vor allem der Kurzarbeiter-Regelung sei es zu verdanken, dass trotz des Produktionseinbruchs der Beschäftigungsabbau in der Branche bisher verhältnismäßig moderat verlief. Den aktuellsten Zahlen vom Oktober zufolge lag die Zahl der Mitarbeiter in der Branche mit 3,44 Millionen um 5,3 Prozent - das sind 182 000 Beschäftigte - unter dem Monatswert des Vorjahres.

Investitionsprogramm gefordert

Berthold Huber (Foto: AP)
Berthold Huber sieht den Staat in der PflichtBild: AP

Doch auch weitere Gewerkschafter fordern Hilfe vom Staat, um die Konjunktur in der Schlüsselbranche zu stärken. Durch ein Investitionsprogramm in Höhe von mindestens hundert Milliarden Euro könnten technologische Innovationen gefördert werden, sagte IG-Metall Gewerkschaftschef Berthold Huber dem "Weser Kurier" vom Sonntag. Um auch nach der Krise wieder Wachstum und Beschäftigung zu erreichen, müssten industrielle Kerne wie die Metall- und Elektrobranche erhalten und geschützt werden, sagte Huber dem Blatt. "Wollen wir gute Unternehmen stützen oder geben wir sie auf, weil sie im Moment Liquiditätsengpässe haben, keine oder nur viel zu teure Kredite bekommen?" Gegenüber den Banken zeige sich die Politik viel zu nachgiebig, kritisierte Huber. "Wer die Bank gerettet hat, muss auch die Regeln bestimmen." Es gebe aber nach wie vor weder eine effektive Kontrolle der Finanzmärkte noch den nötigen Druck für eine weniger restriktive Kreditvergabe.

Merkel setzt auf Bildungsinvestitionen

Die Kanzlerin winkt (Foto: AP)
Angela Merkel will die Konjunktur durch Bildungsinvestitionen stärkenBild: AP

Wie sehen die Signale der Politik auf diese Aussagen aus? Bundeskanzlerin Angela Merkel will der drohenden Arbeitslosigkeit vor allem Eines entgegensetzen: Bildung. Auch im nächsten Jahr sind nach den Worten von Merkel große Anstrengungen notwendig, um die Konjunktur in Deutschland zu stabilisieren und zu stärken. Gerade im nächsten Jahr werde es noch einmal viele kritische Situationen geben, sagte die Kanzlerin in ihrer am Samstag im Internet veröffentlichten letzten Video-Botschaft dieses Jahres. Das Ziel sei, möglichst schnell aus dem Tal der Wirtschaftskrise wieder herauszukommen. "Deshalb hat die neue Bundesregierung ganz besonders in Forschung und Bildung investiert." Ob diese Maßnahme die Arbeitnehmer in der Weihnachtszeit geruhsam in die Zukunft blicken lässt?

Autor: Marcus Bölz (dpa, rtr, AFP)
Redaktion: Sabine Faber